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ZEIT

 

geschichte

Seit 1960 entwickelte sich Hasenöhrl von einem kleinen Fuhrwerk zu einer 

vielseitigen Unternehmensgruppe für Bau, Abfall, Rohstoff und Transport. 

Das Familienunternehmen entstand auf einem Bauernhof – auch heute ist mit 

nachhaltigem Wirtschaften und der Weitergabe von Generation zu Generation 

landwirtschaftliches Grunddenken in der DNA des Betriebs verankert.

VON DER 

SCHOTTER

GRUBE ZUR 

UNTERNEHMENS

GRUPPE 

 Text Valentin Lischka 
 
 Foto Mario Riener

60 Jahre ist es mittlerweile her, seit die heutige 

Unternehmensgruppe Hasenöhrl gegründet wur-

de. Otto Hasenöhrl beschließt damals, dass er 

nicht wie seine Eltern Landwirt werden will – er 

erweitert den Bauernhof der Eltern in Enns um 

einen LKW. „Damals war nach dem Krieg alles 

immer noch in der Aufbauzeit, mein Vater hat 

sich eingebildet, in der Bauwirtschaft tätig und 

ein Teil dieser Phase zu werden“, erinnert sich 

Karl Hasenöhrl, heutiger Geschäftsführer von 

Hasenöhrl. Die eigentliche Erfolgsgeschichte 

und damit der schnelle Aufstieg des Unterneh-

mens beginnt aber erst zwei Jahre später, als Otto 

Hasenöhrl seine Frau heiratet. Der Schwiegerva-

ter in St. Pantaleon unterbreitet ihm einen Vor-

schlag – er weiß, wie kieshaltig seine Felder sind, 

mit denen er immer wieder schlechte Ernten ein-

fährt. „Er hat meinem Vater empfohlen, dort eine 

Kiesgrube anzulegen“, sagt Karl Hasenöhrl. Der 

Rohstoff ist damals Mangelware: Im Mühlviertel 

gibt es keinen Schotter, überall werden Straßen 

und Güterwege gebaut, der Bedarf ist riesig. Otto 

Hasenöhrl setzt alles auf eine Karte und gibt ein 

Kieswerk in Auftrag. Ein junger Schmied aus dem 

Ort, der normalerweise nur Pferdefuhrwerke be-

schlägt, schweißt eine erste Schottersiebanlage 

zusammen. 

GELDKOFFER VON  
LUDWIG SCHARINGER 

Bald darauf folgt eine erste industrielle Anlage 

um fünf Millionen Schilling, die vom Unterneh-

men Binder – heute bekannt unter „Binder & 

Co“ – gebaut wird. „Fünf Millionen Schilling war 

damals ein unvorstellbarer Betrag, Geld hat man 

damals als Landwirt nur bekommen, wenn man 

Hof und Grund als Sicherheiten geboten hat“, 

sagt Karl Hasenöhrl. Die Ängste vor einem Schei-

tern seien gerade in der Anfangszeit groß gewe-

sen. Hasenöhrl: „Mein Vater hatte Angst, dass er 

Haus und Hof verliert, konnte nächtelang nicht 

schlafen. Die damaligen Pioniere waren extrem 

mutig.“ Einmal kommt der spätere Generaldirek-

tor der Raiffeisenbank, Ludwig Scharinger, mit 

einem Geldkoffer auf den Hof – zu der Zeit noch 

als einfacher Bankmitarbeiter. „Damals war diese 

Form der Geldübergabe bei Krediten noch völlig 

normal“, erinnert sich Hasenöhrl und schmun-

zelt. Das Risiko macht sich bezahlt, schon bald 

stehen bis zu 50 LKW Schlange vor dem Werk, 

um mit Schotter beladen zu werden. Damals gab 

es nur einen einzigen Belader. Auch das sei mitt-

lerweile unvorstellbar – bei so langen Wartezeiten 

kommt ein LKW heutzutage genau einmal. 

FAMILIE = FIRMA 

Am Bauernhof der Familie richten sich die Eltern 

ein Büro ein, von wo die Geschäfte gesteuert wer-

den. „Wir sind damals quasi im Homeoffice auf-

gewachsen“, erinnert sich Karls Schwester, Ulrike 

Hasenöhrl, „die Eltern waren wirklich Tag und 

Nacht im Einsatz und haben daran gearbeitet, das 

Unternehmen groß zu machen.“ Eine Trennung 

von Beruf und Familie gibt es damals nicht. „Die 

Familie war die Firma, das war immer so bei uns, 

es wurde von früh bis spät gearbeitet“, sagt Ulri-

ke Hasenöhrl, die operativ im Unternehmen tätig 

ist. Ständige Treiber: Leistungswille und die Angst 

vor dem Scheitern. „Schon als Kind hatte man 

ein schlechtes Gewissen, wenn es gerade nichts zu 

tun gab“, erinnert sie sich. Verantwortung wurde 

großgeschrieben – für Ulrike Hasenöhrl ist dieses 

Verantworungsbewusstsein auch Hauptgrund für 

den Erfolg des Unternehmens.