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man entsprechende Angebote schaffen, 

zum Beispiel mehr als die gesetzlich garan-

tierten zehn Tage Pflegeurlaub gestatten, 

„wenn ein Kind zahnt oder auf 41 Grad 

hochfiebert. Ein Kind funktioniert halt 

nicht nach Plan“. Sicher stelle das einen 

erheblichen Mehraufwand dar, aber jedes 

Unternehmen habe auch eine gesellschaft-

liche Verantwortung, betont Kirchmayr: 

„Wir müssen aufpassen, dass es nicht Trend 

wird, sich gegen Kinder zu entscheiden, 

weil man dadurch nur Vorteile genießt. 

Es ist wichtig, dass die Menschen eine 

Familie gründen und Kinder bekommen, 

sonst müssen wir Kinder im Reagenzglas 

produzieren.“ Und das wolle hoffentlich 

niemand, sagt Kirchmayr. 

Ähnlich sieht es Vollmann: Man müsse 

seine Mitarbeiter in ihrer gesamten Per-

sönlichkeit wahrnehmen – und da gehöre 

der Familienmensch dazu. „Solange ein 

Unternehmen nicht im Fokus hat, dass es 

hinter den Angestellten Kinder oder pfle-

gebedürftige Angehörige gibt, wird der 

Fachkräftemangel nicht bewältigbar sein. 

Es ist volkswirtschaftlich ein Wahnsinn, 

dass die Talente und Kompetenzen nicht 

genutzt werden.“ Deshalb brauchen Un-

ternehmen Kreativität für „lebensphaseno-

rientiere Arbeitszeiten“, eine gute Vertrau-

ensbasis mit den Angestellten und Mut 

für neue Wege, argumentiert Vollmann. 

„Neues Arbeiten braucht neues Führen. 

Das Leben besteht nun mal aus Beruf und 

Privatleben.“_