45

und diesen Menschen anhand seiner Verhaltens-

weisen im Laufe der Zeit immer besser kennen-

lernen – genauso verhält es sich mit Künstlicher 

Intelligenz. „Die Testmethoden, die wir derzeit 

entwickeln, funktionieren deshalb noch nicht für 

KI-Systeme. Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich 

noch schwer abschätzen, ob es überhaupt gelingen 

wird, in diesem Bereich automatisierte Testver-

fahren zur Sicherheitsüberprüfung zu entwickeln, 

das ist derzeit intensiver Bestandteil unserer For-

schung“, so Ziebermayr. „Bevor man nicht die 

fehlerfreie Funktion von KI-basierten Systemen 

nachweisen kann, werden wir kein KI-System 

erleben, das eine Produktion vollständig leitet.“ 

#3 

Hoffnungs-

(energie)

träger

Der Bedarf an Wasserstoff in Österreich wird stei-

gen. Schon jetzt findet das Element in der Metall-

erzeugung Anwendung, in Zukunft wird es auch 

als Treibstoff im Verkehr und als Energieträger, 

etwa in Gasheizungen, immer wichtiger werden. 

„2030 rechnen wir mit einem österreichweiten 

Bedarf von ungefähr zwei Millionen Tonnen“, 

sagt Peter Moser, Vizerektor der Montanuniversi-

tät Leoben. Dort leitet er Forschungsarbeiten zur 

Gewinnung von Wasserstoff und Kohlenstoff aus 

Methan und Erdgas. 

Im Moment wird Wasserstoff zumeist noch als 

Nebenprodukt anderer industrieller Prozesse ge-

wonnen. Soll er das Hauptprodukt sein, wird 

Wasserstoff momentan durch Elektrolyse herge-

stellt, bei der Wasser mittels elektrischen Stroms 

in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauer-

stoff zerlegt wird. Der Stromverbrauch dabei ist 

enorm. Würde die voestalpine ihren wachsenden 

Wasserstoffbedarf allein durch Elektrolyse abde-

cken wollen, müssten drei neue Donaukraftwerke 

gebaut werden. Zudem bedingt jedes Kilo Was-

serstoff, das bei der Elektrolyse erzeugt wird, 20 

bis 30 Kilogramm CO

2

-Ausstoß. Die Nachfrage 

in den nächsten dreißig Jahren mit erneuerbaren 

Energien zu decken, ist also nach heutigem Stand 

der Technik praktisch unmöglich.

SPARE IN DER ZEIT, 
SO HAST DU IN DER NOT

In Leoben forschen Moser und sein Team des-

halb an einer Alternative: Wasserstoffgewinnung 

durch Pyrolyse. Dabei werden Methan oder Erd-

gas mithilfe flüssiger Metalle in ihre Bestandteile, 

Wasserstoff und Kohlenstoff, zerlegt. Für diese 

Lösung spricht vieles: Die Pyrolyse braucht nur 

etwa ein Viertel der Energie, die für die Elekt-

rolyse aufgewendet werden muss. Zudem lassen 

sich Pyrolyseanlagen in das bereits bestehende 

europäische Erdgasnetz einbauen. Das Gas könn-

te direkt aus den Pipelines in die Anlagen geleitet 

werden. Dort wird es in Wasserstoff, der über die 

Pipelines weiter an seinen Verwendungsort flie-

ßen kann, und Kohlenstoff geteilt. 

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Mon-

tanuniversität sind die möglichen Anwendungs-

bereiche dieses Kohlenstoffs. „Bei dem Prozess 

entsteht hochreiner Kohlenstoff, der sehr porös 

ist“, sagt Moser. In Zusammenarbeit mit der 

Universität für Bodenkultur in Wien forscht das 

Team um Moser an Verwendungsmöglichkeiten 

in der Landwirtschaft. „Der Kohlenstoff könnte 

etwa Wasser und Düngemittel speichern. Der 

Dünger kann dann nicht mehr vom Regen ausge-

spült werden und die Wurzeln der Pflanzen könn-

ten ihn nach Bedarf aus dem Kohlenstoff ziehen“, 

so Moser. Die Aufgabe der Montanuniversität ist 

es, den Kohlenstoff in der richtigen Konsistenz 

zu liefern. Außerdem könnte Kohlenstoff in der 

Bauindustrie angewendet werden, indem er Be-

ton beigemengt wird und diesen leichter macht. 

Auch in die Wasserstoffmobilität könnte er Ein-

zug halten, als Kraftstoffspeicher. Ein weiterer 

wichtiger Bestandteil der Forschung ist die Frage, 

wie groß der CO

2

-Ausstoß mit der Pyrolyse sein 

wird. „Ganz einfach gesagt wollen wir wissen, ob 

wir etwas anstellen, wenn wir diesen neuen Weg 

gehen“, sagt Moser.  „Wir wollen mit den Res-

sourcen, die uns zur Verfügung stehen, möglichst 

sparsam umgehen.“

Wir wollen 

mit den 

Ressourcen

die uns zur Verfügung 

stehen, möglichst 

sparsam umgehen.

Peter Moser 

Vizerektor,  

Montanuniversität  

Leoben