38
Redaktion_Sabrina Kainrad
Fotografie_Mario Riener
Illustrationen_Alexandra Auböck
Der Weltwirtschaft geht es gut, österreichische Unternehmen nützen das und drängen ins
Ausland. Dass im ausländischen Markt auch
Steuern anfallen können
, wird dabei von manchen
mittelständischen Unternehmen aber vergessen, so die leidvolle Erfahrung der Experten
der Linzer Steuerberatungskanzlei Icon.
UND PLÖTZLICH KLINGELT
DAS AUSLÄNDISCHE FINANZAMT ...
Ein kleines heimisches Ingenieurbüro be-
kommt den Zuschlag für einen Auftrag in
Indien im Wert von einer Million Euro.
Alle Leistungen werden von Österreich
aus zur vollsten Zufriedenheit des Kun-
den erbracht. Doch dann die böse Über-
raschung: Der Auftraggeber überweist nur
700.000 Euro. Die restlichen 30 Prozent
muss er als Quellensteuer an sein indi-
sches Finanzamt überweisen. Das wusste
der Auftragnehmer aber nicht und das
Auslandsgeschäft wird zur Bedrohung
seiner wirtschaftlichen Existenz. „Denn
so einen hohen Gewinnaufschlag hatte
der Unternehmer gar nicht“, sagen die
Steuerberater der Linzer Steuerberatungs-
kanzlei Icon, Stefan Bendlinger und Mat-
thias Mitterlehner, von einem konkre-
ten Fall. Es ist aber nur einer von vielen.
Mittelständische Unternehmen würden
steuerliche Fragen rund um ihre Aus-
landstätigkeiten häufig vernachlässigen.
Büro, Satellitenbilder von einer Baustelle
oder die fehlende Abbildung einer nicht
existierenden Scheinfirma. „Der Unter-
nehmer wird immer mehr zum gläsernen
Steuerzahler.“
KMU tendenziell im Nachteil
Mittelständische Betriebe und damit
jene Betriebe, welche die Mehrheit der
heimischen Exporte tätigen, seien beim
Thema Steuern tendenziell im Nachteil:
Im Unterschied zu Konzernen leistet man
sich keine eigenen Rechts- und Steuerab-
teilungen und es gibt meist auch keine
ausländischen Niederlassungen, bei de-
nen man nachfragen könnte. Zum häufig
gehörten Vorwurf der Steuertrickserei von
Konzernen sagen Bendlinger und Mitter-
lehner: Nachdem Steuern betriebswirt-
schaftlich gesehen Kosten sind, wird und
muss jeder Unternehmer versuchen, seine
In Zeiten der Digitalisierung, in denen
Dienstleistungen immer häufiger on-
line erbracht werden und die einzelnen
Staaten sich auch verstärkt bemühen,
diese Leistungen steuerlich zu erfassen,
berge dies eine zunehmend höhere Ge-
fahr. Auch die Bereitschaft, im Bereich
des Steuerrechts zu strafen, sei deutlich
höher. Die Steuerexperten erkennen die
weltweite Tendenz, Steuerhinterziehung,
Steuerumgehung und Steuerflucht stärker
zu bekämpfen. Das führe zwangsläufig
dazu, dass das internationale Steuerrecht
immer komplexer werde. Es gibt nach wie
vor keine Harmonisierungen – auch nicht
innerhalb der EU. Die Behörden würden
sich aber zunehmend vernetzen und auch
das Internet halte für die Finanzbeamten
viele Informationen bereit. „Google kann
bei der Jagd nach Steuersündern eine gro-
ße Hilfe sein“, sagt Bendlinger und nennt
als Beispiel Infos über ein neu eröffnetes