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Onlinehandel weiterhin stark zu.
Welche Auswirkungen hat das auf
die oberösterreichische Raum- und
Regionsentwicklung?
SÖSER
_Internationale Konzerne wie Amazon er-
halten ihren großen Zuspruch, weil sie ihr Ange-
bot technisch sehr gut bereitstellen und dem Nut-
zer einen hohen Servicegrad bieten. Der ländliche
Bereich ist gefordert, dieses Know-how auch auf-
zubauen. Dabei geht es neben dem technischen
Aspekt auch um die Abwicklung der Bestellun-
gen. Denn auch das erfordert Kapazitäten, die
einzelne regionale Anbieter meist nicht haben.
Daher sehe ich vor allem zwei Möglichkeiten, um
auch in der digitalen Welt einen Ankerpunkt zu
finden: Entweder man besetzt eine Nische oder
man schafft Synergien, sprich man entwickelt
attraktive Plattformen, die verschiedene Online-
angebote bündeln und serviceorientiert zur Ver-
fügung stellen. Wie die Gemeinden müssen auch
regionale Unternehmen große organisatorische
Themen gemeinschaftlich angehen. Diese Platt-
formen sind essenziell für den regionalen Han-
del. Es gibt eine große Zielgruppe, die mit den
Arbeitsbedingungen und ethischen Grundsätzen
diverser Onlineriesen nicht einverstanden ist und
bevorzugt regionale Anbieter unterstützen wür-
de wollen. Dazu muss man diese Anbieter aber
auch online sichtbar und einfach zugänglich
machen.
Frau Moser, Ihr Spezialgebiet ist
Nachhaltigkeit und Umwelt. Aktuell
sehen wir, wie sehr sich die Natur erholt,
wenn wir ihr mehr Raum geben. Welche
Maßnahmen lassen sich daraus für die
Zukunft ableiten?
MOSER
_Ich hake da ein, wovon ich vorher gespro-
chen habe – bei der Digitalisierung im ländlichen
Raum. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass man
nicht für jede Besprechung persönlich vor Ort sein
muss. Im ländlichen Raum gibt es vor allem beim
Pendeln Einsparungspotential. Konkret arbeiten
wir gerade an Konzepten, um Gemeinden dabei zu
unterstützen, Arbeitsstrukturen in den Regionen
aufzubauen, die eine Dezentralisierung der Arbeit
unterstützen. Viele haben zuhause nicht die Mög-
lichkeit, in Ruhe zu arbeiten, und hier bieten In-
frastrukturen wie Co-Working-Spaces interessante
Möglichkeiten, um das Pendeln zu reduzieren. Bei-
spielsweise kann man einen Gemeinderatssaal, der
den Großteil des Jahres leer steht, auch als Arbeits-
platz für Unternehmen nutzen, wenn er mit der
entsprechenden technischen Infrastruktur ausge-
stattet ist. Hier gibt es ganz viele Möglichkeiten.
Welche Rolle spielt Talent
in Ihrem Beruf?
MOSER
_Man braucht ganz viel kreative Lösungs-
kompetenz, weil man sich immer sicher sein kann,
dass irgendwas nicht so sein wird, wie man es ge-
plant hat. Also diese Elastizität, mit Unerwartetem
umzugehen und es für sich als Chance zu interpre-
tieren, ist schon ein gewisses Talent.
SÖSER
_Es braucht jedenfalls eine stark ausge-
prägte emotionale und soziale Intelligenz, die man
nur sehr bedingt erlernen kann. Der Rest ist viel
Fleiß – und eine hohe Frustrationstoleranz. Selten
funktionieren Ideen auf Anhieb. Man muss aus je-
dem Scheitern das Positive ziehen und darauf auf-
bauend neue Lösungswege entwickeln. Oft ist die
Erkenntnis, dass etwas nicht funktioniert, schon
sehr viel wert.
Selten funktionieren
Ideen auf Anhieb.
Man muss
aus
jedem Scheitern das
Positive ziehen.
Christian Söser
Regionalmanager
Raum- und Regions-
entwicklung, RMOÖ