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gleitung dafür investiert haben, war es im
Endeffekt trotzdem zu wenig.“ Besonders
Leute aus Bereichen, in denen die Verein-
fachung der Arbeitsprozesse am heftigsten
gefordert wurde, hätten sich bei der Um-
stellung am schwersten getan. Die Trans-
parenz im Unternehmen ist gestiegen
und das habe bei einigen Mitarbeitern
ein gewisses Unbehagen ausgelöst. Um-
gekehrt hätten die Montagemitarbeiter
die Digitalisierung entgegen der Erwar-
tungen des Geschäftsführers am besten
und schnellsten angenommen. Thumser
erklärt sich das damit, dass sich deren
Papierarbeit reduziert hat, sie sich damit
mehr auf ihre eigentliche Arbeit kon-
zentrieren können und damit die Wert-
schätzung der Arbeit besser ankommt.
Die Probleme sind aber mittlerweile ver-
gessen: Der Produktivitätsgewinn war
enorm, nach rund drei Jahren waren die
Investitionskosten wieder eingespielt.
Man hat mit fünf bis sechs Jahren ge-
rechnet. Die Einschulung neuer Mit-
arbeiter würde mit dem neuen System
wesentlich schneller gehen, es könne
nun ortsunabhängig gearbeitet werden –
dies ermögliche die Integration externer
Partner oder auch die Weiterbeschäfti-
gung einer Mitarbeiterin, die nach Italien
gezogen ist: „Die Kollegin arbeitet wei-
terhin so, als würde sie im Büro sitzen“,
freut sich Thumser, eine hochqualifizier-
te Mitarbeiterin nicht verloren zu haben.
02
Autohaus Aschauer
Vor fünf Jahren sind mit der Einführung
eines Dokumentenmanagements die Pa-
pierzettel aus dem Autohaus Aschauer
in Arbing im Bezirk Perg verschwunden.
Dazu Geschäftsführer Franz Aschauer:
„Wenn ich gewusst hätte, wie viele Vortei-
le es bringt, wenn alle Dokumente digital
für alle Mitarbeiter zur Verfügung stehen,
hätte ich das noch viel früher gemacht.“
Für die Kunden entstand eine App, in der
sie genau mitverfolgen können, was bei
ihren Fahrzeugen in der Werkstatt pas-
siert, Schäden werden vom Mechaniker
fotografiert und dann automatisiert von
der App dem richtigen Kunden zugeord-
net. Aktuell entwickelt ein Start-up ein
Kundenbindungstool für das Autohaus
mit 29 Mitarbeitern. Dieses soll in rund
einem halben Jahr einsatzbereit sein, De-
tails will der Chef noch nicht verraten.
Entscheidend bei solchen Digitalisie-
rungsprojekten ist laut Aschauer, dass der
Geschäftsführer persönlich dahintersteht
und dieser oder auch jemand anderer im
Betrieb sich darum kümmert: „Externe
Partner können solche Projekte alleine
nicht tragen.“
03
Service Team
Gebäudereinigung
Die Linzer Gebäudereinigungsfirma mit
300 Mitarbeitern begann vor zehn Jahren
mit dem Einsatz einer Kundenplattform
02
03
Die Industrie bewirbt die
Digitalisierung im Vergleich
zum Gewerbe und Handwerk
in der Öffentlichkeit mehr,
aber sie ist bei der Umsetzung
überhaupt nicht voraus.
Michael Pecherstorfer
Spartenobmann
Gewerbe & Handwerk, WKOÖ