154
auftritt.“ Seine Managementfähigkeiten
lernte er bei unterschiedlichsten Wirt-
schaftsbetrieben („Ich hab mir zum
Beispiel angeschaut, wie es einem voest-
Vorstand gelingt, 40.000 Menschen zu
bewegen“) und bei Seminaren in St.
Gallen. „Management ist genauso ein
Handwerk wie jedes andere auch – man
muss ständig dazulernen.“
Apropos Handwerk. Die Hüftoperati-
on von Herrn H. ist fast abgeschlossen,
sie ist ohne Komplikationen verlaufen,
wenn alles gut geht, wird Herr H. schon
bald wieder seinen Hobbys nachgehen
können. Herr H. ist übrigens 84 Jahre
alt. „Er wollte eine Hüftprothese, weil
er wieder Skifahren möchte“, erzählt
Macher, der oft selbst verblüfft ist, wie
körperlich agil manche Menschen im
hohen Alter noch sind. Auch geistige
Mobilität sei ein wichtiger Erhalter für
die Gesundheit. „Offen bleiben, prä-
sent sein und wache Sinne haben.“ Und
egal in welchem Alter – es gehe immer
darum, „in seine Mitte zu kommen“.
Wie das gelingen kann, dafür gebe es
keine Gesetze. Ist man ständig aus dem
Gleichgewicht, dann sei es an der Zeit,
nachzudenken, wo diese Unzufrieden-
heit herkommt. „Kann ich sie auflösen?
Muss ich mich verändern? Das sind Fra-
gen, die man sich dann stellen sollte“,
erklärt Macher, denn ein permanenter
innerer Druck würde sich negativ aufs
Immunsystem auswirken. Die Unter-
suchung ist damit abgeschlossen. Fast
zwei Stunden sind vergangen, es ist
schon spät. Josef F. Machers Arbeitstag
ist noch lange nicht zu Ende. Und das
stört ihn überhaupt nicht. „Wenn man
gerne macht, was man macht, dann ist
das ein positiver Stress. Und der belastet
nicht.“_
Die meist gehörte Frage in meinem Beruf_Wie geht’s Ihnen?
Das Gleiche, was ich frage.
Selbst gehe ich zum Arzt, wenn_Oh, wir Mediziner sind die schlech-
testen Patienten (lacht). Aber ich gehe selbst auch alle zwei Jahre zu
unserem Gesundheits-Check.
Niemals verzichten könnte ich auf_Mein Gott, auf so vieles nicht.
Diese Aufgabe hier, die würde mir wirklich fehlen. Und was mir genauso
fehlen würde: gutes Essen und guter Wein in einer Runde mit Menschen.
Allein auf einer Insel, das wäre tödlich für mich.
Ein Jahr Auszeit würde ich verbringen in_Italien. Venezien, Lombardei
oder Toskana. An Italien liebe ich das Leben draußen, die Melodie der
Sprache – und dass die Menschen unheimlich viel reden.
Das beste Gesundheitselixier_ist die Zufriedenheit. Verbunden mit
einem guten Gläschen Wein (lacht) – meine Frau ist langjährig erfahrene
Weinsommeliè. Also das Glas Wein ist jetzt kein ärztlicher, sondern ein
freundschaftlicher Rat.
Erfolg ist_ein Mix aus Einsatz, Ehrgeiz, Mut und Expertise, die man
ständig pflegen muss. Und ein Stück Glück. Manche Dinge gehen sonst
einfach nicht auf.
von Josef F. Macher
durch: blau, grün, Natur, nicht abstrakt.
Damit könne man besser Stress abbauen.
Ein Stockwerk tiefer kommt gerade eine
junge Frau in die Klinik. Sie leidet seit
einigen Wochen an plötzlichen Schwin-
delanfällen, landete damit einmal sogar
in der Notaufnahme eines Krankenhau-
ses. Woher dieser Schwindel kommt,
konnte man nicht feststellen. Weil sol-
che Anfälle einen turbulenten Alltag
nicht gerade einfacher machen und die
Ungewissheit ohnehin der unsympa-
thischste Begleiter überhaupt ist, will
sie schnell Klarheit haben. Oft braucht
es dann aber viele Wege zu vielen ver-
schiedenen Adressen und Ansprechper-
sonen, mitunter lange Wartezeiten und
jede Menge Geduld, um diese Klarheit
zu bekommen. „Das ist der große Vor-
teil unserer Privatklinik. Die Patientin,
die bei uns ja Gast ist, hat einen Arzt als
Vertrauensperson – und dieser beglei-
tet sie so lange zu allen nötigen Stellen
im Haus, bis die Ursache des Problems
gefunden und im besten Fall gelöst
ist.“ Im Fall der jungen Frau: Der Arzt
geht nach einem „Ausschlussverfahren“
vor, zunächst werden schwerwiegende
Erkrankungen im Kopf- und im Herz-
Kreislauf-Bereich durch Untersuchun-
gen ausgeschlossen, dann werden alle
weiteren Fachgebiete zu Rate gezogen.
Es war dann übrigens Josef F. Macher
persönlich, der eine Wirbelblockade, die
sich als die Ursache des Schwindels her-
ausstellte, lösen konnte.
Was Medizin und
Management
gemeinsam haben
Josef F. Macher hat schon weitaus kom-
pliziertere Fälle gelöst. Als Mediziner.
Aber auch als Manager. Während er aber
sein medizinisches Wissen vor allem im
Studium und der damit verbundenen
Praxis gelernt hat, war das Managen
nicht Teil seiner Ausbildung. „Aber im
Grunde unterscheidet sich die Arbeit in
der Medizin nicht wesentlich von jener
im Management. In beiden Fällen geht
es darum, ein Thema zu analysieren, die
dazu nötigen Infos einzuholen, eine
Entscheidung zu treffen und dann die
Dinge auf den Weg zu bringen“, erklärt
Macher. Wichtig dabei sei – ebenso in
beiden Bereichen – ,Verantwortung
gut übertragen zu können. „Es geht
immer um den Menschen. Und meine
Erfahrung ist: Es braucht Freiheit für
Kreativität, Offenheit, klare Ziele und
Strukturen und den Anreiz für die Mit-
arbeiter, Verantwortung zu übernehmen,
indem man zu ihnen steht und sie nicht
an den Pranger stellt, wenn ein Konflikt