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schon da und man kann es sich gar nicht
anders vorstellen.
Fuchs
_Hat Sie die Firma 24 Stunden be-
gleitet oder gab es die Devise ‚No business
at the dinner table’?
Forstenlechner
_Wir bemühen uns jetzt
verstärkt, dass wir das erreichen, aber das
ist praktisch unmöglich …
Hasenöhrl
_Da gibt’s Seminare dafür –
aber die funktionieren nicht … (lacht)
Herbsthofer
_Schon probiert? Da spricht
scheinbar jemand aus Erfahrung.
Fuchs
_Das Unternehmer-Gen gibt es,
aber daran muss ständig gearbeitet wer-
den. Das ist wie bei einem Sportler: Ich
kann zwar talentiert sein, aber ohne Trai-
ning werde ich nicht in die Weltklasse
kommen.
Malina-Altzinger
_Die Dosierung macht
das Gift. Das Wichtigste: Man darf nicht
immer alle mit den Problemen beim
Abendessen beglücken. Die Kinder erle-
ben sowieso sehr stark mit, was im Unter-
nehmen läuft.
Hasenöhrl
_Man darf natürlich nicht
beim Abendessen jedes Mal die gesamten
Gewährleistungen und Schadensfälle be-
sprechen … Ich habe einmal vor einigen
Jahren auf meinem Bürotisch am Frei-
tagabend drei Baustellenabrechnungen
liegen gelassen, die negativ waren. Mein
Sohn entdeckte diese und fragte mich
dann, ob wir leicht lauter negative Bau-
stellen haben. Seither räume ich solche
Unterlagen immer weg – mit dem wird er
bei einem Unternehmenseinstieg sowieso
einmal bald genug konfrontiert. Das Pro-
blem ist halt: Als Chef ist man meist mit
den blöden Sachen konfrontiert, weil die
guten Sachen eh die anderen erledigen.
Herbsthofer
_In mein Büro kommt mein
Sohn nicht rein, da gibt es einen Fingerprint –
also solche Sachen sieht er nicht (lacht).
Forstenlechner
_Es gibt aber natürlich
auch schöne Dinge und da kommt dann
so viel zurück, wenn man erfolgreiche
Dinge gemeinsam mit den Eltern erlebt.
„Man spürt als
Familienbetrieb,
dass mittlerweile
ein starkes
Konzerndasein
stattfindet.“
Karl Hasenöhrl
Eigentümer und Geschäftsführer,
Firmengruppe Hasenöhrl
Der 56-jährige Unternehmer stieg
aufgrund einer schweren Erkran-
kung des Vaters bereits mit 21
Jahren in dritter Generation in das
gleichnamige Familienunterneh-
men ein. Schrittweise übernahmen
er und seine Schwester ab 1992
die verschiedenen Firmenanteile
von den Eltern. Das 1960 gegrün-
dete Unternehmen in St. Panta-
leon/Amstetten ist auf Bau- und
Abfallwirtschaft, Rohstoffe und Re-
cycling spezialisiert, mit knapp 600
Mitarbeitern werden 100 Millionen
Euro Umsatz erwirtschaftet.
„Die größten
Scheiterpotentiale
bei Familien-
unternehmen sind
schwelende Konflikte,
Nachfolgeregelungen
und Entfremdung.“
Christian Fuchs
Experte für Familienunternehmen
Der Jurist, Betriebswirt und diplo-
mierte Management Coach beglei-
tet Unternehmerfamilien auf dem
Weg zur Familienverfassung. 2018
brachte der Experte für Familienun-
ternehmen gemeinsam mit Werner
Beutelmeyer vom Market-Institut
das Buch „Patriarchat versus
Streichelzoo. Wie ticken Familien-
unternehmen wirklich?“ raus.
Das hat man in einem anderen Unterneh-
men nicht so, das ist wirklich etwas Be-
sonderes bei einem Familienunternehmen.
Malina-Altzinger
_Unsere Kinder helfen
gelegentlich bei Messen mit,3 und wenn
dann ein zufriedener Kunde kommt, ist
das toll. Und das ist auch das, worauf wir
als Unternehmer stolz sind: dass die Fir-
ma ordentlich dasteht, dass wir gute Mit-
arbeiter haben und die Kunden zufrieden
sind. Darum geht es und das ist das, wa-
rum wir manches Mal auch den einen
oder anderen Kilometer mehr rennen, als
man unbedingt muss. Da ist viel Emoti-
on drinnen. Es funktioniert nicht, wenn
man nur wegen des Geldes arbeitet, man
muss auch mit dem Herzen dabei sein._