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reicher essen nur noch Edelfleisch – die meisten
wollen nur die Schnitzel und die Filets. Deshalb
exportieren wir Schweineohren und -haxen nach
China und importieren Lungenbraten aus Rumä-
nien. Wir tauschen sozusagen ‚minderwertiges‘
Fleisch gegen vermeintlich besseres Fleisch.“ Ei-
ner der Gründe für diese Entwicklung liegt in der
Internationalisierung des Handels, der – bedingt
durch den EU-Beitritt – in den vergangenen 25
Jahren enorm zugenommen hat.
FLEISCH VON DER
VIRTUELLEN WEIDE
Das Ergebnis dieser Entwicklungen sind Versu-
che, Fleisch im Labor zu züchten. „Der Gedan-
kengang dahinter: Bevor man ein Tier züchtet,
von dem man lediglich 20 bis 25 Prozent verwer-
tet und den Rest irgendwo am Markt verscher-
#
gefragt.
Florian Hütthaler, Hütthaler KG
Herr Hütthaler, Sie kritisieren, dass dem Tierwohl in der heimischen
Nutztierhaltung zu wenig Beachtung geschenkt wird. Welche
Aspekte kommen Ihnen in der öffentlichen Debatte zu kurz?
HÜTTHALER_Der Begriff „Tierwohl“ beschreibt das Wohlergehen der
Tiere, also einen guten körperlichen und psychischen Zustand über die
gesamte Lebensspanne hinweg. Die Möglichkeit zur Ausübung eines
artgemäßen Verhaltens, wie ein Auslauf an der frischen Luft, sowie die
Wahrung der tierlichen Integrität, beispielsweise durch ein Verbot des
Schwanzkupierens, spielen eine wesentliche Voraussetzung für ein
hohes Wohlergehen. Das sollte, wie bei unserem Tierwohlprogramm
„Hütthalers Hofkultur“, auch bei jeder anderen Tierwohlinitiative
oberste Priorität sein. „Tierwohl“ darf nicht zu einem Inbegriff der
reinen Imagepolitur verkommen. Außerdem muss den Aspekten
Soziales und Ökonomie mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Nur eine umfangreiche Produktpalette nach dem Nose-to-tail-
Prinzip, ein fairer Preisaufschlag, eine langjährige Abnahmegarantie
und eine Börsenpreisabsicherung gewährleisten eine nachhaltige
Tierwohlperspektive.
Regionale Produktion genießt aktuell hohe Aufmerksamkeit. Wie
können Sie dieses Momentum auch langfristig nutzen?
HÜTTHALER_Wir denken nicht, dass es sich dabei nur um ein
Momentum handelt. Immer mehr Menschen beschäftigen sich seit
einiger Zeit ausführlich mit Lebensmitteln und deren Herkunft. Die
Coronakrise dient hierbei eher als Sensibilisierungsverstärker. Die
Nachfrage nach regionalen Produkten mit höherem Tierwohlstandard
wird weiter steigen. Mit unserer breiten nachhaltigen Produktpalette
im gesamten Fleisch- und Wurstbereich haben wir die Weichen
langfristig auf Erfolg gestellt.
Seit mehr als 20 Jahren stellt Hütthaler Biolebensmittel her. Was
entgegnen Sie Menschen, die nicht an die „Biolüge“ glauben?
HÜTTHALER_Bioprodukte sind hochwertige Lebensmittel mit
einem ganzheitlichen Ansatz. Zum einen regeln strenge gesetzliche
Richtlinien die landwirtschaftliche Erzeugung, die Verarbeitung und
die Kennzeichnung, zum anderen schaffen sie einen respektvollen
Umgang mit der Natur: Die Biolandwirtschaft funktioniert weitgehend
in geschlossenen Kreisläufen, unter anderem wird auf eine artgerechte
Tierhaltung gesetzt, auf Kunstdünger verzichtet und auf Biodiversität
gebaut. Regelmäßig werden dazu die gesetzlichen Richtlinien
von einer unabhängigen Kontrollstelle streng geprüft. Sämtliche
Warenflüsse vom Einzeltier über die Schlachtung, Zerlegung
und Produktion samt der Rezepturen bis hin zur Deklaration des
verkaufsfertigen Produktes werden kontrolliert.