98

Demografischer Wandel, medizinischer Fortschritt, wachsende Ungleichheiten – wie kann man 

zukünftige Herausforderungen meistern, um soziale Absicherung zu garantieren? Thomas Stelzer, 

Landeshauptmann von Oberösterreich, Birgit Gerstorfer, oberösterreichische Soziallandesrätin, 

Erhard Prugger, Abteilungsleiter Sozialpolitik Wirtschaftskammer Oberösterreich, und Axel Greiner, 

Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, geben Antworten auf aktuelle Fragen über 

das 

Sozialsystem der Zukunft

.

WIE KANN DER SOZIALSTAAT IN 

ZUKUNFT FINANZIERT WERDEN?

soll: Immer so weit zu helfen, dass man 

wieder auf eigenen Beinen stehen kann. 

Ausgenommen sind natürlich jene Fälle, 

wo permanente Hilfe aufgrund von Er-

krankung, Beeinträchtigung und Pfle-

gebedarf notwendig ist. Ich glaube, dass 

Österreich ein breit gestreutes und gut 

funktionierendes Sozialsystem hat und 

als Vorbild gelten darf, weil dieser Ge-

danke „Hilfe zur Selbsthilfe“ eine große 

Rolle spielt.

Greiner

_Ein leistungsfähiger Sozialstaat 

ist die Basis für einen attraktiven Wirt-

schaftsstandort, denn er ermöglicht sozia-

len Frieden und Sicherheit für Menschen 

und auch Unternehmen. Im Rahmen 

seiner Aufgaben muss der Staat fürsorgen, 

um akute Not zu lindern und Menschen 

vor Lebensrisiken abzusichern. Dem un-

bestreitbaren Nutzen des Sozialstaates 

müssen stets die Kosten gegenübergestellt 

Wie würde die Gesellschaft in Österreich 

aussehen, wenn plötzlich nur mehr das 

Bankkonto für die Lebensführung aus-

schlaggebend wäre? Wer hätte genug 

Geld, sich eine plötzliche Krankenbe-

handlung zu leisten? Wie würden wir 

im Alter über die Runden kommen, wie 

würden wir gepflegt werden? Fragen, 

die wir uns aktuell nicht stellen müssen. 

Noch nicht. Und hoffentlich nie. Doch 

die gute soziale Absicherung hat in Öster-

reich nicht nur einen Wert, sondern auch 

einen Preis. 2017 wurden laut Statistik 

Austria für Altersleistungen 47 Milliarden 

Euro ausgegeben, was in etwa 44 Prozent 

der Sozialleistungsausgaben insgesamt 

entspricht.  An zweiter Stelle lagen die 

Ausgaben für die Gesundheitsversorgung 

mit 27,5 Milliarden Euro und einem An-

teil von 26 Prozent. Es wurden somit 70 

Prozent der Sozialaufwendungen für Al-

ters- und Gesundheitsleistungen ausgege-

Redaktion_Katharina Ecker

Fotografie_Thomas Stelzer: Joachim Haslinger, 

Axel Greiner: IV OÖ Eric Krügl, 

Erhard Prugger: WKOÖ Werner Harrer,  

Birgit Gerstorfer: Land OÖ

Bernd Marin: Pressefoto / berndmarin.com

Josef Macher: Mario Riener

Illustration_Alexandra Auböck

ben. Deutlich geringere Ausgabenanteile 

entfielen auf die Sozialleistungen in den 

anderen Lebenslagen: zehn Prozent für 

Familien und Kinder, jeweils sechs Pro-

zent für Invalidität sowie Hinterbliebe-

ne und Arbeitslosigkeit, drei Prozent für 

Wohnen und soziale Ausgrenzung. 

01

 Was sehen Sie als zentrale  

Aufgaben des österreichischen 

Sozialstaates und wie gut  

werden diese aktuell erfüllt? 

Stelzer

_Ein hoch entwickelter Wohl-

fahrtsstaat wie Österreich muss als Sozi-

alstaat auch denen helfen, die nicht aus 

eigener Kraft zu einer gewissen Lebens-

führung mit Lebensqualität kommen. 

Jeder technologische und wirtschaftliche 

Fortschritt soll dabei Hand in Hand mit 

einem sozialen Fortschritt gehen. Wobei 

der soziale Grundsatzgedanke bedeuten 

Jeder technologische 

und wirtschaftliche 

Fortschritt soll Hand  

in Hand mit einem 

sozialen Fortschritt 

gehen.
Thomas Stelzer

Landeshauptmann  
Oberösterreich