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Rutzenham. Einwohnermäßig die kleinste Gemeinde Oberösterreichs. Hier soll unser 

Streifzug beginnen. Eine Reise, bei der wir herausfinden wollen, wie es um die ländlichen 

Regionen Oberösterreichs 

bestellt ist und wie deren Zukunft ausschaut.

WO SICH FUCHS UND HASE 

GUTE NACHT SAGEN

Mit Rutzenhams Bürgermeister Anton 

Helmberger einen Termin zu vereinba-

ren, ist denkbar einfach. E-Mail, Telefo-

nat, „Morgen um 15 Uhr vor der Kirche“, 

passt. Die Kirche dann wirklich zu fin-

den, ist eine andere Sache. 15 Minuten 

irrt der Autor dieser Zeilen, selbst Landei, 

im Rutzenhamer Gemeindegebiet umher 

und sieht entweder keinen Kirchturm 

oder kreist um ihn herum, ohne die 

richtige Zufahrtsstraße zu finden. „Wo 

bist denn gewesen?“ „Das weiß ich selber 

nicht genau.“ Eines sei aber klargestellt: 

So abgelegen und unauffindbar ist Rut-

zenham nicht. Fotograf Mario, ebenfalls 

Landei, hat nämlich problemlos zum 

Treffpunkt gefunden. Deshalb war er 

auch pünktlich und nicht eine Viertel-

stunde zu spät. Egal. Die Fotos sind ge-

macht, wir übersiedeln ins Gasthaus. „Ja, 

ein solches haben wir noch, nein, fußläu-

fig ist es nicht erreichbar.“ Und mit der 

Fahrt zur Gasthausbrauerei „Zum Al-

fons“, einem riesigen Betrieb mit eigener 

Brauerei, sind wir mitten im Thema ge-

landet: Infrastruktur und Verkehr. „Wir 

haben in unserem Gemeindegebiet zwei 

Wirte. Es gibt einen Kindergarten und 

eine Volksschule. Die ist seit diesem Jahr 

sogar siebenklassig, da sind aber auch 

Kinder aus den umliegenden Gemeinden 

dabei. Gemeindeverwaltung und Bau-

hof nutzen Rutzenham und drei weitere 

umliegende Gemeinden miteinander. Es 

gibt eine Kirche, einen Chor und einen 

Sportverein mit einer modernen Anlage, 

eine Freiwillige Feuerwehr und manches 

mehr.“ Klingt nicht nach überalteter, 

vom Aussterben bedrohter Gemeinde. 

Und einen Nahversorger? Gibt es ei-

nen solchen auch? „Leider nein. Ist aber 

nicht so tragisch, weil Rutzenham sehr 

zentral liegt. Schwanenstadt und Vöck-

labruck sind quasi ums Eck.“ Mit Öffis 

dort hinzukommen, ist aber nicht alltags-

tauglich, das Auto eine Notwendigkeit. 

Nicht nur zum Einkaufen, auch um zur 

Arbeit zu kommen. „Wir sind eine reine 

Wohngemeinde, das ist in der interregi-

onalen Raumordnung so vorgesehen“, 

stellt Helmberger fest. „Bis auf einzelne 

Ein-Personen- und Kleinunternehmer 

gibt’s in der Gemeinde keine Arbeitsplät-

ze. Viele pendeln nach Schwanenstadt, 

Vöcklabruck oder Wels. In zehn Minuten 

ist man mit dem Auto beim Bahnhof in 

Attnang-Puchheim. Das geht also recht 

unkompliziert.“ Helmberger muss es wis-

Redaktion_Sebastian Wallner

Fotografie_Helmberger: Mario Riener, Sickinger: Land OÖ/Dedl, 

Pecherstorfer: Starmayr, Haimbuchner: Wakolbinger, Mitterlehner: Hypo OÖ

Illustration_Gettyimages

sen. Er unterrichtet an einer Welser HTL 

und nimmt den Weg dorthin während der 

Schulzeit fünfmal die Woche auf sich.

Wundersame Vermehrung

Aber warum haben wir uns gerade Rutzen-

ham als Startpunkt für unsere Reise ausge-

sucht? Die Gemeinde ist mit 321 Einwoh-

nern (Stand 1. September 2019) nicht nur 

die kleinste Gemeinde Oberösterreichs, sie 

hat landesweit auch die höchste Rückkeh-

rerquote. Seit 2003 haben 37 junge Er-

wachsene im Alter von 18 bis 26 Jahren 

Rutzenham verlassen. Vierzehn sind bis 

2018 wieder zurückgekommen – das sind 

37,8 Prozent. Der bundesweite Durch-

schnitt liegt bei 25,5 Prozent. Rutzenham 

wächst außerdem. In den vergangenen 15 

Jahren hat die Gemeinde rund 65 Einwoh-

ner gewonnen. Klingt nicht viel, in Relati-

on zur Gesamteinwohnerzahl ist das aber 

beachtlich. Bis 2018 sind 30 Menschen 

mehr nach Rutzenham gezogen, als weg-

gezogen sind. Die Hälfte der Zuzüge kam 

aus einem Umkreis von sechs Kilometern. 

Laut Bürgermeister Helmberger gebe es 

nicht nur einen Grund, warum seine Ge-

Denn das Gute 

liegt so nahe