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Der Handel ist stark von den negativen
Folgen der Coronakrise betroffen. Rainer
Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes,
über Gewinner und Verlierer der Krise, neue
Trends und den Handel der Zukunft.
„ÖSTERREICHS HANDEL
BRAUCHT
FAIR PLAY“
Text Katharina Anna Ecker
Foto Stephan Doleschal
Neben dem Tourismus ist auch der
Handel stark von den negativen Folgen
der Coronakrise betroffen. Wer sind die
Gewinner und Verlierer des Handels in der
Coronakrise?
WILL
_Im österreichischen Einzelhandel ist laut
unseren Berechnungen fast ein Drittel aller Be-
triebe bis Jahresende von der Schließung bedroht.
Wenn tatsächlich jedes dritte Geschäft zusperren
müsste, wäre das nicht nur volkswirtschaftlich fa-
tal, es hätte auch massive negative Auswirkungen
auf die Arbeitslosenzahlen und die Verödung von
Stadt- und Ortskernen. Für das Gesamtjahr 2020
rechnen wir mit einem coronabedingten Umsatz-
verlust von rund 15 Milliarden Euro. Mittelfristig
ist Amazon vermutlich der einzige Händler, der
von der Corona-Pandemie massiv profitieren wird.
Allein in den USA hat der Konzern wegen Coro-
na 170.000 Menschen zusätzlich eingestellt, die
Amazonaktie hat Ende März innerhalb weniger
Tage um 100 Milliarden Dollar an Wert zugelegt.
Regionalität, Nachhaltigkeit und
Onlinehandel. Hat die Coronakrise
neue Trends hervorgerufen, oder jene
bestärkt, die bereits absehbar waren?
WILL
_Drei Entwicklungen im Handel dürften
sich durch die Pandemie deutlich beschleunigen:
Das bargeldlose Bezahlen, automatisierte, kassen-
lose Supermärkte und eine erhöhte Akzeptanz
von Onlineshopping. Darüber hinaus haben wir
in den letzten zwei Monaten ein starkes Umden-
ken auf Konsumentenseite erlebt: Faktoren wie
Regionalität, Qualität und Nachhaltigkeit rücken
wieder stärker in den Vordergrund. Das ist eine
Chance für die 12.000 heimischen Webshops,
mit Qualität „made in Austria“ zu punkten.
Viele Unternehmen verbesserten oder
starteten in der Krise ihre Online-
verkaufsstrategie. Wie gut konnten damit
Umsatzdefizite abgefedert werden?
WILL
_Einen Teil der Umsatzverluste konnten sie
damit auffangen, allerdings reden wir hier von ma-
ximal 50 Millionen Euro während des Shutdowns.
Trotzdem war und ist es sinnvoll, auf eCommerce
zu setzen. Erfreulich ist, dass wir ein deutlich ge-
stiegenes Interesse der Konsumenten am regiona-
len Einkauf erleben. Unser Webshopverzeichnis
„eCommerce Austria“ verzeichnet täglich 20.000
Zugriffe. Mehr als 4.000 regionale Webshops sind
bereits gelistet und jeden Tag kommen neue hinzu.
Wir können auch die deutlich gestiegene Nach-
frage auf heimischen Plattformen wie shöpping.
at oder niceshops.com, aber auch beim digitalen
Bauernmarkt markta.at bestätigen. Der Online-
handel wird generell weiterhin zulegen.
Wie kann im Handel ein wirtschaftliches
Comeback gelingen?
Amazon ist vermutlich der
einzige Händler, der von der
Corona-Pandemie massiv
profitieren wird.
Rainer Will
Geschäftsführer, Handelsverband