114

SO 

SOZIAL IST ÖSTERREICH 

 Text Valentin Lischka

 Foto Huss: ÖGK Salzburg /  
 

 Andreas Brandl;  

 

 Gerstorfer: Land OÖ; 

 

  

Haimbuchner: Hermann  

 

 Wakolbinger

 Illu Gettyimages

Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Österreich 

waren im Mai zur Kurzarbeit angemeldet, mehr 

als 517.000 ohne Job. „Ohne Kurzarbeit hätte 

sich die Arbeitslosigkeit vermutlich nicht verdop-

pelt. sonder verdrei- oder vervierfacht“, sagt die 

oberösterreichische Soziallandesrätin Birgit Gers-

tofer (SPÖ). Mit Arbeitslosigkeit kennt sie sich 

aus: Sie arbeitete insgesamt 26 Jahre beim AMS. 

„In dieser Zeit habe ich verschiedenste Facetten 

und Auswirkungen der Arbeitslosigkeit gesehen“, 

sagt sie, „als Soziallandesrätin hat sich mein Ho-

rizont dann um Gruppen erweitert, die nicht im 

erwerbsfähigen Alter sind und staatliche Hilfe 

brauchen, etwa Kinder und Jugendliche, die in 

ihren Elternhäusern keine Geborgenheit finden.“ 

Das österreichische Sozialsystem schätzt sie im 

internationalen Vergleich als sehr gut ein. Ohne 

Kurzarbeit hätte sich die Arbeitslosigkeit ver-

mutlich nicht verdoppelt, sondern verdrei- oder 

vervierfacht. Auch das Gesundheitssystem habe 

sich als Sicherheitsanker während Corona bestä-

tigt, sagt Gerstorfer. „Ich bin mir sicher, dass wir 

durch unser öffentlich finanziertes Gesundheits-

system mit einer hohen Anzahl an Betten deutlich 

geringere Probleme in der Krise hatten als Länder, 

in denen privatisiert oder krankgespart wurde“,  

sagt sie. 

Ein „sehr gutes“ Gesundheitssystem hat Öster-

reich auch, wenn es nach Bernhard Wurzer, dem 

Generaldirektor der Österreichischen Gesund-

heitskasse (ÖGK), geht. Die Gesundheitskas-

se stellt für 7,2 Millionen Versicherte und ihre 

Angehörigen unabhängig von sozialem Status 

und finanziellem Hintergrund eine hochwertige 

Gesundheitsversorgung sicher. „Wir liegen im 

OECD-Vergleich im Spitzenfeld und erhalten 

regelmäßig Bestnoten, hervorgehoben werden 

etwa die niedrigen Verwaltungskosten oder die 

flächendeckende niedrigschwellige Versorgung“, 

sagt Wurzer. Während der Krise habe sich das 

österreichische System gut bewährt. „Wir konn-

ten etwa rasch telemedizinische Behandlungen 

anbieten – und haben unseren Vertragspartnern 

auch ermöglicht, diese genauso wie persönlich 

erbrachte Leistungen abzurechnen“, schildert 

er. Wie sich die Coronakrise wirtschaftlich auf 

die ÖGK auswirken wird, ist derzeit noch nicht 

genau absehbar. „Die hohe Arbeitslosigkeit hat 

natürlich auch Auswirkungen auf uns, geringe-

re Beiträge der Dienstnehmer und gestundete 

Beiträge der Dienstgeber schlagen im Budget 

auf, derzeit kann man aber noch nicht sagen, 

wie hoch der Finanzbedarf schlussendlich sein  

wird.“ 

Die höchste Arbeitslosenzahl seit 1945, Kurzarbeit und ein beanspruchtes 
Gesundheitssystem: Die Coronakrise ist auch ein Belastungstest für unser 
Sozialsystem
. Wie gut ist es, wo gibt es Schwächen? Und wie können auch in 
Zukunft die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft aufgefangen werden?