71
lösen. Homogene Arbeitsteams, egal ob in
Wirtschafts- oder Sozialbetrieben, gelten
längst als überholt. Wenn man vieles von
Gleichem hat, ist man nicht erfolgreicher.
Sondern im Gegenteil: Das würde Rich-
tung Stillstand und „Bewahren" gehen
und nicht zu Weiterentwicklung und In-
novation führen.
#02
Können durch die
Einführung weiterer Regle-
mentierungen oder Quoten für
mehr Vielfalt in den unter-
schiedlichen Branchen
bestehende Vorurteile,
Klischees und Rollenbilder
verdrängt werden?
Hintenaus
_Von zusätzlichen Reglemen-
tie-rungen halte ich generell nicht viel.
Von denen haben wir bereits ausreichend.
Ich setze da eher auf die Eigenverantwor-
tung der Unternehmen. Denn wer Vielfalt
fördert, wird erfolgreicher sein. Es geht
darum, Mitarbeiter mit breit gefächerten
Fähigkeiten, Talenten und Kompetenzen
für das Unternehmen zu gewinnen und
zu fördern.
Lehner-Linhard_
Wir müssen uns vom
Quotendenken entfernen. Es gibt ja schon
für so vieles eine Quote. Ich denke, man
bekommt automatisch die richtige Mi-
schung im Arbeitsleben, wenn man früh
die individuellen Talente erkennt: Es
beginnt also in der Kindheit, in der Kin-
deserziehung und Schulbildung. Es muss
nicht jeder perfekt Englisch sprechen
können und gleichzeitig ein Mathegenie
sein. Es gilt herauszufinden: Wo liegen die
Fähigkeiten? Die Stärken, die Schwächen
eines Kindes? Wenn man diese rechtzeitig
entdeckt, wird man sie später für den Job
begeistern können. Und damit ein ent-
sprechendes Selbstvertrauen entwickeln.
Individuelle Förderung ist also eine gute
Alternative zur Quote und schafft von
selbst eine bunte Mischung.
Bogner-Strauß
_Um bestehende Vorurtei-
le, Klischees und Rollenbilder abzubauen,
braucht es ein Umdenken in der Gesell-
schaft und noch mehr Bewusstseinsbil-
dung. Eine Quote mag ein Teil eines Maß-
nahmenpakets in einem Unternehmen
sein. Aber am wichtigsten ist, dass sich die
Geschäftsführung zu Diversität und Chan-
cengleichheit von Männern und Frauen
bekennt und sich auch entsprechende
Ziele setzt. Viele Unternehmerinnen und
Unternehmer haben mir erzählt, dass sie
sich mit dem Thema „Unconscious Bias“,
den im Unterbewusstsein verankerten Ste-
reotypen, auseinandersetzen. Sie bieten
Maßnahmen und Trainings für ihre Mit-
arbeiter an, um vorhandene Stereotypen
Schritt für Schritt abzubauen. Auch das ist
ein Schritt in die richtige Richtung.
#03
Mixed Leadership aus
Männern und Frauen soll besse-
re Ergebnisse als reine Männer-
zirkel liefern. Glauben Sie, dass
Unternehmen mit gemischten
Führungsteams wirklich erfolg-
reicher sind? Welche Charakter-
eigenschaften braucht man für
die Spitze?
Boxhofer
_Ich bin mir sicher, dass ge-
mischte Führungsteams sehr bedeutend
für ein Unternehmen sind. Wir sind
in der Geschäftsführung zu zweit, ein
Mann und ich. Am Anfang war es eine
Herausforderung, wir mussten uns na-
türlich aneinander gewöhnen und lernen,
mit den Stärken und Schwächen vonei-
nander umzugehen. Wir haben schnell
gesehen, dass wir uns prima ergänzen:
Die Schwäche des einen kann durch eine
Stärke des anderen ausgeglichen werden.
Ich habe einmal gelesen, dass, wenn zwei
Man bekommt automatisch die
richtige Mischung im Arbeitsle-
ben, wenn man früh die eigenen
Talente erkennt.
Claudia Lehner-Linhard
Center Managerin, SCW Wels
Es geht darum, Mitarbeiter mit
breit gefächerten Fähigkeiten,
Talenten und Kompetenzen zu
gewinnen und zu fördern.
Michael Hintenaus
Personalchef, Hypo Oberösterreich
Homogene Arbeitsteams, egal ob
in Wirtschafts- oder Sozialbetrie-
ben, gelten längst als überholt.
Andrea Boxhofer
Geschäftsführerin,
Diakonie-Zentrum Spattstraße