145
Text Susanna Wurm
Foto Simon Hörmandinger
Wenn Klaus Kumpfmüller seine Laufrunde durch Leonding dreht, dann geht’s mal bergauf, mal
bergab, manchmal wird’s richtig anstrengend. Sitzen bleiben und abwarten ist trotzdem keine
Option für ihn. Auch nicht in seiner neuen Funktion als Generaldirektor der Hypo Oberösterreich.
Wenn Herausforderungen auf ihn zukommen, dann analysiert er sie, diskutiert und entscheidet
rasch. Und es sind viele Themen, die auf ihn zukommen. Welche, das erzählt er ausnahmsweise
dann doch vor allem im Sitzen.
Den Pöstlingberg, den Kürnberger Wald und
sogar die Donau – das alles kann man vom so-
genannten 13er Turm in Leonding sehen. Klaus
Kumpfmüller ist nicht der Einzige, der hier regel-
mäßig Sport betreibt. Vor allem an einem so war-
men Herbsttag zieht es viele in die Natur. Und
die bedeutet dem Oberösterreicher viel. Auch
während seiner Cooling-off-Phase verbrachte er
viel Zeit draußen. Als er im Jänner als Nachfolger
des verstorbenen Andreas Mitterlehner zum Vor-
standsvorsitzenden der Hypo OÖ bestellt wurde,
legte er seine Vorstandsfunktion bei der Finanz-
marktaufsicht zurück und konnte bis zu seinem
Start bei der Bank im August das machen, wozu
er sonst wenig Zeit hat: Ski fahren und Skitouren
zum Beispiel. Und natürlich laufen.
„Läuft!“, denkt man sich beim Blick auf
Ihren Lebenslauf. Sowohl beim Laufen
als auch bei Ihrer Karriere: Was ist Ihr
Erfolgsgeheimnis?
KUMPFMÜLLER
_Das Wichtigste ist mal: ohne
Fleiß kein Preis. Und genauso wichtig ist eine
positive Einstellung: Ich schaue optimistisch in
die Zukunft und wenn Probleme aufkommen,
dann sehe ich nicht vordergründig die Probleme,
sondern schaue, wie sie sich lösen lassen. Diese
Lösungsorientierung hat mich immer geleitet. Ich
versuche, die Themen aufzunehmen, die da sind.
Sie zu analysieren, zu diskutieren, rasch zu ent-
scheiden und schließlich die Lösung umzusetzen.
Etwas auszusitzen ist immer eine schlechte Idee,
das führt nicht zum Erfolg.
Was sind die ersten Themen, die Sie jetzt
in Ihrer neuen Funktion als Generaldirektor
analysieren?
KUMPFMÜLLER
_Das Eine ist natürlich die
Coronasituation, die uns vor Herausforderungen
stellt. Innerbetrieblich geht es darum, Lösungen
zu finden, wie man mit dieser Situation umgeht,
Stichwort Homeoffice und Digitalisierung der
Arbeitswelt. Auf der anderen Seite haben wir eine
veritable Wirtschaftskrise. Da wollen wir als Bank
dazu beitragen, die Wirtschaft mit notwendiger
Liquidität und Bankdienstleistung zu versorgen –
dazu muss man rasch analysieren und die Kun-
den durch die Krise durchbegleiten. Und schau-
en, dass möglichst wenig Schaden bleibt, damit
Wachstum wieder möglich ist. Eine große Rolle
spielt dabei auch der Optimismus. Wirtschaft be-
steht zu einem großen Teil aus Psychologie. Das
heißt, wenn die Stimmung positiv wird, ist das
auch für die Wirtschaftsentwicklung positiv.
Wenn es Corona nicht gegeben hätte,
was würde dann jetzt ganz oben auf
Ihrer To-do-Liste stehen?
KUMPFMÜLLER
_Erstens: Die Banken sind in
einem Transformationsprozess. Die Digitalisie-
rung bietet viele Chancen, wir haben eine mo-
derne Technologie und mit der RLB OÖ einen
strategischen Partner, mit dem wir im IT-Bereich
gut zusammenarbeiten. Was wir dabei aber im-
mer mitdenken: Wir sind eine Beraterbank und
wir müssen für uns definieren, wie wir mit unse-
ren Kunden kommunizieren – wann braucht es
persönlichen Kontakt, was kann man auch digital
abwickeln? Das Beste aus diesen beiden Sphären
zu entwickeln, das ist der Ehrgeiz, den wir haben.
Das zweite große Thema ist die Nachhaltigkeit.
Diese zieht sich durch vom Geschäftsmodell über
ökologische Anlageprodukte bis hin zur Wohn-
baufinanzierung. Wenn jemand nachhaltig bau-
en möchte und eine Finanzierung braucht, be-
kommt er bei uns besondere Produkte.
Wird es dafür auch in Zukunft die zwölf
Filialen der Hypo Oberösterreich geben?
KUMPFMÜLLER
_Wir haben ein kleines, fei-
nes Filialnetz, daran wird sich in absehbarer Zeit
nichts massiv ändern. Aber ich bin einer, der sich
zuerst mal selbst ein Bild macht, Themen selbst
anschaut, eine eigene Meinung bildet und dann
rasch analysiert, entscheidet und umsetzt. Wir
sind gerade mittendrin in der Analysephase.
Eine neunjährige „Analysephase“ haben
Sie bereits von 2002 bis 2011 hinter sich
gebracht, als Sie den Großkundenbereich