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Hanni Rützlers jährlicher „Foodreport“ dient Lebensmittelherstellern, Gastronomen
und Lebensmittelhändlern als Grundlage für Zukunftsentscheidungen. Wir erklären
fünf Trends daraus und stellen vier österreichische Unternehmen vor, deren
Geschäftsmodelle genau den Geschmack der Zeit treffen.
DU BIST,
WAS DU (NICHT) ISST!
Übrigens, Hanni Rützlers Foodreport erschien
lange vor Corona. Hätte das Thema Fertiggerich-
te sonst womöglich eine Rolle gespielt? Immerhin
verzeichnete diese Warengruppe in den ersten drei
Wochen des Lockdowns ein Umsatzplus von 417,3
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber auch Brot-
backen erlebte einen wahren Hype. Mehl wurde
um 377,1 Prozent stärker nachgefragt, Germ war
lange vergriffen. Was aber trotz Krise gilt: „Der
Mensch ist nicht mehr nur das, was er isst, sondern
immer mehr auch das, was er bewusst nicht isst“,
sagt Foodtrend-Forscherin und Ernährungswis-
senschaftlerin Hanni Rützler. Im neuen Jahrzehnt
macht sich eine Trendwende bemerkbar: Wir er-
nähren uns (noch) bewusster, dafür aber unregel-
mäßiger. Der Dreiklang „Frühstück – Mittagessen –
Abendessen“ weicht einem flexibleren Rhythmus.
Aber das ist nicht das Einzige, das unsere Einkaufs-
und Ernährungsgewohnheiten künftig auffrischen
wird.
Das
„Trend-Menü 2020“
in 5 Gängen
1) SNACKIFICATION_das Ende der Mahlzeiten (wie wir sie kennen)
Snacking wird zu einer neuen Art zu essen. Minimahlzeiten ersetzen mehr und mehr traditionelle Mahlzeiten.
Dabei kann jede Art von Speise zu einer Minimahlzeit werden. Neuartige Gastro-Konzepte rund ums gesunde und
hochwertige Snacking entstehen und erreichen auch klassische Restaurants und Handelsunternehmen.
2) URBAN FOOD_lokal und gesund
Neue Technologien ermöglichen nicht nur neue Nahrungsmittel, sondern auch die Rückkehr der Landwirtschaft in
den urbanen Raum. Urban Food steht für ein neues Bewusstsein und für eine neue Bewegung, die Alternativen zum
traditionellen Ernährungssystem vorantreiben möchte. Produktion, Verarbeitung und Konsum rücken wieder näher
zusammen.
3) HOMEMADE FOOD_einfach selber machen!
Bio boomt weiter – ob gekauft oder aus dem Schrebergarten. Aber auch auf der heimischen
Fensterbank wächst und gedeiht es. Smart Garden & Co. helfen, Kräuter und Gemüse auf
kleinstem Raum in der Wohnung zu züchten.
4) EATING ART_wie Kunst und Design den Blick auf Essen verändern
Künstler und Designer nutzen Lebensmittel als Kommunikationsmittel, um einen Beitrag zu
leisten, unsere Esskultur mitzugestalten und die Lebensmittelproduktion zu verändern. Dabei
werden nicht nur wichtige Denkanstöße geliefert, sondern auch kreative Lösungen entwickelt.
5) BEYOND PLASTIC_die Zukunft der Lebensmittelverpackung
Das globale Plastikproblem lässt sich nicht mehr leugnen und stellt die Foodbranche
vor die immense Herausforderung, alternative Lösungen für Kunststoffverpackungen
zu finden. Zugleich sorgen innovative Start-ups für frischen Wind und dynamisieren
den Markt durch die Entwicklung von nachhaltigen Verpackungen bis hin zu
verpackungsfreien Systemen.
Seit gut 25 Jahren erforscht
Hanni Rützler Gegenwart und Zukunft unserer Esskultur. Als Pionierin der Ernährungswissen-
schaft sowie Beraterin und Forscherin im Feld der kulinarischen Konsumkultur hat sich die 58-jährige gebürtige Bregenzerin
einen Namen gemacht. Ihr jährlich erscheinender Foodreport zeigt die dynamischen Veränderungen der Esskultur auf.
Text Daniela Ullrich
Foto Unverschwendet GmbH; Kochmarie:
katharinastögmüller; Weber-Stephen
Österreich: stefanjoham.com;
Juicen Factory: Tina Herzl; Gettyimages
Illu Gettyimages