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len Fotografie kam auch meine Faszination 

zurück. Das explodierte regelrecht, ich hab 

sicher 20 Kameras. 

Haben Sie immer eine davon dabei?

Eichlseder_Fast immer. Nur heute nicht. 

Außer natürlich die Handykamera, aber ...

..

. Handyfotos gehen für echte 

Fotografen gar nicht, stimmt’s?

Eichlseder_(lacht) Das wäre eigentlich 

unter meiner Würde. Obwohl – wenn die 

Lichtverhältnisse stimmen, leisten die Han-

dykameras mittlerweile wirklich Giganti-

sches.

Grundsätzlich kann jeder ein Foto 

machen. Aber worauf kommt es an, 

damit es ein richtig gutes Bild wird?

Eichlseder_Das ist eine super Frage. Da 

könnte ich jetzt eine Stunde einen Vortrag  

darüber halten.

Mein Zug geht in eineinhalb 

Stunden, das geht sich aus. 

Eichlseder_(lacht) Also gut. An und für 

sich sind die Regeln ganz einfach. Das Prob-

lem ist ja oft: Man ist auf Reisen total beein-

druckt von einem Motiv. Und dann kommt 

man heim, schaut sich das Bild an und fin-

det es fad. Fürchterlich. Ich glaube, so geht’s 

vielen. Fotografie ist eine Mischung aus 

Kunst und Technik. Und dazu kann man 

eben einige Regeln befolgen, zum Beispiel 

beim Bildaufbau. Dabei geht’s um Vorder-

grund, Hauptmotiv und Hintergrund. Das 

Hauptmotiv sollte etwas seitlich oder verti-

kal versetzt angeordnet sein, das nennt man 

Goldener Schnitt. Der zweite Trick ist, dass 

immer etwas hineinführen muss ins Bild, 

das Horizontale ist langweilig. Farblich ist 

es immer gut, wenn ein roter Punkt im Bild 

ist. Und dann spielt das Licht eine ganz ent-

scheidende Rolle, da geht’s um jede Minute. 

Unter der blauen Stunde versteht man die 

besondere Färbung des Himmels während 

der Zeit der Dämmerung nach Sonnenun-

tergang und vor Eintritt der nächtlichen 

Dunkelheit, am Morgen ist es die goldene 

Stunde. Und manchmal geht es auch darum, 

Regeln bewusst zu brechen. 

In der digitalen Fotografie geht es 

meist auch darum, die Bilder zu 

bearbeiten, am Kontrast oder an der 

Belichtung zu feilen. Wenn Sie nun die 

Bilder Ihrer Karriere betrachten, gibt es 

da welche, die Sie im Nachhinein gern 

bearbeiten würden?

Eichlseder_Nein, ich bin sehr glücklich, 

wie ich es getroffen habe. Ich bin öfter vor 

einer Entscheidung gestanden und ich bin 

zufrieden, wie es gelaufen ist, man weiß 

ja nicht, was sonst daraus geworden wäre. 

Das sind lauter Weggabelungen, hätte ich 

eine andere Abzweigung genommen, mein 

Leben wäre komplett anders verlaufen. Das 

beginnt mit der Wahl des Studienortes. 

Dort habe ich meine Frau kennengelernt. 

Hätte ich etwas anderes studiert, hätte ich 

andere Freunde gehabt, wäre in eine andere 

Firma gegangen. Und dann kamen immer 

wieder finanzielle Verlockungen. Aber den 

Verlockungen des Geldes bin ich nicht er-

legen, obwohl es ein paar Mal interessant 

gewesen wäre. Ich bin froh, dass ich so ent-

schieden habe._

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 Leopoldsteinersee 2013

Erholung in der Nähe am 

Leopoldsteinersee in Eisenerz.

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 Hamburg 2007

Abendspaziergang in 

der Speicherstadt.