77
man entsprechende Angebote schaffen,
zum Beispiel mehr als die gesetzlich garan-
tierten zehn Tage Pflegeurlaub gestatten,
„wenn ein Kind zahnt oder auf 41 Grad
hochfiebert. Ein Kind funktioniert halt
nicht nach Plan“. Sicher stelle das einen
erheblichen Mehraufwand dar, aber jedes
Unternehmen habe auch eine gesellschaft-
liche Verantwortung, betont Kirchmayr:
„Wir müssen aufpassen, dass es nicht Trend
wird, sich gegen Kinder zu entscheiden,
weil man dadurch nur Vorteile genießt.
Es ist wichtig, dass die Menschen eine
Familie gründen und Kinder bekommen,
sonst müssen wir Kinder im Reagenzglas
produzieren.“ Und das wolle hoffentlich
niemand, sagt Kirchmayr.
Ähnlich sieht es Vollmann: Man müsse
seine Mitarbeiter in ihrer gesamten Per-
sönlichkeit wahrnehmen – und da gehöre
der Familienmensch dazu. „Solange ein
Unternehmen nicht im Fokus hat, dass es
hinter den Angestellten Kinder oder pfle-
gebedürftige Angehörige gibt, wird der
Fachkräftemangel nicht bewältigbar sein.
Es ist volkswirtschaftlich ein Wahnsinn,
dass die Talente und Kompetenzen nicht
genutzt werden.“ Deshalb brauchen Un-
ternehmen Kreativität für „lebensphaseno-
rientiere Arbeitszeiten“, eine gute Vertrau-
ensbasis mit den Angestellten und Mut
für neue Wege, argumentiert Vollmann.
„Neues Arbeiten braucht neues Führen.
Das Leben besteht nun mal aus Beruf und
Privatleben.“_