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Leben lang“, sagt der 27-Jährige, der Mitte 2019
endgültig beschließt, aus dem „ganzen Wahnsinn
aussteigen zu wollen“.
„Meine Eltern wussten, wie sehr ich am Betrieb
hänge und dass ich mein ganzes Herzblut hinein-
stecke. Sie sahen darin eine Möglichkeit, mich
zu erpressen, um mich ein Stück weit gefügig für
ihre Werte zu machen. Da war für mich dann der
Punkt erreicht, wo es mir lieber war auf meinen
Platz im Familienunternehmen zu verzichten, als
meine Seele zu verkaufen“.
MUT ZUR LÜCKE
So kommt es, dass Stefan Reichhart Ende 2019
dem elterlichen (Auto-)Haus den Rücken zu-
kehrt und mit fast nichts vor der Türe steht: „Es
tut weh, wenn sich Eltern gegen das eigene Kind
wenden“, sagt Stefan, der an sich ein Familien-
mensch ist und den es noch mehr schmerzt, dass
sein fast dreijähriger Sohn ohne die eigene großel-
terliche Seite aufwächst. Uneheliche Kinder pas-
sen nicht zu deren Wertvorstellung.
Trotzdem hadert der Jungunternehmer nicht
mit seinem Schicksal, sondern traut sich, seine
Visionen umzusetzen: „Die Idee zum Car Loft
entstand Anfang des Jahres, dann kam Corona.
Die Zeit nutzten wir für die Umbauarbeiten und
für die nötigen Vorbereitungen.“ Unterstützung
im neuen Unternehmen bekommt er von seiner
Cousine Johanna, die sich um die Administration
kümmert, sein Cousin Benedict greift ihm mar-
ketingtechnisch unter die Arme und das Quali-
tätsmanagement übernimmt ein Mitarbeiter, der
„früher einmal“ Kunde beim jetzigen Chef war
und seit langer Zeit ein guter und verlässlicher
Freund ist. Der befreundete Geschäftspartner
Adel Husic sorgt mit seinen Erfahrungen im
Technik- und Tuningbereich für die perfekte Er-
gänzung. Im Mai konnte das Car Loft schließlich
aufsperren.
Dass das neue Projekt von Anfang an ein Erfolg
wird, verdankt der Autofan seinem Gespür und
seinem Mut, weil er während des Lockdowns ei-
nige sportliche und ungewöhnliche Autos kauft.
Die Fühler streckt er dafür in ganz Europa aus.
Das Konzept geht auf, das Geschäft läuft gut an,
da das Car Loft eines der wenigen Autohäuser ist,
das nach der schwierigen Zeit gebrauchte 7er und
8er BMW oder Cabrios zu attraktiven Konditio-
nen verkauft. „Ich will mich mit meinem Angebot
von der breiten Masse abheben. Ich gehe bewusst
einen anderen Weg, indem ich meinen Kun-
den echte Gustostückerl zu einem Toppreis an-
biete.“
DIE JUNGEN WILDEN
Den Fokus legt Stefan Reichhart im Car Loft auf
gebrauchte Jungwagen: „Das ist quasi ein neues
Auto zu einem sehr attraktiven Preis. Der Kun-
de kommt, schaut sich das Auto an, verliebt sich
bestenfalls und fährt damit nach Hause. Somit er-
spart er sich lange Lieferzeiten oder komplizierte
Konfigurationen, die die Kaufentscheidung nicht
einfacher machen.“
Dass bei seinen Shoppingtouren manchmal auch
Traumautos für ihn selbst dabei sind, ist das be-
rühmte i-Tüpfelchen seiner neuen Herausfor-
derung. So zeigt uns der Hausherr zum Schluss
der Führung sein privates Geschoss, das vor al-
lem durch den (ohrenbetäubenden, aber legalen!)
Sound auf sich aufmerksam macht. BMW M4
Sondermodell Telesto Performance heißt das im-
posante Spielzeug, oder anders ausgedrückt: „Das
Maximum an Sportlichkeit mit dementsprechen-
den 450 PS“, wie der Autofan sagt und einfach
nur genießt._