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HIERSCHE
_Andi, als Schieds-
richter [Anm.: Andreas
Rothmann ist auch Bundes-
liga-Schiedsrichterassistent]
kannst du mit Pfeife, Fahne
und ohne viele Worte Tatsa-
chenentscheidungen gegen
die Mehrheit der Personen
auf und neben dem Feld
treffen. Wären diese Uten-
silien wie auch rote und
gelbe Karten im Büroalltag
manchmal ganz nützlich?
ROTHMANN
_Alex, wie vie-
le Anwälte kennst du, die eine Entscheidung, die
sie für unrichtig halten, ohne viele Worte akzep-
tieren würden? Und wer verhandelt nach einem
„Spielabbruch“ am grünen Tisch? (lacht)
… WIR SCHON DAS JAHR 2021
SCHREIBEN WÜRDEN – WIE WÜRDEN SIE
AUF 2020 ZURÜCKBLICKEN? WAS HAT
SICH SEITHER VERÄNDERT?
ROTHMANN
_Als Unternehmen werden wir
wahrscheinlich eine starke Veränderung durch-
laufen haben. Kommunikationsprozesse, die oft
sehr informell erfolgt sind, laufen nun planmä-
ßiger ab, regelmäßiger und besser vorbereitet,
also effizienter. Homeoffice wurde unter gewissen
Rahmenbedingungen zur Regel. Diesbezügliche
Vorbehalte konnten abgebaut werden. Bespre-
chungen finden häufiger mittels Videokonferenz
statt, selbst in großen Runden durchaus diszipli-
niert. Die Leute haben eine Routine im Umgang
mit diesem Medium entwickelt. Hoffentlich wer-
den wir auch einen Ersatz für das gelegentliche
Feierabendbier gefunden haben.
… WIR IHRE GEDANKEN LESEN
KÖNNTEN – WELCHE GEDANKEN
DOMINIERTEN SEIT MITTE MÄRZ IN
IHREM KOPF?
ROTHMANN
_Hoffentlich kommen wir alle mög-
lichst unbeschadet da durch. Und: Welchen Bei-
trag können wir dafür leisten?
… SICH DIESE GLOBALE KRISE
WIEDERHOLEN WÜRDE? WAS HÄTTEN
SIE ALS ANWALT DARAUS GELERNT?
WAS WÜRDEN SIE UNTERNEHMEN
RATEN, UM SICH FÜR SOLCHE KRISEN
ZU RÜSTEN?
HIERSCHE
_Ich glaube, dass man sich nicht ge-
gen alles rüsten kann. Nicht jedes Risiko lässt sich
ausschließen und nicht jeder Betrieb ist beliebig
wandelbar. Was wir aber gesehen haben, ist, dass
viele Unternehmen im Rahmen ihrer Möglich-
keiten sehr schnell auf die geänderten Rahmen-
bedingungen reagiert haben. Auch wir als An-
waltskanzlei haben umgehend versucht, uns in
die Lage unserer Mandanten zu versetzen und zu
antizipieren, in welchen Bereichen der Beratungs-
bedarf am größten sein würde, um dort auch pro-
aktiv zu informieren oder zumindest rasch ant-
worten zu können.
… ES KEIN CORONAVIRUS GÄBE –
WIE WÜRDEN SIE DANN HEUER DEN
SOMMER VERBRINGEN?
ROTHMANN
_Da wir eine kleine Tochter mit
knapp zwei Jahren haben, würde ich diesen mit
meiner Familie am „Hausmeisterstrand“ von Je-
solo in einem wunderschönen Apartementhotel
verbringen.
HIERSCHE
_Wir hatten für Juni einen Familien-
urlaub zum 60er meiner Mutter in Österreich ge-
plant. Ansonsten stand ein Italienaufenthalt im
Raum. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
… KÜNSTLICHE INTELLIGENZ DAS
KOMPLETTE RECRUITING ÜBERNEHMEN
WÜRDE?
ROTHMANN
_Ich sehe die Sache ähnlich wie im
juristischen Bereich. Auch hier können digitale
Tools eine wertvolle Hilfe vor allem in der Vor-
auswahl bieten, um Entscheidungsprozesse zu
objektivieren und zu verbessern. Letztlich kommt
es im Recruiting wie auch im laufenden Betrieb
aber auf Zwischenmenschliches an, auf emotiona-
le Qualitäten. Das Recruiting läuft bei uns nicht
mechanisch über Formeln. Wir suchen Personen,
die lernen und mitgestalten wollen, die sowohl
unseren Mandanten als auch unserem Unterneh-
men helfen möchten, in jeder Hinsicht noch bes-
ser zu werden. Es ist schwierig, diese Eigenschaft
an Dingen festzumachen, die Bewerber üblicher-
weise in ihre Bewerbungen schreiben würden.
… SIE SICH HEUTE BEI EINEM
UNTERNEHMEN BEWERBEN
WÜRDEN – WIE WÜRDE SICH DAS
BEWERBUNGSVERFAHREN VON IHRER
ERSTEN BEWERBUNG UNTERSCHEIDEN?
ROTHMANN
_Klassische Bewerbungen wie da-
mals gibt es heute praktisch nicht mehr. Meine
erste richtige Bewerbung, abgesehen von Prakti-
kumsstellen, war so im Jahr 2004. Mit der Post
versendete ich eine richtig schöne Bewerbungs-
mappe. Automatisierte und datenbankbasierte
Bewerbungspages gab es noch nicht. Auch Social-
Media-Plattformen wie LinkedIn oder Xing wa-
ren noch kein Thema, ganz abgesehen von Daten-
schutzrichtlinien und Bewerbungsvideos auf der
einen oder Unternehmensvideos auf der anderen
Seite, die schon vorab wesentliche Informationen
bieten können. Der größte Unterschied aus mei-