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RÜHRLINGER
_Wasserstoff ist, wenn man ihn er-
zeugt, ein Gas und kann gut gespeichert werden.
Es gibt auch die Möglichkeit, Wasserstoff zu ver-
flüssigen. Das wird bei industriellen Anwendungen
teilweise gemacht: Dabei muss der Wasserstoff aller-
dings auf unter -250 Grad Celsius abgekühlt und
auf dieser tiefen Temperatur gehalten werden. Wir
speichern das Wasserstoffgas komprimiert mit ho-
hem Druck, um dann auf sehr geringem Volumen
viel Energie auch für längere Zeit zu speichern.
Der Nachteil ist also, dass Wasserstoff
oft aus fossilen Energieträgern
gewonnen werden muss?
RÜHRLINGER
_Ich würde sagen, dass über 95 Pro-
zent des Wasserstoffes, der momentan genutzt wird,
noch aus fossilen Energieträgern kommt – mit den
damit verbundenen klimaschädlichen CO
2
-Emis-
sionen. Aus unserer Sicht ist es nur sinnvoll, wenn
Wasserstoff zukünftig durch erneuerbare Energie-
träger erzeugt wird. Da stehen wir noch am Anfang.
KASBERGER
_Für mich ist der einzige sinnvolle
Weg, aus Wasser selbst Wasserstoff zu erzeugen, alle
anderen Möglichkeiten erachte ich für nicht nach-
haltig.
Wie riskant ist die Lagerung des leicht
entflammbaren Gases?
RÜHRLINGER
_Das Gas ist vergleichbar mit Erdgas.
Das ist bei falscher Handhabe explosiv und brenn-
bar. So ist auch Wasserstoff einzustufen. Es gibt kein
Energiespeichermedium, das große Energiemengen
speichert und sie bei fehlerhafter Handhabung nicht
freisetzen würde. Man muss das Ganze sorgsam be-
handeln und Sicherheitsvorkehrungen treffen. Wir
als Unternehmen Fronius wissen mittlerweile sehr
genau, worauf es ankommt, weil wir uns seit fast 20
Jahren damit beschäftigen.
KASBERGER
_Wasserstoff ist natürlich ein explo-
sives Thema, das bei Gesprächen mit fachfremden
Personen immer zur Diskussion steht, aber wenn
man richtig damit umgeht, ist er absolut nicht ge-
fährlich.
Stichwort Wasserstoffkompetenz-
zentrum: 2018 präsentierte Fronius
in Thalheim den Solhub. Nun sollen
in Steinhaus ein Solhub und ein
Wasserstoffkompetenzzentrum als
nachhaltige Mobilitäts- und
Energielösung entstehen.
Wie geht es dem Projekt?
KASBERGER
_Der Solhub in Thalheim ist eine in-
nerbetriebliche Tankstelle, ein Prototyp. Dieser ist
im Zuge eines Forschungsprojektes aus der Abtei-
lung Research entstanden. Die Geschäftsleitung hat
sich damals dazu entschlossen, ein Kundenprojekt
daraus zu machen. Eine neue Abteilung wurde ge-
gründet, um die technische Entwicklung voranzu-
treiben. Der Platz war in Thalheim aber zu klein.
So sind wir nach Steinhaus gekommen. Für uns war
wichtig, alles unter einem Dach anbieten zu können:
Forschung, Entwicklung, Fertigung und Schulung.
Auch der Bereich Project Business soll nun am neu-
en Standort Platz finden. So sind alle Kompetenzen,
die Fronius für das Thema Wasserstoff braucht, an
einem Standort gebündelt. Zum Wasserstoffkompe-
tenzzentrum gehört natürlich auch ein Solhub. Kein
Prototyp mehr, sondern ein kundenreales System.
Für mich ist der einzige
sinnvolle Weg, aus Wasser
selbst Wasserstoff zu
erzeugen, alle anderen
Möglichkeiten erachte ich
für nicht nachhaltig.
Christian Kasberger
ist Abteilungsleiter System Engineering &
Development und verantwortlich für die
Planung des derzeit in Bau befindlichen
Wasserstoffkompetenzzentrums
in Steinhaus bei Wels.