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In unserer Branche dreht sich
das Rad so extrem schnell,
dass ich mich nicht trauen
würde, weiter als fünf Jahre
in die Zukunft zu blicken.
Richard Wein
Kaufmännischer
Geschäftsführer, nic.at
Was man über nic.at
wissen sollte.
Das Salzburger Unternehmen wurde
1998 gegründet, als die .at-Domain-
verwaltung von der Universität Wien mit
30.000 Domains nicht mehr zu bewälti-
gen war. In den 80er Jahren wurde im
Internet das System für Domain-Namen
mit Ländererkennung eingeführt, 1988
wurde Österreich durch eine Gruppe
von Technikern an der Uni Wien mit der
.at-Domain eingetragen. Drei Jahre spä-
ter startete die Uni mit der öffentlichen
Domainvergabe – zunächst war das
Internet eine rein akademische Plattform
für den Austausch wissenschaftlicher
Daten.
Als Standort für nic.at wurde Salzburg,
der Heimatort des damaligen Geschäfts-
führers, gewählt. Die Technik blieb in
Wien. nic.at beschäftigt 60 Mitarbeiter.
Eigentümer der GmbH ist eine Privatstif-
tung mit gemeinnützigem Zweck –
nämlich die Förderung des Internets
in Österreich. Die Verfügbarkeit und
Ausfallsicherheit der österreichischen
Domain „ist das wichtigste Gut“ und
dementsprechend stolz ist Geschäfts-
führer Wein, dass es seit Bestehen keine
Sekunde Ausfall gab: „Ein Ausfall hätte
katastrophale Auswirkungen.“
nic.at betreibt auch die Onlinemel-
destelle Stopline.at gegen sexuelle
Missbrauchsdarstellungen Minderjähri-
ger und nationalsozialistische Wieder-
betätigung im Internet gemeinsam mit
ISPA, den Internet Service Providers
Austria. Sowie seit 2008 CERT.at als
nationale Meldestelle für internationale
IT-Sicherheit und das brancheneigene
CERT für die Energieindustrie.
... die Themen Security und Regulierung in den nächsten
Jahren ein deutlich stärkeres Augenmerk brauchen?
Die weltweiten Gesetzgeber würden bei den Regulierungen für das
Internet hinterherhinken. „Mit der DSGVO gibt es erstmals eine europaweite
Gesetzgebung, die das Internet massiv prägt und beeinflusst. In diese
Richtung erwarte ich mir noch viel mehr Aktivitäten“, sagt Wein. Ein gewisses
Umdenken hätte bereits stattgefunden, es ist aktuell auf EU-Ebene die ePrivacy-
Verordnung in Ausarbeitung und 2020 tritt eine Reform der Consumer Protection
Cooperation (CPC) in Kraft. Die DSGVO ist laut Wein „im Grundsatz ein guter
Gedanke, die Umsetzung ist aber ein Stück weit nicht zu Ende gedacht worden“.
Man wollte die großen amerikanischen Unternehmen treffen und habe dabei
zu wenig auf die kleinen Unternehmen geachtet. Für diese seien hohe Kosten
und ein massiver Aufwand entstanden. „Man hat versucht, mit Kanonen auf
Spatzen zu schießen. Es war zwar insgesamt richtig, im Bereich Datenschutz
gesetzliche Vorgaben zu machen, aber ob es die richtige Durchführung war,
darüber kann man trefflich streiten.“ Eine Schwierigkeit bei der Regulierung in
diesem Bereich sei immer, dass im Internet Privatpersonen und Unternehmen
mit sehr unterschiedlichen Absichten und dementsprechend verschiedenem
Schutzbedarf zusammentreffen.
... die Registrierung einer .at-Domain
ein paar Sekunden dauert und man
danach sofort online ist?
Der Registrierungsprozess wurde zu einem vollautomatischen
elektronischen Geschäft ohne menschlicher Interaktion. Es gibt unzählige
Internetprovider und Anbieter für .at-Domains, welche die Domains für
die Endkunden als Zwischenhändler anbieten. Man kann auch direkt bei
nic.at, der zentralen Registrierungs- und Verwaltungsstelle in Österreich,
seine Domain registrieren, aber dafür braucht man gewisse technische
Voraussetzungen, die nur wenige Endkunden haben. 95 Prozent aller
.at-Domains werden über Registrare verwaltet, diese stellen gleichzeitig
auch noch eine Reihe anderer Dienste wie etwa E-Mail oder Webspace
zur Verfügung. „Die Registrare übernehmen die Komplexität der
Domainregistrierung für den Endkunden“, erklärt Wein, dass sich dieses
System aufgrund der stark steigenden Domainanzahl entwickelt hat. Als
nic.at 1998 mit der Domainvergabe startete, hätte es im technischen und
juristischen Bereich noch sehr viele Graubereiche gegeben: „Vieles war
unklar, es hat noch keine Gerichtsurteile gegeben, die technischen Dinge
waren nicht ausgereift. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis sich jedes
Land ein Stück weit selbst gefunden und organisiert hatte. Die Registrare
brachten auch eine Harmonisierung.“
… DIE DEUTSCHE DOMAIN-LÄNDERENDUNG .DE
WELTWEIT AM HÄUFIGSTEN BENÜTZT WIRD?
Es gibt über 16 Millionen .de-Domains. Die Anzahl
der Länderdomains hängt laut Wein oft mit der
Regulierung zusammen. Während in manchen
Ländern lange nur Inländer heimische Domains
registrieren durften, gab es in Deutschland schon sehr
früh liberale Vergaberichtlinien und günstige Preise.
In Österreich ist es ähnlich liberal – jede Person über
18 Jahre kann unabhängig von ihrem Wohn- und
Aufenthaltsort beliebige .at-Domains registrieren. Der
Antragsteller ist selbst dafür verantwortlich, dass
er keine Namens- und Markenrechte verletzt. Auch
wenn die kürzeren .at-Domains bereits vergeben sind,
gebe es für den deutschen Sprachgebrauch in den
nächsten Jahren noch genügend .at-Domains.