94

erste berufliche Erfahrungen sammelt. 

Seine Schwester und er spornen sich 

gegenseitig an, wer zum Beispiel den 

Segelschein oder den Studienabschluss 

schneller schafft. „Meine Schwester ist 

eine starke Persönlichkeit, da habe ich 

gelernt, mich zu behaupten und zu ar-

gumentieren.“ Und dabei auch immer 

aufeinander Rücksicht zu nehmen, lacht 

Priglinger. „Wir sind eine diskussions-

freudige Familie und können gut mit 

Feedback und Kritik umgehen.“

Diese familiären Erfahrungen beein-

flussen ihn bis heute: „Man lernt, dass 

nicht alles nach dem eigenen Kopf geht“, 

ist Priglinger überzeugt. „Ich wäre eine 

andere Persönlichkeit und hätte einen 

anderen Führungsstil, wenn ich Einzel-

kind wäre.“

Frühe Verantwortung 

Diese Einschätzung teilt auch Johann 

Lehner: „Mit Geschwistern gibt es 

eine gewisse Gruppendynamik, die ich 

als Einzelkind nicht habe, diesen Ge-

gensatz zwischen Sicharrangieren und 

Sichdurchsetzen. Das kann man gut in 

Unternehmen brauchen.“ Als ältester 

von drei Geschwistern – die Schwester 

ist zwei, der Bruder zehn Jahre jünger –  

„habe ich die Verantwortung gehabt, auf 

die Kleinen aufzupassen. Wenn die Vase 

bei einer Polsterschlacht im Wohnzim-

mer runtergefallen ist, war ich verant-

wortlich, weil ich es besser wissen hätte 

und die Familie optimal passt“, schil-

dert Rabmer-Koller. „Denn die beiden 

Bereiche lassen sich nie ganz trennen.“ 

Geschwisterlicher Ansporn

Derselbe Gedanke hat auch Familie Prig-

linger beschäftigt, als Sohn Maximilian 

2016 ins Familienunternehmen Biohort 

eingestiegen ist: Seine zwei Jahre ältere 

Schwester war zu dem Zeitpunkt be-

reits im Unternehmen, auch der zehn 

Jahre jüngere Bruder hat Interesse am 

Betrieb. Um eventuellen Differenzen 

vorzubeugen, schafft ein Familienkodex 

klare Verhältnisse, schildert Maximilian 

Priglinger: „Wenn wer aus der Familie 

im Unternehmen arbeiten will, welche 

Ausbildung und Erfahrung muss er mit-

bringen? Wer ist das Gesicht nach au-

ßen und wer hat das letzte Wort?“ Die 

gemeinsam festgelegten Normen gelten 

für alle Familienmitglieder gleicherma-

ßen. „Nur der Sohn oder die Tochter zu 

sein, zählt nicht. Das ist für die Mitar-

beiter und das Unternehmen ganz we-

sentlich.“

Das deckt sich mit den Werten, die 

Priglinger in seiner Kindheit gelernt 

hat: „Wir sind so erzogen worden, dass 

man einen Anspruch an sich selbst stel-

len muss.“ Dieser Ehrgeiz treibt ihn an, 

stets mehr als das Notwendige zu leisten, 

egal ob als Schulsprecher, als Milizoffi-

zier beim Bundesheer oder als Projekt-

leiter bei der Firma Rosenbauer, wo er 

Als Ältester habe ich die 

Verantwortung gehabt, auf die 

Kleinen aufzupassen.

Johann Lehner

Geschäftsführer,  

Die Wirtschaftstreuhänder 

Ältester von drei Geschwistern