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WAS
WÄRE,
WENN ...
„Kanzlergattin geht gar nicht“, stellte
Eveline S
teinberger-K
ern
fest, als ihr
Mann Christian Kern im Mai 2016
Bundeskanzler wurde. Sie wolle sich nicht
über den Beruf ihres Mannes definieren.
Zwar wurde sie damals der breiten
Öffentlichkeit erst so richtig bekannt, aber
die beeindruckende Karriere hatte sie
auch davor schon gemacht. Was anders
gewesen wäre, wenn sie den Karriereweg
als Mann gegangen wäre und wie sie auf
ein Ibiza-Video mit ihrem Mann reagiert
hätte, verrät die 47-jährige Unternehmerin
und Mutter bei einer Reihe von „Was
wäre, wenn“-Fragen.
Redaktion_Sabrina Kainrad
Fotografie_Rafaela Proell
„Energiebündel“ nennt Eveline Stein-
berger-Kern als möglichen Titel für
eine Biografie über sich selbst. Sie
arbeitete beim Verbund, beim Klima-
fonds der Bundesregierung und im
Vorstand der Siemens. Als ihr Ehe-
mann Christian Kern in den Verbund-
Vorstand aufstieg, verließ sie den Ener-
giekonzern. Man wollte kein Family
Business, jetzt sagt sie dazu: „Hätte
ich den Job nicht aufgegeben, wäre
ich heute sehr unglücklich.“ 2010
gründete sie ihr erstes Unternehmen,
ist nun Gründerin und Geschäftsfüh-
rerin von The Blue Minds Company
im Energie- und Infrastruktursektor
mit Standorten in Wien, Linz, Tel Aviv
und bald auch München (geplant im
vierten Quartal 2019) mit rund 60 Mit-
arbeitern. Die Gruppe hat sich dem
Themenbereich der Energietransfor-
mation verschrieben, baut selbst neue
Geschäftsmodelle, beteiligt sich an
Start-ups (aktuell 16) und ist in Inno-
vation Hubs aktiv. Besonders stark sei
man bei den Themen Artificial Intelli-
gence für die produzierende Industrie
und Cybersecurity im Bereich ope-
rative Technologie. Die Ziele für den
zuletzt in Linz an der Johannes Kepler
Universität eröffneten Innovation Hub
sind: mindestens 50 KMU und Indus-
triebetriebe bei der Digitalisierung ih-
rer Wertschöpfungskette mit konkre-
ten Geschäftsmodellen unterstützt zu
haben; mindestens zehn Spin-outs der
JKU beim internationalen Markteintritt
begleitet zu haben; den Grundstein
für weitere Standorte in München,
Graz, Belgrad und Istanbul gelegt zu
haben.
... man 20 Jahre in die
Zukunft reisen könnte,
welche Veränderungen
würden den Menschen aus
der Gegenwart auffallen?
01 Die Fortbewegung auf der Straße
und in der Luft erfolgt zunehmend
in autonom fahrenden E-Vehikeln,
wodurch die Unfallrate signifikant ge-
sunken ist und die Umweltbelastung
entscheidend zurückgeht.
02 Viele Krebsarten können durch
Früherkennung gestoppt oder zu-
mindest lebenserhaltend behandelt
werden.
03 Die Menschen können in Echtzeit
in allen verschiedenen Weltsprachen
miteinander kommunizieren.
04 Zusätzliche Energie wird nur mehr
dezentral erzeugt und auch dezent-
ral verbraucht. Künstliche Intelligenz
(KI) erlaubt die Optimierung zwi-
schen Erzeugungseinheiten, Spei-
chereinheiten und Verbrauchern.
05 KI ist ein Hauptfach in allen
Grund- und weiterführenden Schulen,
wie heute Mathematik, Deutsch und
Fremdsprachen.
... aktuelle Studien wahr
würden und Arbeitsplätze
aufgrund der Digitalisierung
verloren gingen – wie
würde das die Gesellschaft
verändern, was sollen „die
Verlierer“ stattdessen tun?
Die Sorgen über den Zustand der
Weiterbildung hierzulande sind sehr
berechtigt. Der Arbeitsmarkt wan-
delt sich gerade radikal. Es ist außer
Streit, dass wir die Qualifikationen
unserer Gesellschaft daraufhin an-
passen müssen. Tun wir das nicht –
und zwar vom Kindergartenalter weg,