122

lange vor der Einführung des Papamonats wur-

de eine solche Möglichkeit im Kollektivvertrag 

verankert. „Mittlerweile sind wir in der vierten 

Phase der Reauditierung und setzen uns damit 

auseinander, welche weiteren Maßnahmen wir in 

den kommenden zwei Jahren umsetzen“, erklärt 

Hintenaus. Derzeit werden Eltern etwa flexible 

Arbeitszeitmodelle, Möglichkeiten zur Weiter-

bildung während der Karenzzeit und Familien-

sozialleistungen angeboten. „Zusätzlich dazu 

gibt es zwei Wochen Kinder-Ferientage, wo die 

Kinder mit ins Unternehmen kommen können; 

wir versuchen in der Zeit, ein hochwertiges Pro-

gramm für sie zusammenzustellen“, sagt Sandra 

Brunnhofer, Hauptverantwortliche der HYPO 

Oberösterreich für das Projekt Vereinbarkeit von 

Familie und Beruf. „Ein wichtiger Aspekt neben 

den Maßnahmen ist, dass die Familienplanung 

kein Tabuthema ist und man weiß, dass man vom 

Arbeitgeber ernst genommen wird“, sagt sie. Kin-

derbetreuung gewinnt im Unternehmen bei den 

männlichen Angestellten stetig an Bedeutung. 

„Papamonat oder Väterkarenz mit einer Karenz-

verlängerung um zwei Monate werden immer 

wichtigere Themen“, sagt Hintenaus, „ich selbst 

habe auch einen fünfjährigen Sohn und will als 

Vater spürbar sein.“ 

LERNPHASE CORONAZEIT 

Während des Corona-Lockdowns reagierte man 

in der Bank schnell – mit einer dreiwöchigen 

Es ist oft schwer, ein 

kostengünstiges und nahes 

Angebot für Kinderbetreuung  

zu finden 

Ingrid Moritz

Leiterin, Abteilung „Frauen – Familie“  

Arbeiterkammer Wien

Es ist eine betriebswirtschaftliche 

Notwendigkeit, sich als 

Arbeitgeber zu überlegen,  

wie ich im Falle einer 

Familiengründung den 

Wiedereinstieg erleichtern kann. 

Michael Hintenaus

Personalchef, HYPO OÖ

Sonderfreistellung bei vollen Bezügen für Eltern. 

„Als klar wurde, dass Kindergärten und Schulen 

schließen müssen, haben wir diese Maßnahme so-

fort umgesetzt, damit der erste Druck genommen 

wird“, sagt Hintenaus. Durch solche zusätzlichen 

Angebote seien die Mitarbeiter bereit, falls nötig 

auch freiwillig eine Extrameile zu gehen. Hinten-

aus: „Wir spüren einen extremen Zusammenhalt 

im Unternehmen, die Coronazeit war, auch was 

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft, 

sicher eine große Lernphase.“ 

Angebote wie Sonderfreistellungen bei vollen Be-

zügen sind nicht für alle Unternehmen realisier-

bar. „Je größer Unternehmen sind, desto leichter 

tun sie sich, die Vereinbarkeit zu erleichtern“, sagt 

Ökonomin Katharina Mader. Für viele Arbeitge-

ber im stark von Klein- und Mittelbetrieben ge-

prägten Österreich sei es da schwierig. „Insgesamt 

hat sich die Lage, was die Unternehmenskultur 

betrifft, gebessert, auch wenn wir immer noch von 

Mobbingfällen in manchen Firmen hören, wenn 

Väter Karenz anmelden“, sagt sie. Was das Sozial-

system betrifft, seien die jetzigen Zeiten keine 

guten für automatische Verbesserungen der Lage 

ohne Anstrengen. Nach der letzten Finanzkrise 

2008 habe man gesehen, dass die Gleichstellung 

von Frauen und Männern sowie Vereinbarkeits-

politik in Österreich danach kein Thema war – die 

Priorität lag auf dem Hochfahren der Wirtschaft 

und nicht auf vermeintlichen Luxusthemen. Ma-

der: „Das sehe ich als eine Gefahr in Zukunft.“_