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Qualifikation und Expertise erworben, die
im Bankbereich extrem wichtig sind.“
Dasselbe gelte auch für die Bundesbe-
schaffung GmbH, sagt Kapfer: „Wir sind
eine Expertenorganisation und investieren
massiv in die Ausbildung unserer Ange-
stellten.“ Deshalb müsse man dafür sorgen,
dass die Leute gerne wiederkommen. „Na-
türlich stellt es uns vor eine Herausforde-
rung, wenn Mitarbeiter zwei bis drei Jahre
wegbleiben und danach vielleicht nur in
Teilzeit zurückkommen. Wir machen das
Beste daraus und unterstützen sowohl die
Leute, die in Karenz gehen, als auch die
Teams, denen dann ein Kollege fehlt.“
Die Rolle der Väter
Eine wachsende Bedeutung kommt dabei
den Vätern zu: „Zwei Monate Väterkarenz
sind bei uns fast schon Standard, viele Vä-
ter reduzieren zudem ihre Arbeitsstunden“,
berichtet Hintenaus, der selbst Vater eines
dreieinhalb Jahre alten Sohnes ist. „Ich will
daheim meinen Buben aufwachsen sehen
und mit ihm qualitative Zeit verbringen.
Manchmal höre ich früher auf, bin aber
telefonisch erreichbar. Mein Chef hat das
Vertrauen, dass das gut funktioniert.“ Man
sei aber auch bei der Hypo Oberösterreich
noch davon entfernt, „dass Männer und
Frauen das Angebot gleichermaßen in
Anspruch nehmen“, räumt Brunhofer ein.
„Es braucht noch etwas länger, dass sich die
Männer trauen, dass es ihrer Karriere nicht
hinderlich ist.“ Hintenaus ist dennoch zu-
versichtlich: „Die erste Väterkarenz war
was Neues, mittlerweile jucken zwei Mo-
nate Karenz niemanden mehr. In ein paar
Jahren werden auch sechs Monate oder
zwei Jahre Standard sein.“
Dafür brauche es aber noch viel „Ent-
wicklungsarbeit“, wie Kapfer glaubt. „Es
geht um Rollenbilder in den Köpfen der
Leute.“ Auch Kirchmayr ortet noch ei-
nen „gewissen gesellschaftlichen Druck
in manchen Betrieben, wo ein Mann
belächelt wird, wenn er in Karenz geht“.
Sie ist selbst Mutter einer zweijährigen
Tochter und darf sich neben der tatkräf-
tigen Unterstützung ihrer Eltern auch auf
die aktive Mithilfe ihres Lebenspartners
verlassen. „Es gibt den Trend, dass die
Väter mehr mitmischen. Das halte ich
für sehr gut, sowohl für die Kids als auch
für die Männer und die gesamte Familie.“
Und auch gut für die Unternehmen, ist
Kirchmayr überzeugt: „Nur weil man Kin-
der hat, heißt das nicht, dass man seine Ar-
beitsleistung nicht erbringt. Im Gegenteil:
In der Zeit, in der man im Büro ist, gibt
es kaum Pausen, sondern da wird die gan-
ze Arbeit komprimiert. Eltern sind echte
Meisterleister.“
Gesellschaftliche
Verantwortung
Damit das aber auch gut gelingen kön-
ne, brauche es die Flexibilität und das
Entgegenkommen der Arbeitgeber, so
Kirchmayr: „Als Mutter geht man nicht
um 20 Uhr ins Bett, schläft sich bis zum
Morgen aus und geht gut gelaunt in die
Arbeit.“ Will man, dass Frauen frühzeitig
aus der Karenz zurückkommen, müsse
Nur weil man Kinder
hat, heißt das nicht,
dass man seine
Arbeitsleistung nicht
erbringt. Eltern sind
echte Meisterleister.
Helena Kirchmayr
Klubobfrau und
Familiensprecherin, OÖVP
Der größte Stolper-
stein ist das traditi-
onelle Bild, welche
Rolle Frauen und Män-
ner in der Gesellschaft
einnehmen sollen.
Manuela Vollmann
Geschäftsführerin,
ABZ Austria