109

Negativ für die Bauwirtschaft ist laut 

Hasenöhrl die Expertenregierung, denn 

diese würde die in Österreich dringend 

notwendigen Infrastrukturmaßnahmen 

nicht beschließen. Österreich könne als 

eines der reichsten EU-Länder im Infra-

strukturbereich mit anderen, wirtschaft-

lich deutlich schlechteren Ländern, wie 

etwa Spanien, Italien oder auch der Tür-

kei, nicht mithalten: „Ich war kürzlich 

in Barcelona, Mailand und Istanbul –  

von deren Straßeninfrastruktur und 

auch öffentlichen Verkehrsnetzen trauen 

wir uns nicht einmal zu träumen.“ Der 

Wirtschaft koste die fehlende Infrastruk-

tur viel Geld: Hasenöhrl transportierte 

früher von einer Baustelle in Linz mit 

einem Lkw täglich zehn Fuhren Aushub 

ab, jetzt sind es aufgrund des stärkeren 

Verkehrs nur mehr acht und damit 20 

Karer ist seit 2005 bei KPMG tätig. Seine Schwerpunkte 

liegen in der Prüfung und Beratung von internationalen 

und österreichischen Bau- und Immobilienunternehmen. 

Daneben ist Karer mitverantwortlich für den jährlich von 

KPMG Österreich erstellten Baukennzahlenkatalog. Den 

Baufirmen stellt der Wirtschafsprüfer aktuell ein gutes 

Zeugnis aus: „Die Unternehmen haben die gute Konjunk-

tur der vergangenen Jahre genutzt und ihre Prozesse so 

aufgestellt, dass sie gut für die – möglicherweise auch 

schwächere – Zukunft aufgestellt sind.“ Man konnte es 

sich leisten, bei der Auftragsannahme selektiv vorzu-

gehen und während der Abwicklung ein ordentliches 

Projektmonitoring einzuführen und so mögliche Verluste 

zu vermeiden. Die Weiterentwicklung in den Bereichen 

Compliance und Risikomanagement habe auch dazu 

geführt, dass die recht geringen Margen etwas nach 

oben gegangen sind. 

Große Unternehmen würden sich bei der Standardisie-

rung von Prozessen oder auch der Implementierung von 

Reporting-Tools leichter tun und könnten entsprechend 

größere Baustellen mit weniger Risiken abarbeiten. 

Kleinere Firmen sollten bei der Annahme von größeren 

Projekten entsprechend vorsichtig sein: „Zu glauben, 

plötzlich ein Prestigeprojekt annehmen zu müssen, weil 

man immer mit kleineren Baustellen erfolgreich war, 

kann schlimm enden.“ Karer rät stattdessen zu einem 

langsamen Wachstum oder auch zur Bildung von Ar-

beitsgemeinschaften. Bei den aktuellen Themen Digitali-

sierung und Nachhaltigkeit würden sich kleinere Firmen 

einerseits schwerer tun, weil sich die Großen eigene 

Entwicklungsabteilungen leisten können und technische 

Neuerungen oft mit größeren Ausgaben verbunden 

seien. Andererseits würden die Bereiche aber große 

Chancen bieten, weil man sich eine Nische suchen und 

für ein ganz spezielles Thema positionieren könne. Stan-

dardlösungen werden immer weniger gefragt sein, Leute 

wollen keine 08/15-Häuser, sondern ein Smart Home in 

einer nachhaltigen Bauweise.

Prozent weniger Leistung. Der tägliche 

Stau rund um die Mauthausener Donau-

brücke kostet ihn jährlich 600.000 Euro: 

„Alleine mit dem Mehr an Steuergeldern, 

das der Staat ohne Stau bekommen wür-

de, wäre die Brücke rasch finanziert.“  

#

starke Preissteigerungen

Die Bau- und Immobilienbranche war 

in den vergangenen Jahren mit starken 

Preissteigerungen konfrontiert. Es sei-

en laut Michael Gesswein, Eigentümer 

von Maximilianhof Immobilien, sowohl 

die Bau- und Baunebenkosten als auch 

die Grundstückspreise stark gestiegen. 

Nach dem Motto „Was gestern noch zu 

teuer war, ist heute eine gute Gelegen-

heit“ gebe es seit Jahren eine sehr hohe 

Nachfrage nach Immobilien, die sich 

„Die Bauunternehmen haben die gute 

Konjunktur der vergangenen Jahre genutzt 

und sich bestens für die Zukunft aufgestellt.“ 

Christoph Karer

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Partner KPMG Austria

von den Preissteigerungen nicht aufhal-

ten lasse. Gleichzeitig mahnt Gesswein 

zur Vorsicht, dass dies nicht zu Lasten 

von Qualität und Nachhaltigkeit gehen 

dürfe: „Man schimpft ungern über Kol-

legen, aber teilweise hat man schon den 

Eindruck, dass Projekte hinausgestampft 

werden, bei denen die Preise bei einem 

Nachfragerückgang nicht halten werden.“ 

Aktuell gebe es dafür aber keinerlei Anzei-

chen: „Auch wenn sich eine leichte Krise 

abzeichnet, die Wirtschaftslage ist gut. 

Es ist eine ordentliche Kaufkraft da und 

wir gehen auf keinen Fall von einer Stag-

nierung aus.“ Wenn man die heimischen 

Immobilienpreise mit jenen der Nach-

barländer vergleicht, gebe es in Öster-

reich auch noch Luft nach oben. Gefahr 

für eine Immobilienblase sieht Gesswein 

nicht, es gebe ein vernünftiges Verhält-

Mein Wohntraum

_ist ein schönes 

Haus im Grünen mit einem großen 

Garten und viel Platz für meine 

Familie und mich. Ein persönliches 

Highlight wäre dann noch ein  

kleiner Weinkeller.