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Um den Produktionsstandort in Österreich und 

Europa zu stärken, benötige es aber bessere Rah-

menbedingungen. Die wichtigsten davon: offene 

Grenzen, Förderungen für den pharmazeutischen 

Forschungsbereich, ein freier Waren- und Güter-

verkehr zumindest für so sensible Produkte wie 

Medikamente und funktionierende Flugverbin-

dungen. „Die aktuelle Krise hat die Öffentlichkeit 

sensibilisiert. Das Bewusstsein, dass man nicht 

bei Amazon, sondern beim Händler um die Ecke 

kaufen soll, ist angekommen. Genauso ist es bei 

Arzneimitteln: Würden wir für eine Packung eines 

Schmerzmittels, das vorwiegend in Asien produ-

ziert wird, nicht auch mehr zahlen?“ Man hätte wie 

bei so vielen Industrien, wie etwa Automobil oder 

Spielwaren, auch im Pharmabereich zu lange zuge-

schaut, wie China immer mehr zur Produktions-

stätte der Welt wurde. „Jetzt fangen wir endlich an, 

nachzudenken.“ Doch könnte sich unser Gesund-

heitssystem eine Medikamententeuerung leisten? 

„Ja, mit Sicherheit. Es geht um den politischen 

Willen.“ 

VERSORGUNG IN KRISENZEITEN

Mit Lieferengpässen sei man bereits vor Covid-19 

konfrontiert gewesen. Parallelhandel, ausgelager-

te Produktion, Qualitätsmängel und der Zusam-

menschluss von Pharmaunternehmen waren die 

Hauptgründe dafür. Die Lieferketten für Arznei-

mittel und die Produktion von Medikamenten 

und Vorstoffen funktionieren trotz Krise innerhalb 

Europas weiterhin gut. „Wir haben uns als Verband 

gleich zu Beginn der Krise stark dafür eingesetzt, 

dass die innereuropäischen Grenzen für Medika-

mententransporte geöffnet bleiben.“ Die Medika-

mentenversorgung innerhalb Europas sei bis auf 

wenige Ausnahmen gewährleistet: „Es gibt ganz 

billige Schmerzmittel und Antibiotika, die in Asien 

produziert werden, hier wäre Europa im hochtheo-

retischen Krisenfall nicht selbst versorgungsfähig.“ 

Auch die Verbindung zu den USA für spezifische 

Therapien und Behandlungen sei notwendig. „Der 

Wiener Flughafen und der Erhalt der Austrian Air-

lines sind für uns hochrelevant.“ Doch wie lange 

würde Österreich auf sich alleine gestellt versorgt 

werden können? Herzog: „Wir haben genügend 

Medikamente gelagert, es gibt das Arzneimittel-

gesetz, das die Versorgung regelt. Wir haben auch 

genügend Produktionsstätten. So lange die Land-

versorgung gegeben ist, sind wir gut abgesichert.“ 

GLOBALER ZUSAMMENHALT 
UND INTERAKTION

Dass die pharmazeutischen Verbände aktuell stark 

in politische Entscheidungsprozesse involviert 

sind, begrüßt Herzog: „Wir spüren hier einen un-

Pharma-

industrie 

Österreichs

4,8

 Mrd. Euro

 direkte Wert-

schöpfung; 9,6 Mrd. Euro indirekte 
Wertschöpfung (2,8 % des BIP)

Rund 

150

 

Pharmaunternehmen 
gibt es in Österreich.

ca. 

81.000

 

Mitarbeiter (davon ca. 18.000 
direkte Mitarbeiter und 63.000 indirekte 
Mitarbeiter inklusive Beschäftigte in 
Zulieferfirmen etc.)

1,94

 Euro werden mit 

1,00 Pharma-Euro erwirtschaftet.

Knapp 

500

 

klinische 

Prüfungen laufen jährlich in Österreich, 
ca. 200 davon in der Onkologie.

Über 

5.000

 Patienten, 

die an Studien teilnehmen, haben 

früher 

Zugang zu innovativen Arzneimitteln.

2,2

 Mrd. Euro investierten pharma-

zeutische Unternehmen in den letzten 
fünf Jahren 

in den Standort Österreich.

glaublichen Zusammenhalt und eine starke Inter-

aktion mit allen Pharmafirmen, europäischen und 

globalen Verbänden und der Politik. Es werden 

Forschungsergebnisse ausgetauscht und wir ma-

chen uns jetzt bereits Gedanken über die spätere 

Produktion eines Covid-19-Impfstoffes. Die ganze 

Welt muss durchgeimpft werden und es muss sich 

jeder leisten können.“_

 Quelle Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs