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Um diese goldene Mitte zwischen Über- 

und Unterforderung zu erreichen, haben 

Führungskräfte zwei Hebel in der Hand: 

„Einerseits die Weiterentwicklung der Fer-

tigkeiten der Mitarbeiter, damit sie ihre 

Arbeit gut machen können, und anderer-

seits die Zuteilung von anspruchsvollen 

und herausfordernden Aufgaben, um die-

se Fähigkeiten optimal einzusetzen.“ Gute 

Chefs haben also immer das Potential ihrer 

Mitarbeiter im Blickfeld, betont Walenta: 

„Wenn man den Mitarbeitern keinen Ent-

wicklungsspielraum oder keine interessan-

ten Aufgaben bietet, dann sind sie weg. 

Und das kann man sich als Unternehmen 

nicht leisten.“ Wer qualifizierte Mitarbei-

ter langfristig halten möchte, müsse ihnen 

Entfaltungsmöglichkeiten bieten, zum 

Beispiel durch eine fehlerfreundliche und 

experimentierfreudige Unternehmenskul-

tur, kleine Auszeiten und Weiterbildungen, 

die mit der alltäglichen Arbeit sinnvoll zu-

sammenhängen, so Walenta: „Zum Bei-

spiel kann eine Internationalisierung der 

perfekte Zeitpunkt sein, um das Englisch 

der Mitarbeiter aufzufrischen, und eine 

Digitalisierungsoffensive lässt sich gut mit 

einer Software-Schulung verknüpfen.“

Mehr als Brot und Spiele

Solche Entwicklungsräume zu schaffen, 

sieht Geschäftsführer Bojan Bozic als eine 

der Stärken des Linzer Unternehmens 

eRecruiter, das Software für Bewerber-

management anbietet. „Wir sind so klein, 

dass niemand in einer Schublade arbeitet.“ 

Mit aktuell 40 Mitarbeitern und einem 

„Riesenwachstum“ ergeben sich laufend 

neue Perspektiven für die einzelnen Team-

mitglieder. „Wer möchte und sich ein-

bringt, kann sich weiterentwickeln“, be-

tont Bozic. „Heute haben viele ein anderes 

Aufgabengebiet als noch vor zwei Jahren.“ 

Umso wichtiger sei es, bei Neueinstellun-

gen nicht nur auf die fachliche Qualifika-

tion, sondern auf das passende Mindset 

zu achten. „Wenn es gelingt, die richtigen 

Leute ins Boot zu holen, dann gehen sie 

auch durch harte Zeiten mit.“

Vertrauensbasierte Arbeitszeitmodelle und 

ein lockeres Open-Office-Konzept sorgen 

für eine gute Stimmung im Team, erzählt 

Bozic. Wovon er wenig halte, ist ein „auf-

oktroyiertes Spaßprogramm“: „Oft bieten 

Unternehmen Brot und Spiele, damit sie 

die gewünschte Leistung aus den Mitar-

beitern holen. Der Effekt davon ist nach 

kurzer Zeit verpufft.“ Wichtiger als eine 

dauerhafte Bespaßung sei ihm, sein Team 

zu inspirieren, aus dem Alltag heraus-

zuholen und „die große Frage nach dem 

Warum“ zu stellen. „Der Grund, warum 

man bei uns arbeitet, ist nicht die Arbeits-

zeit, das Gehalt oder der Tischfußballtisch, 

sondern weil man eine gute Antwort auf 

die Frage nach dem Sinn seiner berufli-

chen Tätigkeit findet“, meint Bozic. „Be-

sonders für die junge Generation steht die 

Frage nach dem Warum ganz oben. Die 

Leute wollen teilhaben am Unternehmen 

und den Entscheidungen.“ 

Deswegen hole man im Auftritt nach Au-

ßen die Menschen hinter dem Produkt in 

den Vordergrund: Wenn das Team zum 

Beispiel gemeinsam am Marathon in Linz 

oder Wien teilnimmt, „dann posten sie 

Fotos auf Instagram und Facebook und 

transportieren so die Firmenkultur“. Und 

zu dieser gehöre eben auch das Wohlbe-

finden des Teams, betont Bozic: „Wenn 

die Leute auf ihre berufliche Laufbahn 

zurückblicken, sollen sie sagen, eRecruiter 

war geil und was Besonderes, noch cooler 

als alle anderen. Mit diesem Gedanken 

bekommt man automatisch einen ganz 

anderen Blickwinkel auf das Thema Ar-

beitgebermarke.“

Keine Zwangsbespaßung

Spaß kann nicht nur im Rückblick auf 

die Karriere eine wichtige Rolle spie-

len, sondern auch ganz am Anfang: „Bei 

meinem Bewerbungsgespräch habe ich 

gefragt, ob gelacht werden darf, weil ich 

gerne und viel lache“, erinnert sich Ger-

linde Tröstl an ihren Einstieg bei Markas. 

Die Antwort war eindeutig ja – und sollte 

auch in jedem anderen Unternehmen so 

lauten: „Wenn die Stimmung und das 

Betriebsklima positiv sind, ist die Moti-

vation höher, gehen Tätigkeit leichter von 

der Hand, betrachtet man Fehler aus ei-

nem anderen Blickwinkel. Humor macht 

das Arbeitsleben und das Leben generell  

leichter.“ 

Markas ist ein international tätiges Fa-

milienunternehmen für Facility Services 

wie Reinigung, Housekeeping, Logistik 

und Gemeinschaftsverpflegung in Kran-

Flow ist der Zustand, 

wenn man richtig  

Spaß in der Arbeit  

hat und alles  

rundherum vergisst.
Christa Walenta

Wirtschaftspsychologin und  
Studiengangsleiterin,  
Ferdinand Porsche Fern-FH