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Böhm, „und diese Branche steht unter Druck.“ 

Der Siegeszug des Internets brachte viele Medien 

in Bedrängnis: Nachrichten sind oft wenige Se-

kunden nach dem Ereignis gratis lesbar, die Le-

serschaft der traditionellen Zeitschriften und Ma-

gazine bricht weg, Verlage müssen schließen. Die 

Medien, die nachkommen, haben aber oft nicht 

dieselbe Qualität: Quellen verfolgen politische 

Agenden und zielen darauf ab, die öffentliche 

Meinung zu beeinflussen. Fake News verzerren 

zunehmend den öffentlichen Diskurs oder sogar 

Wahlergebnisse. 

„Wir lösen dieses Problem an der Wurzel“, sagt 

Böhm. Über ein Werbungs- und Abonnement-

modell möchte Newsadoo traditionellen Medien 

eine neue Möglichkeit bieten, ihre Inhalte zu 

monetarisieren. Die Konkurrenz ist dabei nicht 

unerheblich: Facebook, Apple und Google haben 

eigene Programme speziell für Nachrichtenme-

dien gestartet. Und am großen Rittern um die 

wertvolle Aufmerksamkeit der User im Internet 

beteiligen sich auch die Entertainment-Giganten. 

„Langfristig müssen wir uns mit Branchengrößen 

wie YouTube und Spotify messen“, sagt Franz Eb-

ner, der das Entwicklerteam leitet. 

IM RING MIT SCHWERGEWICHTEN

Und was ist das größte Geheimnis der Branchen-

größen? Ihr Algorithmus, der den Nutzern Inhalte 

vorschlägt, die relevant für sie sind. Das Zauber-

wort lautet Recommendation. Nora Engleitner ist 

bei Newsadoo für „Natural Language Processing“, 

also die Auswertung menschlicher Sprache über 

Computerprogramme, und Künstliche Intelligenz 

verantwortlich. Die Doktorin der Mathematik 

entwickelt gemeinsam mit Experten des SCCH 

(Software Competence Center Hagenberg) und 

des RISC (Research Institute for Symbolic Com-

putation) der Johannes Kepler Universität sowie 

internationalen Partnern einen neuen Empfeh-

lungsalgorithmus. 

Im Rahmen des TIDE-Projekts soll Newsadoo so 

zur innovativsten Newsplattform Europas werden. 

Entsprechend der idealistischen Grundidee des 

Unternehmens wird auch der Algorithmus nach 

ethischen Gesichtspunkten konzipiert. Denn die 

Algorithmen vieler Unternehmen stufen momen-

tan zum Beispiel Inhalte von Männern allein auf-

grund ihres Geschlechtes als relevanter ein. „Wir 

legen bei unserer Arbeit sehr großen Wert auf 

David Böhm

CEO, Newsadoo

Wer keine Fehler  

macht, der trifft keine 

Entscheidungen, ist  

nicht mutig und versteckt  

sich hinter anderen.

Franz Ebner

Teamleader Development,  

Newsadoo 

Langfristig müssen wir  

uns 

mit Branchengrößen  

wie Youtube und Spotify 

messen.