152

ein paar Börsencrashes und die Kunden-

reaktionen darauf erlebt haben. Mein ers-

ter großer Crash war 1987, und dann ist 

es alle zwei Jahre so dahingegangen. Seit 

2009 haben wir eine relativ lange Zeit, wo 

nur ein paar Kurseinbrüche passiert sind, 

aber kein richtiger Crash. 

Es gibt Anzeichen, dass es damit bald 

zu Ende sein könnte. Wie kann man 

sich als Anleger darauf vorbereiten?

Wonnebauer_

Man muss seine Ziele 

kennen und sie mit einem Partner ab-

sprechen. Eine Bank weiß, wie man mit 

schwierigen Zeiten umgeht. Für mich 

ist der langfristige Horizont wichtig: Ich 

verspreche meinen Kunden zum Beispiel, 

der DAX wird sich verdoppeln, ich kann 

nur nicht den genauen Zeitpunkt vorher-

sagen. Es ist aber nicht relevant, ob er in 

fünf oder zehn oder 20 Jahren dort ist, die 

Performance ist immer noch super. Der 

beste Freund des Anlegers ist die Zeit und 

der Zinseszins. 

Was wollen Sie in Ihrem Haus noch 

bewegen?

 

Wonnebauer_

Seit 2011 bin ich schon 

Mitglied des Vorstands. Wenn ich jetzt 

als CEO etwas ganz anders machen wür-

de, hätte ich vorher meinen Job nicht gut 

gemacht. Unser Erfolgsrezept ist, dass wir 

beständig wachsen. Zudem wollen wir 

dem Kunden so gut wie möglich Formali-

täten und Zeit ersparen. Die gesetzlichen 

Vorgaben sind hoch, aber der Kunde 

soll sie nicht merken, weil sie eingebet-

tet sind in ein komfortables Ambiente.  

Sie wollen also für die Kunden eine 

Insel der Seligen schaffen?

Wonnebauer_

Ja, wir sind die Gu-

ten. (lacht) Banken haben ein schlech-

tes Image. Das versuchen wir zu 

 

verbessern. 

Zum Beispiel durch die Förderung von 

Nachwuchskünstlern. Warum?

Wonnebauer_

Wir wollen der Gesell-

schaft in den Bereichen Ausbildung und 

Jugend etwas zurückgeben. Wir raten 

auch unseren Kunden, beim Investieren 

an die Zukunft zu denken. Unsere Ge-

sellschaft ist fast nicht mehr dazu fähig, 

langfristig zu denken, weil wir durch die 

vielen Einflüsse jeden Tag völlig abgelenkt 

sind. Wir müssen wieder dorthin zurück-

kommen, unsere Verantwortung für die 

nächsten Generationen zu erfüllen. 

Was möchten Sie an die nächste Ge-

neration in Ihrem Haus weitergeben?

Wonnebauer_

Speziell im Private Bank-

So erkläre ich einem dreijährigen Kind meine Arbeit_Ich bin 

dafür da, dass du einmal in eine gute Schule gehen kannst. 

Erfolg bedeutet für mich_wenn Mitarbeiter einen neuen Kunden 

gewonnen haben. 

2019 ist für mich das Jahr von_meinen ersten neun Monaten als CEO –  

der erste, der nicht aus der Schweiz kommt, was für mich zeigt, dass 

unsere Mutter uns zutraut, dass wir das auch aus eigener Kraft stemmen. 

Wir sind Wunschkind und Einzelkind der Zürcher Kantonalbank in Zürich, 

weil wir die einzige operative Auslandsbank sind.

Das Schweizer Image hilft_bei der Akquisition neuer Kunden, und 

auch die fachliche Unterstützung aus Zürich ist enorm. 

Diese drei Bücher nehme ich mit auf eine einsame Insel_

„Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahneman, 

„Die Brücke von San Luis Rey“ von Thornton Wilder und 

„Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig

In fünf Jahren werde ich_wahrscheinlich in Pension gehen, aber ich 

hoffe, dass ich dann noch so fit bin, dass ich als Botschafter des Hauses 

zur Verfügung stehen kann.

von Hermann Wonnebauer

ing sind Kontinuität der Ansprechpartner 

und Beständigkeit ganz wichtig. Mein 

Vater hat 42 Jahre im selben Betrieb ge-

arbeitet. Ich verstehe junge Menschen, 

die viele verschiedene Dinge kennenler-

nen möchten. Aber irgendwann braucht 

man auch beruflich eine Heimat, und die 

wollen wir für unsere Mitarbeiter sein. 

Man kann nicht zu Kunden nett und 

zu den Mitarbeitern unberechenbar sein. 

Die Grundeinstellung muss die gleiche  

sein._