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JOSEF SILIGAN
VORSTANDSDIREKTOR,
LINZ AG
Geboren_1976
Ausbildung und Karriere_Studium Kulturtechnik
und Wasserwirtschaft an der Boku Wien, berufsbeglei-
tendes Studium Betriebswirtschaftslehre an der JKU
Linz, Universitätslehrgang Compact Management an
der Limak; von 2003 bis 2005 Projektbearbeiter im
Ziviltechnikerbüro DI Kurz in Linz, ab 2005 Trainee in
der Linz AG, ab 2006 Leitung für den Bereich Betrieb
Kanalnetz, ab 2011 Technischer Leiter Hafen Linz und
Donaulager GmbH, ab 2015 Geschäftsführer Enamo,
seit 1. April 2019 Vorstandsdirektor im Energie-Res-
sort der Linz AG
Was macht eine gute Führungskraft aus_Klarheit
in den Aussagen
Das Schwierigste an meinem Job ist_die
Balance zwischen Arbeit, Familie, Freunden und
sich selbst zu finden.
Laut werde ich_selten.
Drei Eigenschaften, die eine
Führungskraft haben sollte_Hartnäckigkeit,
Begeisterungsfähigkeit, Flexibilität
Drei Eigenschaften, die ich nicht haben sollte
(aber habe)_manche Dinge (zu) persönlich zu
nehmen, den Ärger manchmal mitzunehmen (in
den nächsten Termin oder schlimmstenfalls nach
Hause), kein geborener Verhandler zu sein.
Mein Karriere-Tipp_Schon während der
Ausbildung unterschiedlichste Jobs annehmen,
um festzustellen, was einen tatsächlich interessiert.
Und Engagement zeigen bei dem, was man im
Moment macht.
Später soll mir einmal nachgesagt werden_
Schade, dass er weg ist. Wir haben viel
miteinander erreicht.
und Wärmeerzeugung über den Energiehandel an den
europäischen Märkten und die Gas- und Stromnetze bis hin
zum Dienstleistungsbereich mit E-Mobilität und Photovoltaik.
Dazu kommt der Telekommunikationsbereich inklusive des
Tochterunternehmens Liwest.
Dieser abwechslungsreiche Mix an Themen sei es auch, der
Siligan an seiner neuen Aufgabe reize: „Ich wollte es immer
möglichst bunt haben.“ Und das schon während des Studiums
der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität
für Bodenkultur in Wien: Er hat im Supermarkt Regale
eingeschlichtet, bei der Post „Packerl geschupft“, im Lager,
in der Systemgastronomie und beim Tunnelbau gearbeitet,
Kraftwerksführungen gemacht und am Boku-Magazin
mitgearbeitet – und empfiehlt diese Experimentierfreude auch
den jungen Menschen von heute: „Ein Studium vermittelt nur
das Methodenwissen. Je mehr unterschiedliche Sachen man
nebenbei macht, desto besser lernt man die
Buntheit der
Arbeitswelt kennen und kann feststellen, was das Seine ist.“
In seiner neuen Funktion als Vorstandsdirektor sorgen
das breite Themenspektrum und die Zusammenarbeit mit
unterschiedlichsten Menschen für die gewünschte Buntheit:
„Mittlerweile führe ich Menschen, die Menschen führen. Ein
Ziel muss sein, die Wertehaltungen des Unternehmens so
zu übermitteln, dass diese von allen geteilt und mitgetragen
werden.“ Dazu brauche es Klarheit in der
Strategie und
der Kommunikation: „Wo Menschen zusammenarbeiten,
hapert es oft dort, wo Sachen nicht klar ausgeredet sind.“ Daher
sehe er eine seiner Aufgaben darin, transparente Strukturen
und klare Zuständigkeiten mit einem ständigen Dialog zu
verbinden.
Damit diese dauerhafte Gesprächsbasis auch gut gelinge,
wolle er nicht nur auf die Politik der offenen Tür seines
Büros verweisen: „Man muss auch rausgehen und sich zeigen.
Deshalb will ich meine Jour-fixe-Termine regelmäßig bei den
Leuten an ihren Arbeitsplätzen machen. Ich möchte mich
in die vielfältigen Tätigkeiten und Arbeitsweisen in meinem
Ressort reinspüren.“ Natürlich sei das mit seiner zeitintensiven
Aufgabe nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen, gesteht
Siligan: „Mein
Terminkalender ist durchgetaktet.“
Der achtsame Umgang mit den begrenzten Zeitressourcen
beschäftigt Siligan auch abseits des Büros, auch wenn er
mit dem vielzitierten Begriff der Work-Life-Balance nichts
anfangen könne. „Ich mache das, was ich mache, sehr gern,
sonst würde ich es nicht machen. Work ist ein Teil von Life.“
Höchsten Stellenwert habe seine Familie, genauso schätze
er seine Freundschaften, erzählt der begeisterte Tennis- und
Kartenspieler mit einem Lächeln. „Zum 50. Geburtstag eines
Freundes haben wir einen ganzen Tag lang Karten gespielt –
eine der seltenen Situationen, in denen man die Zeit auch
einmal ausblenden kann.“ Wichtig ist ihm aber auch, die
eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen zu lassen: „Ich
brauche zwischendurch
Momente nur für mich, damit ich
mich sammeln kann. Private Rückzugsorte sind wichtig.“