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ein paar Börsencrashes und die Kunden-
reaktionen darauf erlebt haben. Mein ers-
ter großer Crash war 1987, und dann ist
es alle zwei Jahre so dahingegangen. Seit
2009 haben wir eine relativ lange Zeit, wo
nur ein paar Kurseinbrüche passiert sind,
aber kein richtiger Crash.
Es gibt Anzeichen, dass es damit bald
zu Ende sein könnte. Wie kann man
sich als Anleger darauf vorbereiten?
Wonnebauer_
Man muss seine Ziele
kennen und sie mit einem Partner ab-
sprechen. Eine Bank weiß, wie man mit
schwierigen Zeiten umgeht. Für mich
ist der langfristige Horizont wichtig: Ich
verspreche meinen Kunden zum Beispiel,
der DAX wird sich verdoppeln, ich kann
nur nicht den genauen Zeitpunkt vorher-
sagen. Es ist aber nicht relevant, ob er in
fünf oder zehn oder 20 Jahren dort ist, die
Performance ist immer noch super. Der
beste Freund des Anlegers ist die Zeit und
der Zinseszins.
Was wollen Sie in Ihrem Haus noch
bewegen?
Wonnebauer_
Seit 2011 bin ich schon
Mitglied des Vorstands. Wenn ich jetzt
als CEO etwas ganz anders machen wür-
de, hätte ich vorher meinen Job nicht gut
gemacht. Unser Erfolgsrezept ist, dass wir
beständig wachsen. Zudem wollen wir
dem Kunden so gut wie möglich Formali-
täten und Zeit ersparen. Die gesetzlichen
Vorgaben sind hoch, aber der Kunde
soll sie nicht merken, weil sie eingebet-
tet sind in ein komfortables Ambiente.
Sie wollen also für die Kunden eine
Insel der Seligen schaffen?
Wonnebauer_
Ja, wir sind die Gu-
ten. (lacht) Banken haben ein schlech-
tes Image. Das versuchen wir zu
verbessern.
Zum Beispiel durch die Förderung von
Nachwuchskünstlern. Warum?
Wonnebauer_
Wir wollen der Gesell-
schaft in den Bereichen Ausbildung und
Jugend etwas zurückgeben. Wir raten
auch unseren Kunden, beim Investieren
an die Zukunft zu denken. Unsere Ge-
sellschaft ist fast nicht mehr dazu fähig,
langfristig zu denken, weil wir durch die
vielen Einflüsse jeden Tag völlig abgelenkt
sind. Wir müssen wieder dorthin zurück-
kommen, unsere Verantwortung für die
nächsten Generationen zu erfüllen.
Was möchten Sie an die nächste Ge-
neration in Ihrem Haus weitergeben?
Wonnebauer_
Speziell im Private Bank-
So erkläre ich einem dreijährigen Kind meine Arbeit_Ich bin
dafür da, dass du einmal in eine gute Schule gehen kannst.
Erfolg bedeutet für mich_wenn Mitarbeiter einen neuen Kunden
gewonnen haben.
2019 ist für mich das Jahr von_meinen ersten neun Monaten als CEO –
der erste, der nicht aus der Schweiz kommt, was für mich zeigt, dass
unsere Mutter uns zutraut, dass wir das auch aus eigener Kraft stemmen.
Wir sind Wunschkind und Einzelkind der Zürcher Kantonalbank in Zürich,
weil wir die einzige operative Auslandsbank sind.
Das Schweizer Image hilft_bei der Akquisition neuer Kunden, und
auch die fachliche Unterstützung aus Zürich ist enorm.
Diese drei Bücher nehme ich mit auf eine einsame Insel_
„Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahneman,
„Die Brücke von San Luis Rey“ von Thornton Wilder und
„Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig
In fünf Jahren werde ich_wahrscheinlich in Pension gehen, aber ich
hoffe, dass ich dann noch so fit bin, dass ich als Botschafter des Hauses
zur Verfügung stehen kann.
von Hermann Wonnebauer
ing sind Kontinuität der Ansprechpartner
und Beständigkeit ganz wichtig. Mein
Vater hat 42 Jahre im selben Betrieb ge-
arbeitet. Ich verstehe junge Menschen,
die viele verschiedene Dinge kennenler-
nen möchten. Aber irgendwann braucht
man auch beruflich eine Heimat, und die
wollen wir für unsere Mitarbeiter sein.
Man kann nicht zu Kunden nett und
zu den Mitarbeitern unberechenbar sein.
Die Grundeinstellung muss die gleiche
sein._