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Sie haben nicht unbedingt den besten Ruf. Aber
große Bedeutung für die heimische
Wirtschaft
und ganz besonders für Familienunternehmen. Die Rede ist von
Privatstiftungen. Über 25 Jahre nach Erlass des Privatstiftungsgesetzes 1993
gibt es immer wieder Rufe nach einer Reform. Aber was ist dran?
SIND PRIVATSTIFTUNGEN
NOCH ATTRAKTIV?
wechsel stattfinden und dafür brauche
es dringend eine Reform. Denn sonst
gebe es die Gefahr von „versteinerten
Stiftungen“ und die Erschwerung der
Weiterentwicklung des dranhängenden
Unternehmens.
Gewissen Reformbedarf sehen mit Ernst
Chalupsky, Rechtsanwalt und Partner
bei SCWP Schindhelm, Jurist und JKU-
Professor Martin Karollus sowie AK
OÖ-Präsident Johann Kalliauer auch die
anderen zum Thema befragten Experten.
Bei der Dringlichkeit und den zu refor-
mierenden Punkten ist man sich aber un-
einig. Kalliauer sieht keinen dringenden
Änderungsbedarf und auch Karollus ist
etwas skeptisch: „Besser gar keine als eine
schlechte Reform.“ Der Ministerialent-
wurf im Jahr 2017, der mit dem Ende der
Regierung verschwunden ist, sei nicht gut
gewesen und hätte sogar Erschwernisse
gebracht. Die Gerüchte, dass konkret an
einem neuen Entwurf gearbeitet werde,
vergleicht Karollus augenzwinkernd mit
einem rosa Einhorn: „Man hört zwar
immer davon, dass es herumfliegt, aber
genauso oft landet es dann nicht.“ Laut
Wieland hätte es in den vergangenen Mo-
naten informelle Treffen gegeben, doch
seien keine Ergebnisse oder neue Ent-
würfe bekanntgegeben worden. Mit Aus-
rufung von Neuwahlen bekommt vieles
wieder einen neuen Zeitplan.
Wirtschaftliche Gründe
In den Köpfen der Bevölkerung sei oft
noch falsch verankert, dass in Stiftungen
Superreiche ihr Geld steuerschonend par-
3.095 Privatstiftungen gibt es mit Stand
Mai 2019 in Österreich. Deren Vermö-
gen von rund 70 Milliarden Euro setzt
sich aus 24 Prozent Immobilien, 12 Pro-
zent Privatvermögen sowie 64 Prozent
Unternehmensbeteiligungen zusammen.
In diesen Unternehmen arbeiten rund
400.000 Mitarbeiter. „Von der öffentli-
chen Wahrnehmung, dass böse Industri-
elle in Privatstiftungen ihr Geld parken,
sind wir weit entfernt“, betont Manfred
Wieland die wirtschaftliche Bedeutung
von Privatstiftungen in Österreich. Der
Jurist und Anlageberater gründete vor
vier Jahren die Plattform Stiftung-next-
gen. Seit einem Jahr fungiert man als
Verein und will sich zukünftig stark als
Interessenvertretung für Stiftungen von
Familien positionieren. Aktuell würde
bei vielen Stiftungen ein Generationen-
Familien-
unternehmen
Redaktion_Sabrina Kainrad
Fotografie_Gettyimages