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erste berufliche Erfahrungen sammelt.
Seine Schwester und er spornen sich
gegenseitig an, wer zum Beispiel den
Segelschein oder den Studienabschluss
schneller schafft. „Meine Schwester ist
eine starke Persönlichkeit, da habe ich
gelernt, mich zu behaupten und zu ar-
gumentieren.“ Und dabei auch immer
aufeinander Rücksicht zu nehmen, lacht
Priglinger. „Wir sind eine diskussions-
freudige Familie und können gut mit
Feedback und Kritik umgehen.“
Diese familiären Erfahrungen beein-
flussen ihn bis heute: „Man lernt, dass
nicht alles nach dem eigenen Kopf geht“,
ist Priglinger überzeugt. „Ich wäre eine
andere Persönlichkeit und hätte einen
anderen Führungsstil, wenn ich Einzel-
kind wäre.“
Frühe Verantwortung
Diese Einschätzung teilt auch Johann
Lehner: „Mit Geschwistern gibt es
eine gewisse Gruppendynamik, die ich
als Einzelkind nicht habe, diesen Ge-
gensatz zwischen Sicharrangieren und
Sichdurchsetzen. Das kann man gut in
Unternehmen brauchen.“ Als ältester
von drei Geschwistern – die Schwester
ist zwei, der Bruder zehn Jahre jünger –
„habe ich die Verantwortung gehabt, auf
die Kleinen aufzupassen. Wenn die Vase
bei einer Polsterschlacht im Wohnzim-
mer runtergefallen ist, war ich verant-
wortlich, weil ich es besser wissen hätte
und die Familie optimal passt“, schil-
dert Rabmer-Koller. „Denn die beiden
Bereiche lassen sich nie ganz trennen.“
Geschwisterlicher Ansporn
Derselbe Gedanke hat auch Familie Prig-
linger beschäftigt, als Sohn Maximilian
2016 ins Familienunternehmen Biohort
eingestiegen ist: Seine zwei Jahre ältere
Schwester war zu dem Zeitpunkt be-
reits im Unternehmen, auch der zehn
Jahre jüngere Bruder hat Interesse am
Betrieb. Um eventuellen Differenzen
vorzubeugen, schafft ein Familienkodex
klare Verhältnisse, schildert Maximilian
Priglinger: „Wenn wer aus der Familie
im Unternehmen arbeiten will, welche
Ausbildung und Erfahrung muss er mit-
bringen? Wer ist das Gesicht nach au-
ßen und wer hat das letzte Wort?“ Die
gemeinsam festgelegten Normen gelten
für alle Familienmitglieder gleicherma-
ßen. „Nur der Sohn oder die Tochter zu
sein, zählt nicht. Das ist für die Mitar-
beiter und das Unternehmen ganz we-
sentlich.“
Das deckt sich mit den Werten, die
Priglinger in seiner Kindheit gelernt
hat: „Wir sind so erzogen worden, dass
man einen Anspruch an sich selbst stel-
len muss.“ Dieser Ehrgeiz treibt ihn an,
stets mehr als das Notwendige zu leisten,
egal ob als Schulsprecher, als Milizoffi-
zier beim Bundesheer oder als Projekt-
leiter bei der Firma Rosenbauer, wo er
Als Ältester habe ich die
Verantwortung gehabt, auf die
Kleinen aufzupassen.
Johann Lehner
Geschäftsführer,
Die Wirtschaftstreuhänder
Ältester von drei Geschwistern