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„WIR HABEN 

UMGEHEND  

EIN 

KRISEN-

MANAGEMENT 

GESTARTET“

Wie erlebte man beim AMS die Anfänge der Coronazeit und die plötzliche Antragsflut

wann wird sich der Arbeitsmarkt voraussichtlich wieder auf Normalniveau einpendeln? 

AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer im Interview.

Herr Straßer, wie haben Sie persönlich 
den plötzlichen Lockdown erlebt?

STRASSER

_Ich war am Anfang sehr betroffen. 

Man wusste zunächst wenig über die Gefahren 

und die nötigen Schutzmaßnahmen gegen das 

Virus. In den AMS-Geschäftsstellen gab es posi-

tiv getestete Mitarbeiter und nachfolgend Qua-

rantäne-Maßnahmen. Es bestand Unsicherheit 

darüber, ob wir den Geschäftsbetrieb überhaupt 

aufrechterhalten können. Zugleich brach aber 

eine Antragsflut von Arbeitslosenmeldungen und 

Kurzarbeitsbegehren über uns herein. So etwas 

habe ich in den 40 Jahren beim AMS noch nie 

erlebt.

Kann man diesen Ansturm quantifizieren?

STRASSER

_Bei unserer ServiceLine gab es bis zu 

13.800 Anrufe pro Tag, und in den ersten drei 

Tagen der Krise erhielten wir 14.000 Anfragen 

per E-Mail. Die Krise auf dem Arbeitsmarkt hat 

bislang ungeahnte Dimensionen angenommen. 

Zum Höchststand waren knapp 60.000 Personen 

arbeitslos und über 290.000 in Kurzarbeit.

Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um 
die Situation in den Griff zu bekommen?

STRASSER

_Wir haben umgehend ein Krisenma-

nagement an allen 18 AMS-Standorten gestartet: 

Eine Zugangsbeschränkung wurde verordnet und 

strenge Hygienevorschriften traten in Kraft. In-

ternes und externes Personal wurde zur Bearbei-

tung der Kurzarbeitsanträge rekrutiert: Mehr als 

die Hälfte aller unserer Mitarbeiter wurde über 

Wochen nur für Anfragen, Anträge und Abrech-

nungen rund um die Kurzarbeit eingesetzt. Dieses 

Personal fehlt uns natürlich bei unseren Kernauf-

gaben – bei der Vermittlung und Qualifizierung 

arbeitsloser Menschen.

Die Bundesregierung hat zusätzliches 
Personal versprochen. Wird das 
ausreichen, um wieder zum 
Normalbetrieb überzugehen?

STRASSER

_Der Abbau von 150 Planstellen wur-

de gestoppt und 250 Planstellen kommen zu-

sätzlich – für ganz Österreich. Wir wollen uns so 

rasch wie möglich wieder voll auf unsere Kern-

Ich schätze, es  

wird zwei bis drei Jahre 

dauern, bis wieder 

‚positive‘ Verhältnisse am 

Arbeitsmarkt herrschen.

Gerhard Straßer 

Landesgeschäftsführer, 

AMS

 Text Valentin Lischka

 Foto Weihbold