146

der Hypo Oberösterreich geleitet haben. 
In der Zwischenzeit hat sich wohl einiges 
verändert. Auch das Image des Bankers, 
Stichwort Bankenkrise, ist nicht mehr das, 
was es einmal war, oder?
KUMPFMÜLLER

_Ich kenne natürlich sehr viele 

Kunden und Mitarbeiter nach wie vor persönlich 

aus meiner damaligen Zeit. Das ist jetzt für mich 

eine tolle Erfahrung, mit den Kollegen wieder 

zusammenzuarbeiten. Es stimmt, dass man heu-

te als Bank ein sehr attraktiver Arbeitgeber sein 

muss, um die besten Köpfe fürs Unternehmen 

zu bekommen. Da hat die Hypo in den letzten 

Jahren sehr viel gemacht. Bei den Arbeitgeber-

rankings ist die Hypo immer vorn dabei. Wir ha-

ben ein Projekt der Vereinbarkeit von Beruf und 

Familie, bieten flexible Arbeitszeiten, ein ordent-

liches Weiter- und Ausbildungsprogramm und 

Entwicklungsmöglichkeiten.

Braucht es heute nicht eine viel höhere 
Qualifizierung der Bankmitarbeiter?

 

KUMPFMÜLLER

_Ja, das gilt natürlich vor allem 

für eine Bank wie uns. Wir verstehen uns als Be-

raterbank, wo man nicht nur Produkte von der 

Stange bekommt, sondern wo es auch um indi-

viduelle Dienstleistungspakete geht, sowohl im 

Veranlagungs- als auch im Wohnbaubereich. 

Bankmitarbeiter müssen daher auch kreativ und 

in der Lage sein, die Bedürfnisse des Kunden im 

Gespräch herauszuarbeiten, um daraus entspre-

chende Produkte individuell zu schneidern.     

Die Hypo Oberösterreich ist als die 
Wohnbau- und Ärztebank bekannt. Wird 
sich diese Spezialisierung unter Ihrer 
Führung in Zukunft ändern?
KUMPFMÜLLER

_Das können wir noch nicht 

sagen. Tatsache ist, dass wir Marktführer in der 

Wohnbaufinanzierung sind, sowohl im Privat-

kundenbereich als auch für Bauträger. Da sind 

wir nicht nur beim Finanzierungsvolumen, son-

dern auch beim Know-how führend, und das 

wollen wir bleiben. 

2014 stellte die Hypo Oberösterreich 3,7 
Milliarden Euro Finanzierungsvolumen für 
den Wohnbau zur Verfügung, das waren 
65 Prozent der gesamten Ausleihungen. 
Wie viel sind es heute? 
KUMPFMÜLLER

_Jetzt sind es rund 70 Pro-

zent, und damit vier Milliarden Euro. Wir haben 

Marktanteile hinzugewonnen, man muss aber 

auch dazusagen, dass gerade im Immobilienbe-

reich die Preise in den letzten zehn Jahren extrem 

stark gestiegen sind, sie haben sich fast verdop-

pelt. Das wirkt sich auch auf die Finanzierungs-

volumina aus. 

Wenn das so weitergeht: Können sich bald 
nur noch sehr wohlhabende Menschen die 
Anschaffung eines Eigenheims leisten?
KUMPFMÜLLER

_Nein, das denke ich nicht, 

weil die Zinsen ja extrem gesunken sind und da-

her die Finanzierung im Vergleich zu früher sehr 

günstig geworden ist. Vor zehn Jahren lag das 

Zinsniveau bei fünf Prozent, heute liegt es bei ei-

nem oder zwei Prozent, das ist ein riesiger Unter-

schied. Und das führt dazu, dass man sich auch 

jetzt noch eine eigene Immobilie als Normalver-

diener leisten kann. Hinzu kommen die Förder-

darlehen des Landes Oberösterreich, da sind wir 

nach wie vor exklusiver Partner des Landes und 

das läuft gut. Die Förderangebote müssen natür-

lich immer weiterentwickelt werden.  

Wenn die Zinsen so niedrig sind, stellt sich 
gleichzeitig die Frage: Wird Sparen auch 
für Private zum Minusgeschäft? Und wie 
verdient man als Bank da noch Geld?

 

KUMPFMÜLLER

_Ich glaube, dass wir noch län-

ger so niedrige Zinsen haben werden wie jetzt. De 

facto null Zinsen. Sparen auf einem Sparbuch ist 

ein schlechtes Geschäft, denn wenn man die In-

flation mitberücksichtigt, bedeutet das eigentlich 

eine negative Realverzinsung, derzeit in Höhe 

von 1,5 Prozent. Das heißt, wer Geld zu veran-

lagen hat, sollte neben einem Notgroschen am 

Sparbuch, über den man jederzeit verfügen kann, 

auch andere Anlageformen ins Auge fassen – vor 

allem Wertpapiere. Für die Banken ist es natürlich 

eng – wenn die Zinsen niedrig sind, sind auch die 

Zinserträge in Relation niedrig. Daher ist es für 

die Bank wichtig, sich auch auf der Kostenseite 

positiv zu entwickeln. Das kann etwa durch mehr 

Effizienz in der Organisation mithilfe der Digita-

lisierung gelingen. 

Wenn es, wie Sie sagen, für die Banken 
eng ist, dann ist der Wettbewerb natürlich 
groß. Wie kann sich Ihre Bank  
da gegenüber anderen behaupten? 
KUMPFMÜLLER

_Zum einen haben wir einen 

Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen anderen 

Banken, weil wir eine Emissionsbank sind. Das 

heißt, wir refinanzieren uns nicht nur über Ein-

lagen von Kunden, sondern wir vergeben lang-

fristige Emissionen, also Anleihen mit Laufzeiten 

bis zu zwanzig Jahren. Und das bringt für uns li-

quiditätsmäßig eine entsprechende Sicherheit, in-

dem wir das Geld langfristig zur Verfügung haben 

und damit auch langfristig wieder verleihen kön-

nen. Was uns noch von anderen Banken unter-

scheidet, ist unser starker Haupteigentümer, das 

Land Oberösterreich. Der ermöglicht uns auch, 

dass wir das beste Rating haben, das es in Öster-

reich gibt: A+. Besser ist keine Geschäftsbank in 

Österreich geratet und das bringt wiederum den