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besucht. Durch das Kennenlernen von
verschiedensten Menschen, Kulturen,
Landschaften und Städten hat sich mei-
ne Verbindung zum Land intensiviert.
Besonders schön ist immer die Maipa-
rade in Moskau, die man auch aus dem
Fernsehen kennt. Es ist imposant, wenn
sich zehntausende Menschen entlang der
Strecke versammeln. Toll waren auch die
Olympischen Winterspiele in Sotschi, die
Gegend ist generell schön zum Skifahren.
Ein Highlight war auch die Fußballwelt-
meisterschaft in Russland, da konnte man
eine bisher ungekannte Offenheit im
Land beobachten. Brasilianische Tänzer
haben am Roten Platz Einlagen geboten,
in Sotschi haben die Fans gemeinsam mit
den russischen Einwohnern gesungen.
Seit April gibt es nun in Oberösterreich
das russische Honorarkonsulat.
Welche Aufgaben erfüllt es und
wie kann das Bundesland davon
profitieren?
Mayer
_
Das Honorarkonsulat zeigt die
Verbundenheit von Russland mit der Re-
gion. Zu seinen Aufgaben gehört es, einen
Kultur-, Bildungs- und wirtschaftlichen
Austausch zu festigen. Meine Aufgabe als
Honorarkonsul ist auch, oberösterreichi-
sche Unternehmen, die in Russland tätig
sind, zu unterstützen, Netzwerkveranstal-
tungen abzuhalten und die etwa 3.800
Russen in Oberösterreich zu betreuen.
Dass Russland ein Honorarkonsulat in-
stalliert hat, ist auch ein Zeichen von
Wertschätzung gegenüber Oberösterreich.
Wie sieht so eine Unterstützung für
oberösterreichische Unternehmen aus?
Mayer
_
Wenn etwa ein Unternehmen
plant, in Russland Fuß zu fassen, können
wir zum Gouverneur dieser Region Kon-
takt aufnehmen, versuchen zu vermitteln
Wir sitzen an einem großen Bespre-
chungstisch im ersten Stock der Unter-
nehmenszentrale von Backaldrin in Asten,
der Raum ist nun offizieller Sitz für das
Russische Honorarkonsulat. An der Wand
hängt ein Porträfoto des russischen Präsi-
denten Wladimir Putin, ein Geschenk des
russischen Botschafters Dimitry Lyubins-
kiy an Wolfgang Mayer anlässlich seiner
Ernennung zum Honorarkonsul. Der
einzige Honorarkonsul von Backaldrin
ist er allerdings nicht. Auch Jordanien hat
seit 2013 ein Konsulat im Haus – zwei
Konsulate in einem Unternehmen sind
einzigartig in Österreich.
Wie kam es zu Ihrer
Ernennung zum Honorarkonsul?
Mayer
_
Der russische Botschafter für
Österreich, Dimitry Lyubinskiy, hat uns
besucht, weil Backaldrin seit mehr als 20
Jahren in Russland aktiv ist. Er hat uns
vom Plan erzählt, in Oberösterreich ein
Honorarkonsulat zu eröffnen, und mich
gefragt, ob ich mir dieses Amt vorstellen
könne. Ich selbst reise seit über zehn Jah-
ren in die verschiedensten Regionen in
Russland und habe eine Leidenschaft für
das Land entwickelt. Ich habe natürlich
mit meinem Arbeitgeber Rücksprache
gehalten – denn Backaldrin stellt die
Büroräumlichkeiten und Ressourcen zu
Verfügung. Sowohl Eigentümer als auch
Geschäftsführer haben das Vorhaben aber
sofort unterstützt. Im Schnitt nimmt die
Tätigkeit fünf bis zehn Stunden reine Ar-
beitszeit pro Woche in Anspruch.
Seit zehn Jahren regelmäßig in
Russland – welche Erlebnisse haben
Sie dort besonders fasziniert?
Mayer
_
Die erste Reise fand vor gut
zehn Jahren statt, ich habe das Haus des
Brotes, unsere Niederlassung in Moskau,
Meine Aufgabe als Honorarkonsul
ist auch, oberösterreichische
Unternehmen, die in Russland
tätig sind, zu unterstützen.
Wolfgang Mayer
Geschäftsleiter Unternehmens-
kommunikation, Backaldrin
und helfen Kontakte zu knüpfen. Durch
die langjährige Tätigkeit dort kennt man
viele Menschen und weiß, wo man an-
knüpfen kann. Wenn im Gegenzug etwa
ein Gouverneur in Österreich auf Besuch
ist, versuchen wir, ihn nach Oberöster-
reich zu bekommen und ein Treffen mit
interessierten Wirtschaftstreibenden zu
veranstalten.
Bei der Eröffnungsfeier des
Honorarkonsulats wurde in
zahlreichen Reden die enge
Verbindung zwischen Russland
und Oberösterreich betont. Wodurch
zeichnet sich diese eigentlich aus?
Mayer
_
Durch unzählige Aktivitäten
von oberösterreichischen Unternehmen
in Russland, von der voestalpine, Fischer,
Backaldrin, Borealis oder Teufelberger,
bis hin zu einem aktiven Kulturaustausch.
Hans-Joachim Frey, langjähriger künstle-
rischer Leiter des Brucknerhauses, veran-
staltete etwa den „Russischen Dienstag“
im Brucknerhaus und ist sehr interessiert
an russischer Kultur. Dazu kommen die
etwa 3.800 Russen, die in Oberösterreich
leben.
Welche Chancen bietet Russland für
oberösterreichische Unternehmen,
wer sollte sich diesen Exportmarkt
besonders genau ansehen?
Mayer
_
Aufgrund seiner Größe ist Russ-
land für jedes Unternehmen spannend, es
ist das größte Land der Welt und bietet
unglaublich viele Geschäftsmöglichkei-
ten, Märkte mit einer ähnlichen Kultur
und einer gleichen Geschichte. Außer-
dem liegt Russland quasi vor der Haus-
türe, verglichen mit Asien, den BRICS-
Staaten oder Amerika ist es in Wahrheit
ein Katzensprung. Wenn ich das größte
Land der Welt mit einem unglaublichen