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Redaktion_Sabrina Kainrad

Fotografie_Mario Riener 

Illustrationen_Alexandra Auböck

Der Weltwirtschaft geht es gut, österreichische Unternehmen nützen das und drängen ins 

Ausland. Dass im ausländischen Markt auch 

Steuern anfallen können

, wird dabei von manchen 

mittelständischen Unternehmen aber vergessen, so die leidvolle Erfahrung der Experten 

der Linzer Steuerberatungskanzlei Icon. 

UND PLÖTZLICH KLINGELT 

DAS AUSLÄNDISCHE FINANZAMT ...

Ein kleines heimisches Ingenieurbüro be-

kommt den Zuschlag für einen Auftrag in 

Indien im Wert von einer Million Euro. 

Alle Leistungen werden von Österreich 

aus zur vollsten Zufriedenheit des Kun-

den erbracht. Doch dann die böse Über-

raschung: Der Auftraggeber überweist nur 

700.000 Euro. Die restlichen 30 Prozent 

muss er als Quellensteuer an sein indi-

sches Finanzamt überweisen. Das wusste 

der Auftragnehmer aber nicht und das 

Auslandsgeschäft wird zur Bedrohung 

seiner wirtschaftlichen Existenz. „Denn 

so einen hohen Gewinnaufschlag hatte 

der Unternehmer gar nicht“, sagen die 

Steuerberater der Linzer Steuerberatungs-

kanzlei Icon, Stefan Bendlinger und Mat-

thias Mitterlehner, von einem konkre-

ten Fall. Es ist aber nur einer von vielen. 

Mittelständische Unternehmen würden 

steuerliche Fragen rund um ihre Aus-

landstätigkeiten häufig vernachlässigen. 

 

Büro, Satellitenbilder von einer Baustelle 

oder die fehlende Abbildung einer nicht 

existierenden Scheinfirma. „Der Unter-

nehmer wird immer mehr zum gläsernen 

Steuerzahler.“

KMU tendenziell im Nachteil

Mittelständische Betriebe und damit 

jene Betriebe, welche die Mehrheit der 

heimischen Exporte tätigen, seien beim 

Thema Steuern tendenziell im Nachteil: 

Im Unterschied zu Konzernen leistet man 

sich keine eigenen Rechts- und Steuerab-

teilungen und es gibt meist auch keine 

ausländischen Niederlassungen, bei de-

nen man nachfragen könnte. Zum häufig 

gehörten Vorwurf der Steuertrickserei von 

Konzernen sagen Bendlinger und Mitter-

lehner: Nachdem Steuern betriebswirt-

schaftlich gesehen Kosten sind, wird und 

muss jeder Unternehmer versuchen, seine 

In Zeiten der Digitalisierung, in denen 

Dienstleistungen immer häufiger on-

line erbracht werden und die einzelnen 

Staaten sich auch verstärkt bemühen, 

diese Leistungen steuerlich zu erfassen, 

berge dies eine zunehmend höhere Ge-

fahr. Auch die Bereitschaft, im Bereich 

des Steuerrechts zu strafen, sei deutlich 

höher. Die Steuerexperten erkennen die 

weltweite Tendenz, Steuerhinterziehung, 

Steuerumgehung und Steuerflucht stärker 

zu bekämpfen. Das führe zwangsläufig 

dazu, dass das internationale Steuerrecht 

immer komplexer werde. Es gibt nach wie 

vor keine Harmonisierungen – auch nicht 

innerhalb der EU. Die Behörden würden 

sich aber zunehmend vernetzen und auch 

das Internet halte für die Finanzbeamten 

viele Informationen bereit. „Google kann 

bei der Jagd nach Steuersündern eine gro-

ße Hilfe sein“, sagt Bendlinger und nennt 

als Beispiel Infos über ein neu eröffnetes