122

Masse, an Klickzahlen und Likes zu ori-

entieren. „Wir sind Experten. Wir sind 

politisch und gesellschaftlich verschieden 

und haben durch unser Netzwerk, unsere 

Erfahrung und Expertise Fühler und ein 

Radar, das uns sagt, was für unsere Gesell-

schaft wichtig ist und was nicht“, meint 

Klenk dazu. Und egal ob es sich hier um 

Printprodukte oder digitale Berichterstat-

tung handle, „wenn man den journalisti-

schen Prinzipien treu bleibt, dann bleibt 

man glaubwürdig“, sagt Mandlbauer. Er 

sehe den großen Vorteil von Printpro-

könne Twitter ebenfalls gewinnbringend 

sein. Aber eben nur manchmal. Sehr oft 

werde mit rechthaberischen Leuten dis-

kutiert, die immer Streit provozieren oder 

„jemandem einfach ins Haxl beißen wol-

len“. Hier ende die Sinnhaftigkeit dieser  

Infrastruktur. 

Gerüstet für die Zukunft? 

Wie soll sie nun aussehen, die Kommu-

nikation der Zukunft? Kriegner meint 

dazu: „Wir in der Kommunikations- und 

Werbebranche werden uns auf sinnvolle 

und brauchbare Informationen konzent-

rieren. Und diese Relevanz ist datengetrie-

ben. Was aber nicht heißen soll, dass diese 

personalisierte Information zukünftig nur 

mehr digital erfolgen wird.“ Print und das 

haptische Erlebnis seien das Pendant zur 

hektischen Digitalwelt. Und man brauche 

beides. „Dass das Papier aussterben wird, 

ist Quatsch“, meint auch Klenk. „Wir ha-

ben noch nie so viele Zeitungen verkauft 

wie jetzt. Die Leute wollen in Ruhe lesen, 

blättern, sich vertiefen. Versinken. Abste-

cken und Ausstecken.“ Und Mandlbauer 

erklärt: „Wir haben seit zwei Jahren un-

seren Newsroom, wo wir an Messinstru-

menten so circa alles über unsere Leser 

erfahren können: Was sie interessiert, die 

Lesedauer von Artikeln und vieles mehr. 

Digital richten wir uns sicher mehr da-

nach und versuchen, schnell und kurz 

zu berichten.“ Im Printprodukt versuche 

man aber bewusst, sich mit längeren Tex-

ten und Geschichten davon abzukoppeln. 

„Wir verspüren ein Riesenecho darauf“, 

freut sich Mandlbauer. „Zwei unabhängi-

ge Plattformen, die von uns bedient wer-

den, die sich aber noch mehr auseinander-

entwickeln werden.“ Und Klenk erklärt: 

„Meine Vision ist, dass Abonnenten unsere 

Zeitung oder anderer Qualitätsblätter eine 

Art Clubmitgliedschaft erhalten für einen 

Thinktank. Die Zeitung als Thinktank, 

der verschiedene gut recherchierte, ana-

lysierte und kommentierte Themen auf 

unterschiedliche Art und Weise an sein 

Publikum vermittelt.“ Durch digitalen 

und gedruckten Lesestoff, Expertenrun-

den, Workshops und natürlich Podcasts, 

ein Medium, welches Klenk als „totales 

Zukunftsmedium“ sehe. Und er ergänzt: 

„Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Es 

gibt national und international ein großes 

Bedürfnis nach Überprüfung, ob etwas 

Fake oder Fakt ist. Klassischen Medien 

wird wieder mehr vertraut.“ Vor 20 Jahren 

hätten nur einige wenige Bio-Eier gekauft. 

Und dann sei man plötzlich draufgekom-

men, dass Eier aus Legebatterien zwar sehr 

billig sind, aber unter Produktionsbedin-

gungen hergestellt werden, die man nicht 

vertreten kann. „Und schauen Sie heute 

mal in die Supermarktregale!“ Ja, dann 

schauen Sie mal. _

dukten im „Überraschungseffekt“: „Ich 

lese auf einmal etwas, von dem ich vorher 

noch nicht einmal wusste, dass es mich 

interessieren könnte. Werde dadurch of-

fener und kann mich weiterentwickeln.“ 

Intelligent genutzt, so Klenk, können 

aber natürlich auch soziale Plattformen 

einen großen Mehrwert bringen. „Ich 

liebe Twitter. Hier werden mir in meiner 

Timeline jene Informationen von Tages-

zeitungen zugespielt, die mich wirklich in-

teressieren. Ich nutze es als Informations-

kanal.“ Als Diskussionskanal verwendet, 

 … HARALD KRIEGNER

Geschäftsführer von Lunik 2

01

 Jeder Mensch sieht am Tag mehrere tausend Werbungen. 

Viele Menschen sind überfordert und machen zu. Wie bekommt 

man 2019 seine Werbebotschaft glaubwürdig an die Zielgruppe? 

Keiner will in Wahrheit Werbung haben, sie ist fast immer und überall 

störend. Mit lustigen und kreativen Sujets allein wird man es nicht mehr 

schaffen. Man muss wirklich genau überlegen, ob die Botschaft für 

die Zielgruppe relevant und vor allem wahr ist. Werbung soll zukünftig 

mehr als hilfreiche Information funktionieren. Dazu muss man anfangs 

ganz genau tüfteln und nach einer Botschaft suchen, die auch wirklich 

das Potential hat. Und da wird aus meiner Sicht oft gekleckert. So eine 

Suche kann auch bedeuten, dass herauskommt, dass das Produkt keine 

Existenzberechtigung hat. Und es dann unehrlich schön zu reden, wäre 

falsch und nicht erfolgversprechend. 

02

 In einem Zitat verabschieden Sie sich mit „Adieu Marke!“ von der 

Marke. Warum? Wenn man etwas selbstkritisch ist und weiß, dass man 

die Leute mit Werbung völlig überfordert, weil alle heute sehr unter Druck 

stehen, dann stellt sich die Frage: Macht Werbung so noch Sinn? Oder 

dient das nur noch der Gewissensberuhigung von Marken? Wir stellen 

uns diesen Fragen auch tagtäglich und versuchen deswegen, Prozesse 

und Strukturen zu entwickeln, die höchstmögliche Treffsicherheit 

gewährleisten. 

03

 Big Data, Native Ads, Contentmarketing oder Smart Content? 

Ihre Branche ist einem starken und schnellen Wandel unterworfen. 

Wie soll das ideale Marketing der Zukunft aussehen? Die Aufgaben 

der Werbeagenturen werden sich von der reinen Kreation von 

Headlines zu der Überlegung, über welchen Kanal welche Information 

wahrgenommen wird, verändern. Wenn ich heute mein Auto zu Schrott 

fahre und am nächsten Tag ein Autoprospekt hereinbekomme, dann ist 

das für mich eine hilfreiche Information. Und keine Werbung. Daten und 

das Thema Digitalisierung sind demnach enorm wichtig für die Zukunft. 

Wenn man weiß, welche Bedürfnisse Menschen zu welcher Zeit haben, 

kann man konkreter Antworten und hilfreiche Informationen liefern. Mit 

dem Onlineverhalten hinterlässt man Spuren. Interesse wurde bekundet. 

Und hier wird es zukünftig noch weitere Möglichkeiten geben, wie man 

Interessen voraussagen kann. Es wird sich weisen, wie liberal oder 

restriktiv mit persönlichen Daten in ein paar Jahren dann umgegangen 

werden darf.