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Familienunternehmen sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Es wird aber nicht
einfacher für sie. Warum und wie man sich gegen die zunehmenden Herausforderungen stemmt,
berichten vier Mitglieder und ein Experte für
Familienunternehmen
.
Eine Gesprächsrunde
mit Berater Christian Fuchs, Bauunternehmer Karl Hasenöhrl, Elisabeth Forstenlechner vom
gleichnamigen Perger Installationsbetrieb, Clemens Malina-Altzinger von den Reform-Werken
Wels sowie Gunther Herbsthofer vom gleichnamigen Linzer Installationsbetrieb.
„MACHT DAS NICHT!“
„Familien haben generell ein großes
Konfliktpotential. Familienunternehmen
brauchen nicht nur eine Unternehmens-
strategie. Sie brauchen auch eine
Familienstrategie.“ (Zitat von Fritz B.
Simon vom Lehrstuhl für Führung und
Organisation von Familienunternehmen
an der Uni Witten/Herdecke) Haben
Sie eine Familienstrategie?
Forstenlechner
_Eine schriftlich aufge-
setzte Strategie gibt es bei uns nicht. Wir
orientieren uns an Familienwerten.
Malina-Altzinger
_Ich habe es selber sehr
genossen, frei entscheiden zu können.
Kindern mit vierzehn zu sagen, du musst
diese Ausbildung machen, damit du mit
25 Jahren ins Unternehmen einsteigen
kannst, geht gar nicht. Unsere Aufgabe
als Eltern und die als Unternehmer müs-
sen wir auseinanderhalten. Kinder sollen
zu selbstständigen Persönlichkeiten er-
zogen werden und eine gute Ausbildung
bekommen. Wenn es sich dann ergibt,
dass sie in das Unternehmen einsteigen
wollen, ist es eine Freude. Eine Vermi-
schung der Unternehmensstrategie mit
der Familienstrategie finde ich aufgesetzt.
Wenn Kinder in ein Unternehmen ge-
zwungen worden sind, dann ist das lei-
der schon oft für das Unternehmen, für
die Familie und für das Kind daneben-
gegangen.
Redaktion_Sabrina Kainrad
Fotografie_Martin Anderl
Hasenöhrl
_Kinder wollen aber zuerst
einmal Feuerwehrmann, Pilot oder Prin-
zessin werden. Da muss man als Eltern-
teil schon schauen, dass man sie ein we-
nig in die Firmenrichtung lenkt. Meine
Tochter wollte einmal Afrikanistik stu-
dieren. Ich habe ihr damals erklärt, dass
sie alles studieren kann, aber am Ende
des Tages damit Geld verdienen muss.
Sie hat sich dann für internationale Be-
triebswirtschaft entschieden, machte auf
der ganzen Welt Auslandssemester und
war sehr glücklich mit ihrer Wahl. Mitt-
lerweile ist sie fertig und arbeitet bei der
UNO. Mein Sohn ist da ganz anders, er
studiert Bauingenieurswesen und inte-
ressiert sich schon sehr für das Unter-
nehmen. Meine Eltern, die in den Nach-
kriegsjahren aufgewachsen sind, waren
streng und patriarchisch geprägt und das
haben wir als Kinder sehr gespürt. Diese
Strategie wende ich bei meinen Kindern
nicht an und genau das soll auch hel-
fen, dass sie einmal gerne in die Firma
kommen.
Herbsthofer
_Meine Strategie war, mei-
nen Kindern 20 Jahre zu sagen: ‚Macht
das nicht!’ Es entwickelt sich immer mehr
in Richtung Konzerne und nicht in Rich-
tung Familienunternehmen. Die Bauwirt-
schaft ist eine extrem schwierige Branche
geworden, man sollte mittlerweile min-
destens vier Jobs beherrschen. Das Tech-
nische ist einer davon, wobei man das
lernen kann. Zweitens sind die Konzerne
juristische Spezialisten. Die Burschen in
den Milliardenkonzernen sind dermaßen
easy im Gespräch, aber dann knallhart in
der Umsetzung. Und dann kommt noch
der dritte und ganz wesentliche Job dazu:
Man soll vernetzt sein und Leute kennen.
Und viertens: Man soll ein sympathischer
Verkäufer sein.
Hasenöhrl
_Ja, man spürt als Familien-
betrieb, dass mittlerweile ein sehr star-
kes Konzerndasein stattfindet. Was das
zunehmende Juristische anbelangt: Ich
beschäftige seit fünf Jahren einen eigenen
Juristen. Nichtsdestotrotz: Ein Familien-
betrieb hat auch seine Vorteile.
Herbsthofer
_In Familienunternehmen
versucht man nachhaltiger zu entscheiden
als Manager, die nur für ein paar Jahre
bestellt sind und mit großer Geschwin-
digkeit ausgewechselt werden. Bei einer
Auftragsverhandlung zählt aber in Wirk-
lichkeit oft nur der Preis – in diesem Zu-
sammenhang wird es immer komplexer,
Familienwertkodizes zu erstellen und zu
vermitteln.
Hasenöhrl
_Der Preis macht sicherlich
99 Prozent aus und da muss man als klei-
ner bei den großen Baukonzernen erst
einmal mithalten können.
Familien-
unternehmen
hinten, von links: Karl Hasenöhrl, Elisabeth
Forstlechner, Clemens Malina-Altzinger
vorne, von links: Christian Fuchs,
Gunther Herbsthofer