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Was bisher selbstverständlich war, wurde zu Beginn der Krise auf die Probe gestellt: eine gesicherte 

Lebensmittelversorgung. „Es gibt Szenarien, die Corona harmlos erscheinen lassen“, relativiert 

Christian Jochum, Referatsleiter Agrarvermarktung und Sonderkulturen der Landwirtschaftskammer 

Österreich. Welche Aspekte in der Selbstversorgungsdiskussion sträflich vernachlässigt werden 

und wieso wir unser Fleisch in Zukunft im Labor züchten – eine Bestandsaufnahme der 

österreichischen Landwirtschaft.

HUNGRIG? WIE WÄR‘S 

MIT 

CYBERSCHNITZEL?

 Text Daniel Schöppl

 Foto Hütthaler KG,  
 

 Die Grünen OÖ,  

 

 Gettyimages

 Illu Gettyimages

„Wäre Österreich tatsächlich für längere Zeit vom 

Rest der Welt abgeschottet, wären Lebensmittel in 

ausreichender Menge das geringste Problem – le-

diglich unser Speiseplan würde sich etwas ändern. 

Die Probleme in Bezug auf Ernährungssicherheit 

würden an ganz anderen Stellen auftreten“, ant-

wortet Jochum auf die Frage, wie lange wir uns 

in Österreich im Falle einer völligen Schließung 

selbst versorgen könnten. Eines vorweg: Dabei 

geht es nicht nur um die viel zitierten Erntehelfer. 

GRENZENLOSE GOURMETS

Zuerst aber zur Frage, die den meisten jetzt un-

ter den Fingernägeln brennt: Wie würde unser 

Speiseplan denn aussehen? „Zu Beginn der Kri-

se ist es wegen der Grenzmaßnahmen kurzfristig 

zu Schwierigkeiten beim Import von Obst und 

Gemüse aus dem Süden gekommen. Sollten sol-

che Zustände länger andauern, könnten wir uns 

halt keine Avocados, Bananen oder Tomaten im 

Winter einfliegen lassen und müssten einfach 

wesentlich mehr Kraut, rote Rüben, Sellerie und 

Chinakohl anbauen. Österreich hat ausreichend 

Spielraum hier umzudisponieren. Da sehe ich 

keine großen Probleme. Rein von der Menge an 

Kalorien und Vitaminen, die wir benötigen, kön-

nen wir uns ausreichend selbst versorgen.“ 

Hungern müssten wir also nicht, dem Luxus des 

Feinschmeckerdaseins könnten wir aber nicht 

mehr frönen: „Betrachten wir Schweinefleisch, so 

haben wir einen Selbstversorgungsgrad von 101 

Prozent. Theoretisch müssten wir demnach gar 

kein Schweinefleisch importieren, um unseren 

Eigenbedarf zu decken“, erzählt Jochum. Prak-

tisch sieht das anders aus: „Wir sind eine absolute 

Wohlstandsgesellschaft geworden. Wir Öster-