19
Das Telefoninterview mit Florian Peterstor-
fer verschiebt sich nach hinten: „Derzeit ist
Schwarmzeit, für Imker ist das eine besonders
intensive Phase, weil da die Bienenvölker sehr
schnell wachsen und ein Teil der Tiere auszieht,
um einen neuen Bienenstock zu gründen“, ent-
schuldigt sich Peterstorfer dann, als der Anruf
doch noch zustande kommt. Dieser Prozess soll
möglichst kontrolliert ablaufen – damit die Bie-
nen sich in eigenen Stöcken ansiedeln und nicht
abhandenkommen. „Bei dreizehn Standorten ge-
lingt das natürlich nicht immer, da kann schon
mal ein Bienenvolk abhandenkommen“, erzählt
Peterstorfer. Mit flüchtenden Bienen muss sich
der Unternehmer erst seit kurzem beschäftigen –
2018 wird er Vollzeit-Imker, gründet „Die Im-
kerei“ und erfüllt sich damit seinen beruflichen
Traum. Davor arbeitete Peterstofer im nationa-
len und internationalen Vertrieb für ein Welser
Technologieunternehmen. Doch irgendwann
ist es Zeit für einen Neuanfang: „Ich habe eine
Familie gegründet und einen Sohn bekommen,
da wollte ich nicht mehr so viel im Ausland
sein.“
Seit dem großen Bienensterben 2014 beschäftigt
sich Peterstorfer intensiv mit den Insekten und
bildet sich weiter. „Diese kleinen Lebewesen sind
unglaublich, mit ihnen zu arbeiten und etwas zu
produzieren, ohne dabei das Tier töten zu müs-
sen, ist ein gutes Gefühl“, sagt er. Im vergange-
nen Jahr produzierte er etwa drei Tonnen Honig,
der durchschnittliche Honigertrag liegt zwischen
25 und 30 Kilo pro Volk. Zusätzlich zum Honig
verkauft Peterstorfer Honiggin, Honigwein und
Blütenpollen-Kapseln als Nahrungsergänzungs-
mittel. „Das Wachstum von Bienenvölkern ist
natürlich nicht so skalierbar wie etwa jenes eines
Start-ups, das Forcieren von Produktinnovatio-
nen ist trotzdem oder gerade deswegen wichtig“,
erklärt Peterstorfer. Ein großer Schub für den
Unternehmer kam im April bei der Start-up-
Show „2 Minuten, 2 Millionen“ – alle Investoren
wollten sich beteiligen. „Die Resonanz auf die
Show war unglaublich, in den ersten 24 Stun-
den wurden über den Webshop 1.200 Produkte
bestellt, unglaublich viele Menschen haben mir
geschrieben und mich auf den Auftritt angespro-
chen“, sagt Peterstorfer.
Seinen Schritt in die Selbstständigkeit und den
Neuanfang als Imker bereut Peterstorfer keine
Sekunde. „Wenn man ein Produkt zu hundert
Prozent selbst herstellt und dann in der Hand
halten kann, ist das schon etwas ganz Beson-
deres“, sagt er. Wichtig sei es, einerseits gut zu
planen, andererseits auch mutig genug zu sein,
den entscheidenden Schritt dann zu gehen. Pe-
terstorfer: „Ich kann nur jedem empfehlen, etwas
anzufangen, das Spaß macht, wofür man eine Af-
finität und Liebe verspürt, was einem in 15 bis
20 Jahren auch noch gefallen könnte.“_
Florian Peterstorfer
DIE IMKEREI
etappenweise verwirklicht wurden, sodass wieder
großes Vertrauen entstanden ist“, sagt Artmayr.
Als Artmayr Strasser Steine 2004 übernahm, er-
wirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz
von etwa zehn Millionen Euro, 2019 waren es
45,3 Millionen Euro. Und der nächste Wachs-
tumsschub soll erst bevorstehen. Artmayr: „Ich
bin überzeugt davon, dass wir in den nächsten
sieben, acht Jahren den Umsatz auf 60 bis 70
Millionen Euro erhöhen werden.“ Küchen und
Kochen daheim erleben laut Studien derzeit eine
Renaissance – verstärkt wurde der Effekt durch
die Coronakrise. „Die Auftragslage ist derzeit
sehr, sehr gut, auch in Deutschland sind wir im-
mer besser unterwegs“, sagt Artmayr. Am Stand-
ort in St. Martin im Mühlkreis soll demnächst ein
neues Kompetenzzentrum entstehen, wo Besu-
cher das Material Stein fühlen, spüren und testen
können.
Was rät Artmayr Menschen, die ebenfalls den
Schritt in die Selbstständigkeit planen oder schon
umgesetzt haben? „Wenn man sich ein Ziel in den
Kopf setzt und wirklich davon überzeugt ist, ist es
wichtig, unbedingt dranzubleiben“, sagt er, „auch
wenn es immer wieder Rückschläge gibt und Feh-
ler passieren. Fehler sind kein Problem, sondern
normal.“ Wichtig sei aber, dass jeder Fehler nur
einmal passiert – und auch bei den ersten Stür-
men konsequent am eigenen Ziel festgehalten
wird.