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ein Gespür für Menschen und die Suche 

nach Beständigkeit. 

Sie haben das Kinderbuch „Sebastian 

und die Insel der Seligen“ geschrieben. 

Wieso geht man als Bankier unter  

die Schriftsteller? 

Wonnebauer_

Wir waren auf Urlaub 

in Caorle, als meine beiden Töchter 

noch klein waren. Ich wollte nicht im-

mer Sandburg bauen, also habe ich eine 

Geschichte erfunden von einem Buben 

namens Sebastian, der sich ein Haus 

aus Sand baut. Am Abend schläft er am 

Strand ein und wird von den Wellen 

fortgetragen. Am nächsten Tag wollten 

meine Kinder wissen, wie die Geschich-

te weitergeht, da habe ich die Insel der 

Seligen erfunden. Die heißt so, weil der 

Wald und das Meer alles geben, was die 

Menschen zum täglichen Leben brau-

chen, und es keinen Spiegel gibt, sodass 

die Menschen nie sehen, wie sie älter 

werden. 

Wie geht es Ihnen selbst, wenn Sie am 

Morgen in den Spiegel schauen?

Wonnebauer_

Ich bin happy, dass wie-

der ein neuer Tag beginnt und ich gesund 

bin. Zufriedenheit ist das Wichtigste, was 

man sich erarbeiten kann. Ein Wort, das 

ich verabscheue, ist Work-Life-Balance, 

denn das bedeutet, dass Work nicht Life 

ist. Die beiden gehören zusammen. 

Sie sind seit 1982 im Private-

Banking-Bereich. Wie haben sich 

die Privatkunden verändert?

 

Ein guter Bankberater muss seinen Kunden kennen und ihm gelegentlich widersprechen, 

ist 

Hermann Wonnebauer

 überzeugt. Wieso Harmonie für ihn dennoch ein zentraler Wert ist, 

weshalb vermögende Kunden entspannter sind und warum er ein Kinderbuch geschrieben hat, 

erzählt der neue CEO der Zürcher Kantonalbank Österreich im Interview. 

„DIE ANSICHTEN DES 

KUNDEN SIND KEINE HEILIGE KUH

Der beste Freund des 

Anlegers ist die Zeit und  

der Zinseszins.

Hermann Wonnebauer

CEO, Zürcher Kantonalbank 

Österreich

Redaktion_Bernhard Lichtenberger

Fotografie_Mario Riener

Illustration_Alexandra Auböck

Silbern glitzert die Salzach in der war-

men Frühsommersonne, auf dem Ma-

kartsteg funkeln abertausende Liebes-

schlösser, dahinter ragen das historische 

Hotel Sacher und das Schloss Mirabell 

auf. „Leider komme ich viel zu selten 

dazu, aus dem Fenster zu schauen“, ge-

steht Hermann Wonnebauer, der mit 

1. April als erster Nicht-Schweizer zum 

Vorsitzenden der Zürcher Kantonal-

bank Österreich aufgestiegen ist. Hin-

ter seinem Stehtisch zieren moderne 

Kunstwerke die Wände des spätmittel-

alterlichen Gewölbes in der Salzburger 

Getreidegasse. „Meine Töchter“, ant-

wortet der 60-Jährige schmunzelnd auf 

die Frage nach den Malern. Die Liebe 

zur Kunst und die Kreativität scheinen 

in der Familie zu liegen, genauso wie