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… dann wollen wir die am besten gleich wieder zurückgeben. Und alles wie
vorher haben. Keine Existenzängste, keine Umsatzeinbußen. Einfach wieder
die Welt, wie sie vorher war, die alte Normalität. Weil das aber nicht möglich
ist, fragen wir Michael Stingeder, wie man aus diesen verdammten Zitronen
Limonade machen kann.
WENN UNS DIE WELT
ZITRONEN GIBT …
Text Susanna Wurm
Foto Gettyimages,
Mario Riener
Illu Alexandra Auböck
sehe die Coronazeit als Riesenchance, sich persönlich
weiterzuentwickeln. Das eine ist das Virus, das andere
ist, dass die Welt scheinbar eine Zäsur gebraucht hat.
Es ging nicht mehr höher, schneller und weiter. Und
obwohl diese Zeit natürlich eine große Herausforde-
rung ist, bietet sie auch die Möglichkeit, nicht nur
den Kleiderschrank auszumisten, sondern auch sein
Inneres. Um sich Fragen zu stellen wie: Wie geht es
mir mit meinem Leben? Will ich wie bisher weiter-
leben? Viele wollen zurück zur alten Normalität, aber
es braucht eine neue Normalität, eine Weiterentwick-
lung, um einen nächsten Schritt zu machen.
Aber wie gelingt es, diesen Schritt nach
vorne statt wieder nach hinten zu machen?
STINGEDER
_Wenn Klienten bei mir sind, geht es
meistens darum, Muster zu überwinden, das ist im-
mer eine Herausforderung. Das Wichtigste ist daher
zunächst, sich bewusst zu sein, dass die Gefahr des
Rückfalls droht. Weil es natürlich bequemer ist, ein-
gefahrene Geschichten weiterzubetreiben. Aber wenn
ich achtsam bin, erkenne ich die Gefahren besser, die
mich wieder in ein altes Rad zurückfallen lassen wür-
den. Als Beispiel: Viele haben während der Corona-
zeit zu sporteln begonnen. Und jetzt ist es plötzlich
wieder verlockender, stattdessen im Gastgarten drei
Bier zu trinken. Diese Achtsamkeit zu üben, das ist
eine große Chance der Krise.
An den 13. März dieses Jahres erinnert sich Michael
Stingeder noch ganz genau. Der diplomierte Hu-
manenergetiker und Bundesberufsgruppensprecher
für Humanenergetik der WKÖ will gerade in sein
Auto steigen, um zu einem Workshop nach Wien
zu fahren, als die Bundesregierung die Maßnahmen
zur Eindämmung des Coronavirus bekannt gibt.
„Ich muss gestehen, dass ich das Thema Corona da-
vor noch gar nicht so ernst genommen habe.“ Den
Workshop sagt er ab. Es folgen acht Wochen zuhause
mit seiner Familie, er ist Vater von drei (mehr oder
weniger pubertierenden) Söhnen. „Wir wurden ge-
zwungen, zur Ruhe zu kommen“, sagt er. Und er
sagt das mit einem Lächeln. Was er daraus gelernt
habe? „Dass auch Onlinecoachings sehr gut funktio-
nieren können.“ Im Interview erzählt er, was die gro-
ße Chance dieser Krise ist. Und wie man sie nutzen
kann.
Wir reden über gesundheitliche
und über wirtschaftliche Folgen der
Coronakrise. Aber was sind eigentlich die
psychischen Folgen, was macht so eine
Ausnahmesituation mit unserem Inneren?
STINGEDER
_Das grundsätzliche Thema ist: Wie
gehe ich mit Situationen um, die ich momentan nicht
ändern kann? Das ist eine der größten Herausforde-
rungen. Aber auch eine der größten Chancen. Ich