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lisierung folgt Lokalisierung, und im Laufe der
Zeit entstehen dann Synthesen“, erklärt Horx-
Strathern. Die Synthese der „Glokalisierung“ ist
vor allem im Kontext der Pandemie stark spür-
bar: „Gerade jetzt merken wir einerseits eine star-
ke Lokalisierung, weil wir unsere Nachbarschaft,
unsere Umgebung und unsere Familie sehr inten-
siv erleben. Andererseits sind wir durch die globa-
le Gesundheitskrise eng mit der Welt verbunden.
Das ist ein Paradoxon, man spürt hier die Glokali-
sierung sehr deutlich.“ Was den Städtern fehle, sei
„ein kleines bisschen Dorf, und vice versa“, sagt
Horx-Strathern. Doch wie sieht das Bild einer
lokalen Stadt aus? Man funktioniert eine Groß-
stadt in viele kleinere um. „In Paris wird schon
seit längerem nach der Idee geplant, die Stadt
nach 15-Minuten-Städten zu organisieren. Das
heißt, alles, was man braucht, ist innerhalb von
fünfzehn Minuten zu Fuß oder mit dem Fahr-
rad erreichbar: Parks, Bäckereien, Supermärkte,
Ärzte, öffentliche Begegnungsplätze.“ Freimüller-
Söllinger meint dazu: „Jede Stadt, jedes Dorf und
jede Kulturlandschaft braucht sein Genius Loci,
seinen Geist des Ortes: lokale Angebote, Beson-
derheiten und Traditionen gepaart mit dem Be-
wusstsein globaler Zusammenhänge.“
Was kleinere Städte und Regionen von den gro-
ßen Städten lernen können, darüber ist man
sich am Maximilianhof einig: bessere öffentliche
Verkehrsanbindungen und eine bessere Infra-
struktur in den Zentren. Dadurch könne man
ausgestorbene Stadt- und Ortszentren durch den
Wohnbau wieder mehr beleben. „Für den Groß-
teil der Gesellschaft muss Wohnen leistbar blei-
ben. Wir möchten den Wohnbau in den Zent-
ren halten, wo sich das Leben abspielt und die
Infrastruktur vorhanden ist. Außerdem stärkt
es die Gemeinschaft, wenn das Zentrum befüllt
und belebt wird“, sagt Gesswein, „egal, ob man
auf dem Land, in einer kleinen oder großen Stadt
lebt.“_