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Schon während seiner Zeit als Österreich-Ge-
schäftsführer beim Wasseraufbereiter BWT und
als Manager beim Küchenhersteller Miele sehnt
sich Johannes Artmayr nach Selbstständigkeit.
„Der Drang war immer schon da, mein Groß-
vater war Firmeninhaber, da ist wohl Unter-
nehmerblut übermittelt worden“, sagt er. 2004
entscheidet er sich spontan, ausgerechnet den
größten österreichischen Insolvenzfall des Jahres
zu sanieren und zu übernehmen: Strasser Steine.
„Einige meiner Freunde haben mir gesagt, dass
ich verrückt bin“, erinnert sich Artmayr, „sie ha-
ben nicht verstanden, warum ich aus einem ge-
sicherten Job ins Unternehmertum wechsle und
dann auch noch zu einem Betrieb, der gerade in
Konkurs ist.“ Aber Artmayr lässt sich nicht be-
irren: Er legt seine Pläne – die Verschiebung des
Schwerpunkts von Objektbau zu Küchenarbeits-
platten – den Banken vor. Schon bei Miele wun-
dert sich Artmayr, warum Steinarbeitsplatten
nicht stärker gefragt sind. „Für mich ist Stein
das ideale Küchenmaterial, es ist hitzebeständig,
kratzfest, hygienisch und man holt sich eine meh-
rere Jahrmillionen alte Geschichte ins Haus“, sagt
der Geschäftsführer. Neben der Neuaufstellung
leistet er Überzeugungsarbeit bei den damals
verunsicherten Mitarbeitern. „Es war wichtig,
Visionen zu zeichnen, die dann über die Jahre
Johannes Artmayr
STRASSER STEINE
der Zieldurchfahrt im letzten von 32 Rennen den
Gesamtweltcup für sich entscheiden kann. Einge-
fleischte Skifans erinnern sich bestimmt noch an
das Herzschlagfinale, in dem die Österreicherin
der slowenischen Skiläuferin Tina Maze die große
Kristallkugel vor der Nase wegschnappte.
VOLLBREMSUNG
Bevor Veith in der darauffolgenden Saison als
Titelverteidigerin ins Rennen geht, kommt es im
Oktober 2015 zur Vollbremsung. Nach einem
Sturz im Training ist in ihrem rechten Knie prak-
tisch alles kaputt: Kreuzband gerissen, Patellaseh-
ne ab, Seitenband futsch. „Mein Leben hatte sich
auf einen Schlag verändert, ich wurde aus meinen
Routinen komplett herausgerissen. Als Nummer
eins der Welt war ich plötzlich in einer Zwangs-
pause“, sagt die Sportlerin, die auf diese schwie-
rige Zeit zurückblickt. „Ich war damals auf Krü-
cken und fremde Hilfe angewiesen. Ich konnte
das Haus nicht verlassen, da habe ich zum ersten
Mal gemerkt, was Freiheit eigentlich bedeutet“,
sagt Anna Veith, die sich aber auch in dieser
schweren Phase zu motivieren weiß: „Ich lernte,
mit dem neuen Alltag umzugehen. Je schneller
ich den Tiefschlag akzeptierte, umso eher konn-
te ich die Hürden überwinden. Die Erfolge aus
der Vergangenheit halfen mir, mein klares Ziel,
wieder zurück an die Weltspitze zu kommen,
nicht aus den Augen zu verlieren. Dies hatte sich
ja nicht verändert, nur der Weg dorthin wurde
ein anderer.“ Dass der Rennläuferin nach diesem
Tiefschlag schließlich 2017 ein Comebacksieg
beim Super G von Val-d’Isère glückt, zeugt von
ihrer enormen Willenskraft und Ausdauer.
Was die Zeit nach dieser bewegenden Karriere
nun bringt, weiß die sympathische Sportlerin
noch nicht ganz genau. Die Zeichen stehen auf
Veränderung: „Ich spüre, dass sich ganz neue
Chancen öffnen und ich jetzt viel mehr Möglich-
keiten als in den Jahren davor habe. Darauf lasse
ich mich nun ein und gebe mir Zeit, um mich
entwickeln zu können. Skifahren ist ein wichtiger
Bestandteil meines Lebens. Ich würde gerne Teil
des Sports bleiben, in welcher Rolle weiß ich al-
lerdings noch nicht“, sagt die 31-Jährige die sich
langsam neue Ziele stecken will: „Ich kann mir
gut vorstellen, als Mentorin für junge Skiläufer zu
agieren“, überlegt die ehemalige Weltmeisterin,
die mit ihrem immensen Erfahrungsschatz und
ihrer Zielorientiertheit bestimmt eine hervorra-
gende Wegbegleiterin sein wird.