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News, Microsoft News oder Apple News stemmen
zu können und den amerikanischen Konzernen
eine europäische Lösung entgegenzusetzen, bün-
deln die beiden Forschungszentren im Bereich
Natural Language Processing ihre Kompetenzen
und bauen einen eigenen Forschungsschwerpunkt
auf. Mit Cloudflight arbeitet außerdem einer der
international renommiertesten Softwaredienstleis-
ter am Projekt mit. An mittlerweile 17 Standorten
weltweit arbeiten mehr als 400 Entwickler – ge-
gründet wurde Cloudflight (vormals Catalysts) in
Linz vom EY Entrepreneur of the Year 2019 Chris-
toph Steindl, der auch an Newsadoo beteiligt ist.
SPOTIFY FÜR NEWS
Was ist die Faszination am Thema Nachrichten,
dass sich führende Forscher nun so intensiv damit
auseinandersetzen? Newsadoo-Gründer David
Böhm glaubt den Grund zu kennen: „Dass ame-
rikanische Social-Media-Plattformen in manchen
Bevölkerungsgruppen die wichtigste Nachrich-
tenquelle der heutigen Zeit sind, ist alarmierend.
Immer mehr Zeitungsverlage müssen schrumpfen
oder stellen langjährig erfolgreiche Titel ein. In
einer Demokratie brauchen wir eine Medienviel-
falt, wir brauchen ein funktionierendes, digitales
Geschäftsmodell für die Verlage, die Reichweiten,
Aufmerksamkeitszeiten der Leser und die Mone-
tarisierung dazu. Zusammengefasst braucht Euro-
pa einen digitalen Service für das Verfolgen von
Nachrichten, der besser ist als jener der amerika-
nischen Konzerne. Wir nennen es gerne auch ein
Spotify für News.“ Was heute noch immer hoch-
gegriffen scheint, war vor drei Jahren scheinbar
unmöglich. Trotzdem hat sich Newsadoo durch-
gekämpft und ist mittlerweile in Europa als füh-
rendes Medien-Start-up etabliert. Die Berliner
#
gefragt.
Interview mit SCCH-Geschäftsführer Markus Manz und
RISC-Geschäftsführer Wolfgang Freiseisen
Der SCCH setzt künftig gemeinsam mit dem RISC einen
Schwerpunkt im Bereich Natural Language Processing.
Warum ist dieses Forschungsfeld spannend?
Sämtliches explizierbares Wissen ist in Schrift und Sprache
vorhanden. Im Zuge der Digitalisierungsbestrebungen der
Wirtschaft gibt es Grenzen, die mit den bisherigen Systemen
nur schwer erfassbar und dadurch kaum automatisierbar
waren. Hier spielt die Interaktion zwischen Mensch
und Maschine eine maßgebliche Rolle. Es geht darum,
den Automatisierungsgrad zu erhöhen, Informationen
zu verknüpfen, neues Wissen zu generieren und
menschengerecht aufzubereiten. Eine Forschungs-Challenge
die RISC und SCCH gemeinsam besser und schneller lösen
können.
Ist diese Zusammenarbeit zwischen SCCH und RISC üblich?
Was erwarten Sie sich davon?
Es geht darum, kritische Massen im internationalen
Forschungswettbewerb zu bilden. Eine Zusammenarbeit
zwischen SCCH und RISC auf Projektebene war ja
bisher schon vorhanden. Neu ist die Bündelung der
Kräfte und der fokussierte gemeinsame Aufbau eines
Forschungsschwerpunktes. Beide Unternehmen haben den
Mehrwert dieses Themas für die Digitalisierungsbestrebungen
der Wirtschaft erkannt und setzen nun auf einen
gemeinsamen Kompetenzaufbau.
Kann Oberösterreich auf diesem Gebiet tatsächlich eine
international führende Stellung einnehmen?
Gerade durch die gemeinsame Entwicklung dieses
Schwerpunktes erreichen wir früher die kritische Masse, die
notwendig ist, um in einem Themenfeld wahrgenommen zu
werden. Durch Umsetzung der geplanten Forschungsprojekte
und Erreichung der Forschungsziele sind wir uns sicher,
sowohl national als auch international eine maßgebliche Rolle
einnehmen zu können. Newsadoo ist erst der Beginn.
Wie sehen Sie das Potential von Newsadoo, was glauben
Sie, dass Sie mit dem Forschungsprojekt TIDE bewegen
können?
Newsadoo hat weltweites Potential, eine neue Art der
Informationsbeschaffung für Menschen zu etablieren.
Unser Forschungsanteil kann dazu beitragen, das System
performanter zu machen, die Infomationen spezifiziert für
die jeweiligen Bedürfnisse einzelner User zu matchen. Wir
denken, zu einem gemeinsamen Meilenstein beitragen zu
können.
von links: Markus Manz und Wolfgang Freiseisen