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Unsere OÖ. Industrie investiert jährlich über  

5 Milliarden Euro in Forschung, neue Anlagen  

und Ausbildung.

wirerzeugenzukunft.at

FORSCHUNG?

BILDUNG 

WER INVESTIERT IN

UND

le das Pendeln auf sich.“ Das Argument 

mancher, dass sie eben in der Stadt mehr 

verdienen würden, ist für ihn aber un-

verständlich. „Eine ehrliche Kostenrech-

nung würde da viele überraschen. Allei-

ne die Benzinkosten. Und was mit Geld 

nicht aufzuwiegen ist: mehr Lebensqua-

lität. Viele Pendler sind, selbst wenn sie 

einen Bürojob haben, am Abend fertig. 

Pendelt man mit dem Auto von Haibach 

nach Linz, ist man zwei Stunden täglich 

auf der Straße. Das sind pro Woche zehn 

und über das Jahr gerechnet rund 450 

Stunden, die man sicher sinnvoller gestal-

ten kann. Ist man auf die Öffis angewie-

sen, geht sogar noch mehr Zeit verloren.“ 

Die Wirtschaftskammer versuche, das ins 

Bewusstsein zu bringen. „Fährt man auf 

der B127 Richtung Rohrbach, einer der 

meistgenutzen Pendlerrouten in Oberös-

terreich, sieht man unsere Schilder. ‚Ein 

Job im Bezirk heißt, pünktlich in die 

Probe zu kommen‘, ‚Ein Job im Bezirk 

heißt, die Prinzessin abends ins Bett brin-

gen zu können‘. Es ist natürlich trotzdem 

illusorisch, zu glauben, dass wir in zehn 

Jahren keine Pendler mehr haben.“ Bei 

dem Unterfangen, Arbeitsplätze direkt 

am Land zu schaffen, könnte die Europä-

ische Union (EU) helfen. Die EU-Politik 

zur Entwicklung des ländlichen Raums 

wird im Zeitraum 2014 bis 2020 in der 

Höhe von 100 Millionen Euro aus dem 

Europäischen Landwirtschaftsfonds für 

die Entwicklung des Ländlichen Raumes 

(ELER) finanziert. „Die neuen Vorgaben 

für das Programm sehen vor, dass auch 

Maßnahmen für wirtschaftliche Entwick-

lung im ländlichen Raum gesetzt werden 

können. Wir fordern, dass in der öster-

reichischen Umsetzung Aktionen für die 

Förderung von nichtlandwirtschaftlichen 

Kleinst- und Kleinunternehmen und 

für Tourismusprojekte gestartet werden, 

da Gewerbe und Handwerk, Tourismus- 

und Freizeitbetriebe sowie Nahversorger 

ganz wesentlich zu prosperierenden länd-

lichen Räumen beitragen. Die Politik 

muss so gestaltet werden, dass sie auch 

neues Potential in ländlichen Gebieten 

generiert, das nicht direkt mit der Land-

wirtschaft verbunden ist.“ 

„Von einem Fehl kann 

nicht die Rede sein“

Von fehlenden Arbeitsplätzen und der 

Schwierigkeit, ohne Auto zu leben, ha-

ben wir schon gehört. Aber was ist mit 

der Wohnsituation am Land? Die Reise 

geht weiter. Auf ins Linzer Landhaus zu 

Landeshauptmann-Stellvertreter und 

Wohnreferent Manfred Haimbuchner. 

 

„Am Land wird ausreichend und bedarfso-

rientiert gebaut und von einem Fehl kann 

hier nicht die Rede sein. Was wir machen, 

ist, dass wir – in enger Abstimmung mit 

dem Landesrat für Infrastruktur – die 

Anbindung an den öffentlichen Verkehr 

ausbauen, um klimafreundliche und zeit-

sparende Arbeitswege zu ermöglichen.“ 

Platz hat man am Land ja genug. Haim-

buchner unterbricht: „Auch am Land 

haben wir nicht unbegrenzt Bauland zur 

Verfügung, weshalb wir das Augenmerk 

auf verdichtete Bauweise mit mindes-

tens drei Geschossen und vor allem auf 

die Sanierung bestehender Objekte legen. 

Es gilt, die fortschreitende Bodenversie-

gelung einzudämmen und der Verödung 

von Ortskernen entgegenzuwirken.“ Die 

„Manchmal kann auch ein

 

Rückbau sinnvoll sein.“

Silke Sickinger

Geschäftsführerin, RMOÖ

„Die Politik muss

 

so gestaltet werden,

 

dass sie auch neues

 

Potential in ländlichen

 

Gebieten anspricht und

 

generiert, das nicht direkt

 

mit der Landwirtschaft

 

verbunden ist.“

Michael Pecherstorfer

Obmann Sparte Ge

werbe und 

Handwerk, WKOÖ

Gefahr, dass ländliche Regionen, vor al-

lem solche, die vom Zentralraum weit 

weg sind, aussterben, sieht er nicht. Diese 

Gefahr sehen übrigens auch die Bevölke-

rungsprognosen nicht.

Oberösterreich wird laut einer Prognose 

der Österreichischen Raumordnungs-

konferenz bis 2040 um 5,7 Prozent 

wachsen. Der Großteil dieses Wachstums 

betrifft die Städte Wels, Linz und Steyr. 

Es ist aber nicht so, dass die ländlichen 

Regionen im Gegenzug aussterben. Dem 

Mühlviertel etwa wird ein Bevölkerungs-

plus von einem Prozent prognostiziert. 

Das Traunviertel wird um 3,2 Prozent 

wachsen. Eitel Wonne ist aber trotzdem 

nicht alles. Regionen wie die westliche 

Obersteiermark (-10,8 Prozent) oder 

der Bezirk Hermagor (-12,9 Prozent) 

schrumpfen beträchtlich. Oberösterreich 

steht im österreichweiten Vergleich also 

tatsächlich gut da. Oder wie Haimbuch-

ner es formuliert: Der ländliche Raum 

floriert. Die Ruhe, das Gemeinschaftsle-

ben in den Gemeinden und die Nähe zur 

Natur seien viel wert, dafür nehme man 

weitere Wege auf sich. Nahezu euphorisch 

wird Haimbuchner bei der Frage, was 

eine Region haben müsse, um erfolgreich 

zu sein: „Das, was Oberösterreich hat. 

Ein stabiles politisches Umfeld, intakte 

und vielfältige Naturlandschaften, eine 

funktionierende Infrastruktur in allen Be-

reichen und eine erfolgreiche und starke 

Wirtschaft. Auch das Angebot für Famili-

en muss dementsprechend attraktiv sein.“ 

„Wir brauchen 

Innovationskraft, Forschung 

und Entwicklung“