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genießen hätte wollen. Dazu Scherb junior: „Ich sehe das nicht
als Entweder-oder – mir taugt extrem, was ich mache.“ Als Vorteil
seines Alters nennt Scherb junior, dass er teilweise noch offener
und ohne vorgeformte Meinung an Dinge herangehen würde.
Generell hänge das Thema aber auch stark davon ab, wie man
selber damit umgehe und auftrete: „Ich lasse mein Alter nicht zum
Thema werden.“
Scherb junior studierte in London und arbeitete zuletzt für
McKinsey in London. Die Übersiedlung der Arbeitsstätte von
der Weltstadt in das kleine, knapp 9.000 Einwohner große
Attnang-Puchheim sei durchaus eine Umstellung gewesen, erzählt
Scherb junior schmunzelnd: „Ich sprach erst kürzlich mit einem
Geschäftspartner in Wien über dessen Lieblingslokale. Ich konnte
da nicht so viel erzählen – in Attnang-Puchheim ist die Auswahl
begrenzt.“ Er könne das Fernweh aber gut mit seinen geschäftlichen
Reiseaktivitäten ausgleichen und unter der Woche sei es eh gut,
wenn man sich auf die Arbeit konzentrieren kann. Spitz hat eine
Exportquote von 35 Prozent, inklusive Power Horse sind es 50
Prozent. Der Energydrink wird zu 99 Prozent exportiert, es gibt
ein Büro in Dubai. Für weiteres Wachstum von Spitz müsse man
verstärkt ins Ausland gehen. Zusätzlich zu Budapest und
Deutschland überlege man, weitere Büros im Ausland zu eröffnen.
Damit holt Scherb junior das ursprünglich bei seinem Einstieg in
das Familienunternehmen geplante „noch einmal Rausgehen“ nun
mit der gesamten Unternehmensgruppe nach.
„Ich habe mich immer
selbstbewusst gezeigt und
kundgetan, was ich kann“
Alice Godderidge ist es eigentlich leid, über Frauen in
Führungspositionen zu sprechen. Und sie hat ja auch recht, das
Thema ist abgedroschen. Aber die immer wieder schwierige Suche
nach Frauen für diese Serie zeigt, wie aktuell es noch immer ist.
Und wenn man dann einmal jemanden gefunden hat, geht es
einfach nicht ohne diesem Thema. Als Godderidge 1990 an der
Montanuniversität Leoben mit dem Kunststofftechnikstudium
begann, gab es noch eine geringe, einstellige Frauenquote. Zum
Ende des Studiums war die Quote bereits im zweistelligen
Prozentbereich. In der Industrie hätten sich diese Steigerungen aber
nicht niedergeschlagen. Für Godderidge gibt es dafür zwei Gründe:
Die fehlenden Möglichkeiten für die Kinderbetreuung. Und
die
Frauen selbst. „Die Frauen sind zu einem guten Teil selbst dafür
verantwortlich, weil sie sich weniger zutrauen als Männer und sich
mehr in den Hintergrund stellen.“ Eine provokante Aussage von
einer Frau, die gleichzeitig bewiesen hat, dass es auch anders geht.
Doch wie?
„Ich habe mich immer selbstbewusst gezeigt und kundgetan, was
ich kann“, antwortet Godderidge. Dazu komme, dass Frauen in
gleichwertigen Positionen im Vergleich zu Männern immer noch
mehr leisten müssten. Zum Punkt mit der Kinderbetreuung
sagt die heute 46-Jährige, dass sich eigene Kinder bei ihrem
Arbeitspensum nicht ausgegangen wären. Godderidge stieg nach
dem Studium in die Automobilbranche ein und übernahm
schnell Führungsaufgaben: „Meine Vorgesetzen haben erkannt,
dass ich gerne Verantwortung übernehme und
Menschen mit
auf eine Reise nehmen kann.“ Die eigene berufliche Reise
ALICE GODDERIDGE
CSO, ALU MENZIKEN GROUP
Geboren_1972
Ausbildung und Karriere_Studium „Kunststoff-
technik“ an der Montanuniversität Leoben, Start der
beruflichen Laufbahn im Projektmanagement des Au-
tomobilzulieferers Polytec, Aufstieg zur Assistentin des
Vertriebsvorstandes, Übernahme der Vertriebsleitung
und 2014 - 2018 Vorständin für Vertrieb, Entwicklung,
Projektmanagement und Marketing. Seit März 2019
CSO der Alu Menziken Group.
Das Schwierigste an meinem Job?_Mitarbeiter
mit verschiedenen Hintergründen, eigenen
Motivationen und Vorlieben in eine Richtung zu
bringen.
Laut werde ich_nie (nur bei Konzerten). Bei mir
wird es eher kritisch, wenn ich leise werde.
Drei Eigenschaften, die eine Führungskraft
haben sollte_klare Ziele setzen, offene
Kommunikation, Humor
Drei Eigenschaften, die sie nicht haben sollte_
Micromanagement, mit Maßnahmen statt mit Zielen
zu führen, zu hart sein
Lebensmotto_
„
Live life to the fullest.“
Wenn ich nicht diesen Job machen würde,
dann_würde ich in einer Rock- oder Heavy-Metal-
Band spielen. Ich habe in der Schulzeit zehn Jahre
in einer Band E-Gitarre gespielt.
Mein Karriere-Tipp_Am Anfang die Erwartungen
an sich selbst und die Außenwelt nicht zu hoch zu
setzen – alles braucht seine Zeit. Wenn man ein
Ziel vor Augen hat und das stetig verfolgt, erreicht
man dieses auch.