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Nach Schema F kann man
weder ein Steak grillen noch
ein Unternehmen führen.
Florian Hütthaler
Eigentümer und Geschäftsführer,
Hütthaler
pönt ist, ist dort Standard.“ So würden
in Amerika die Rinder so gefüttert wer-
den, dass sie möglichst schnell Fleisch
aufbauen, und es würden Wachstums-
hormone zum Einsatz kommen. Das
Fleisch bekomme mit chemischen Zu-
sätzen in der Verpackung eine Haltbar-
keit von sechs Monaten: „Unser Fleisch
würde nie so lange halten.“ Doch wie
kann man gutes heimisches Rindfleisch
erkennen? Hütthaler rät, zu gereiftem
Fleisch aus der Region zu greifen. Bei-
des sei meist auf den Verpackungen in
den Supermärkten vermerkt. Österreich
habe ein sehr gutes Tierschutzgesetz
und dadurch erreiche man schon ein-
mal einen relativ hohen Standard. Je
nachdem, wie hoch der Standard dann
sein soll, gibt es mit Bio oder Tierwohl
noch höhere Qualitätsstufen. Das Un-
ternehmen Hütthaler habe schon im-
mer auf Sonderthemen gesetzt. Man
habe sich laut eigenen Angaben vor
25 Jahren als erstes Unternehmen mit
Bio beschäftigt und sei mittlerweile ei-
ner der größten heimischen Biofleisch-
produzenten. Unter der Marke „Hof-
kultur“ werden seit Anfang 2017
Tierwohl-Produkte von Rindern und
Schweinen österreichweit im Handel
verkauft – teilweise auch als Eigenmar-
ken.
Knapp 30 Prozent mehr zahlt der Kon-
sument im Vergleich zum konventionel-
len Fleisch für Tierwohl, wo aufbauend
auf die gesetzlichen Tierschutzbestim-
mungen zusätzliche Maßnahmen für
die Tiere ergriffen werden. Mit der
Eröffnung eines gläsernen Schlachtho-
fes nach Tierwohlkriterien Anfang des
heurigen Jahres habe Hütthaler nun
Europas erstes Tierwohlprojekt, das
über die gesamte Wertschöpfungsket-
te beginnend bei den 29 Partnerhöfen
über den Frächter bis zum Schlachthof
und der Veredelung reicht. „Jeder, der
Fleisch isst, soll sich auch Gedanken
darüber machen, woher dieses kommt“,
sieht Eckl eine gewisse Verantwortung
bei den Konsumenten, den Lebensmit-
teln wieder mehr Wertschätzung ent-
gegenzubringen. Was den Umgang mit
Tieren anbelangt, würden laut Hüttha-
ler sehr viele negative Bilder in den
Medien kursieren. Aus dem Bereich der
Schlachtung wird der Konsument häu-
fig völlig ausgesperrt und gleichzeitig
wollen es viele auch gar nicht wahrha-
ben: „Es gehört aber einfach dazu, das
Fleisch kommt nicht von Zauberhand
in die Verpackung.“ Hütthaler wolle
mit seinem gläsernen Schlachthof zei-
gen, dass man den Konsumenten das
Thema sehr wohl zumuten und auch
zeigen könne. Man begegne den Tie-
ren im Schlachthof mit Respekt und
ermögliche ihnen ein „möglichst stress-
freies“ Schlachten. Skeptiker sind einge-
laden, den Schlachthof zu besichtigen
und sich von den Maßnahmen, die für
mehr Tierwohl gemacht worden sind,
selbst zu überzeugen. Von den beiden
Glasportalen aus sieht man zum einen
das Abladen der Tiere und die Warte-
ställe, zum anderen das „Schlachtband“.
Die Tötung an sich ist „aus ethischen
Gründen“ nicht sichtbar.
Flexibel reagieren
Das Fleisch liegt mittlerweile ein paar
Minuten am Griller. Es duftet nach
Rosmarin – damit wurde das Fleisch
eingepinselt. Gefragt nach der Erken-
nung des richtigen Garpunkts erklärt
Hütthaler, dass er sich dabei auf sein
Gefühl verlasse und zieht einen Ver-
gleich zur Unternehmertätigkeit: „Nach
Schema F kann man weder ein Steak
grillen noch ein Unternehmen führen –
man muss bis zu einem gewissen Teil auf
sein Bauchgefühl hören und täglich fle-
xibel auf neue Entwicklungen reagieren.“
Ganz wichtig dabei sei für ihn auch der
Austausch in der Managementrunde.
„Da ist aus jeder Ecke des Unternehmens
jemand dabei und so kann man neue
Visionen und Ideen von verschiedenen
Blickwinkeln betrachten.“ Und nicht
nur beim Grillen rennt der Schmäh,
auch bei der gemeinsamen Arbeit stim-
me die Harmonie, versichert Eckl: „Es
ist ein Familienbetrieb, wo wirklich auf
Augenhöhe miteinander kommuniziert
wird und das ist es auch, was ich so
schätze.“
In der Schublade habe man übrigens
schon wieder neue Ideen. Dazu Hüttha-
ler: „Wir sind sehr offen in allen Ge-
schäftsfeldern, die mit Lebensmitteln
zu tun haben, verarbeiten daher neben
Fleisch auch Fisch, stellen Conveni-
ence-Produkte her und möglicherweise
starten wir im Herbst mit einem völlig
neuen Geschäftsfeld.“ Dieses würde es
in dieser Form bisher nicht geben. Ge-
naueres will der Unternehmer aber noch
nicht verraten und lenkt auch gekonnt
ab, indem er das Fleisch, das mittler-
weile vom Griller zum Rasten in das
Rohr gegeben wurde, nach einer kurzen
Druckprobe heraus holt. Gemeinsam
schneiden die beiden die Steaks auf und
richten das Fleisch mit Gemüse und
selbstgemachten Chutney am Teller an.
Und schnell zeigt sich: Es war das rich-
tige Gefühl._