86
Die Suche nach einem Job löst bei vielen ein mulmiges Gefühl aus. Zu Unrecht, es könne nichts
passieren, so Waltraud Götschl und Birgit Eiselsberg vom Personalberatungsunternehmen
Schulmeister in Linz. Die Unternehmen wollen niemandem etwas Böses, sondern ihre potentiellen
Arbeitskräfte nur kennenlernen. Wie Bewerber dabei punkten können, erklären die beiden am JKU
Karrieretag. Ein Einblick in den Vortrag über
die größten Fallen im Bewerbungsprozess
.
(BE)WERBEN
#03
Keine Vorbereitung auf
das Bewerbungsgespräch
Als Vorbereitung sollte man analysieren,
wer das Gegenüber ist und was es vom
Bewerber wissen möchte. Das Stichwort
für das Gespräch ist „Authentizität“. Die
Kleidung muss zum Unternehmen und
zur Position passen: Ein Softwareentwick-
ler mit Flipflops und Dreadlocks ist kein
Problem, im kaufmännischen Bereich
sind es blaue Haare aber schon. Häufig
wird ein Persönlichkeitstest gemacht –
das ist eine Analyse nach einem psycholo-
gischen Modell, die für die Bewerber nur
positiv ist, man erfährt etwas über sich.
Familienstand und Alter haben weder bei
Männern noch bei Frauen eine Relevanz.
Wenn das Thema einer Frau gegenüber
ausführlich angesprochen wird, ist das
Unternehmen vielleicht nicht das richti-
Redaktion_Sabrina Kainrad
Fotografie_Schulmeister
#01
Keine Zielorientierung
Die Jobsuche soll mit den drei Fragen
„Wer bin ich?“, „Was kann ich?“, „Was will
ich machen?“ starten. Bei der Einstellung
„Jetzt habe ich das Studium abgeschlossen
und bin offen für alles“ fehlt es an der
Zielorientierung. Spezialisten werden be-
sonders gesucht – daher der Appell: Sucht
euch ein Fachgebiet und vertieft euch in
dieses mit zusätzlichem Engagement ne-
ben dem Studium, etwa durch Abschluss-
arbeiten, Praktika, zusätzliche Kurse. In
unserer Informationsgesellschaft gibt es
viele Möglichkeiten, sich ein Bild von
der Arbeitswelt zu machen. Tipp: Eltern,
Nachbarn und Bekannte nach ihrem Be-
rufsalltag und ihrer Meinung, ob sie ei-
nen für einen bestimmten Job geeignet
halten, fragen.
#02
Keine individualisierten
Bewerbungsunterlagen
Die (Be)Werbungsunterlagen sind der ers-
te Eindruck des Kandidaten beim Unter-
nehmen. Das Stichwort für aussagekräf-
tige Unterlagen ist „Individualisierung“:
Keine Mustervorlagen verwenden, son-
dern überlegen, wer der Leser ist und wie
ich diesem von meinen Fähigkeiten und
Kenntnissen überzeugen kann. No-Gos:
Nicknamen oder E-Mail-Adressen mit
Misterlover26, Freizeitfotos mit Sonnen-
brille, Rechtschreib- und Grammatikfehler.
Waltraud Götschl und Birgit Eiselsberg vom Personalberater Schulmeister
sind zwei der Vortragenden beim JKU Karrieretag am 27. November,
9.30 bis 16.00 Uhr. Die Firma Schulmeister ist mit je einem Standort in Wien,
Linz und Prag in der Personalberatung und -vermittlung im Finanz- und
Rechnungswesen, der Technik und IT spezialisiert. Der JKU Karrieretag an
der Johannes Kepler Universität Linz ist die größte Job- und Karrieremesse für
Studierende und Uniabsolventen in Oberösterreich. Die Messe wird vom JKU-
Alumniclub Kepler Society organisiert.
Infos unter: www.jku.at/jku-alumni.
ge für die Bewerberin. Denn die Loyalität
von Frauen ist wesentlich höher als jene
von Männern und Frauen kommen nach
der Karenz mit den richtigen Bedingun-
gen motivierter und effizienter als jeder
andere retour. Das Gehalt ist bereits beim
ersten Gespräch ein Thema, empfehlens-
wert ist, eine Gehaltsvorstellung mit ei-
ner Schwankungsbreite von rund 300
Euro zu nennen. Die Erfahrung zeigt: Es
scheitert doch oft am Gehalt. Daher gilt:
Wenn man Interesse am Unternehmen
hat, soll man im Rahmen der Möglich-
keiten des künftigen Arbeitgebers bleiben.
Bei mehreren Angeboten entscheiden
sich viele für jenes mit dem höchsten
Gehalt. Nach dem Bewerbungsgespräch
heißt es warten. Bei Absagen wird keine
Begründung mehr genannt, denn da gibt
es immer eine Fülle von Umständen, die
sich schwer alle aufzählen lassen._
Veränderungsmotive
unbedingt positiv beschreiben,
es ist nicht ratsam, über
Vergangenes, etwa über
seinen Chef, zu schimpfen.
Birgit Eiselsberg
Personalberatung im Finanz-
und Rechnungswesen,
Schulmeister Linz
Jeder darf in seinem
Lebenslauf Kurven und Lücken
haben – man muss sie nur
nachvollziehbar argumentieren
und darf sie nicht verschleiern.
Waltraud Götschl
Personalberatung für Technik
und IT, Schulmeister Linz