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noch jüngere Menschen.“ Neben einem
neuen Werbekonzept wurden dafür auch
die Teile modischer – was wiederum die
Gefahr berge, dass die Produkte kurz-
lebiger sind und man beim Geschmack
eher danebenliegen kann. Löffler hat ein
breites Sortiment für Winter und Som-
mer, jährlich werden rund 1,3 Millionen
Teile hergestellt. 60 Prozent davon wer-
den überwiegend nach Deutschland, in
die Schweiz sowie nach Italien exportiert.
Und das soll sich auch zukünftig nicht
wirklich ändern: „Wir sind in Europa da-
heim und haben hier noch so viel Platz
und Potential, dass wir uns in den nächs-
ten zehn Jahren locker noch hier beschäf-
tigen können, ohne dass uns Grenzen
aufgezeigt werden.“
Durch das breite Sortiment für Winter
und Sommer habe man verschiedene
Mitbewerber: „In jedem Segment gibt es
ein paar Spezialisten.“ Mit den großen
Sportmodeherstellern sei man zwar nicht
wirklich vergleichbar, aber Sportmode-
produkte würden jeweils nur einmal ge-
kauft werden und damit „knabbert jeder
am selben Kuchen“. Löffler habe mit
„Made in Austria“ und der hohen Qualität
ein Zusatzargument, das bei der finalen
Entscheidung zwischen zwei gleichwerti-
gen Produkten schlagend werde. 96 Pro-
zent der Produkte werden über den Fach-
handel verkauft und daher ist es für das
Unternehmen ein wesentliches Zukunfts-
thema, wie sich dieser weiterentwickelt:
„Da ist gerade viel im Umbruch. Wir
brauchen auch zukünftig einen starken
Fachhandel, das haptische Erlebnis ist ein
wesentlicher Faktor für unseren Verkaufs-
erfolg.“ Leodolter ist der Meinung, dass
das Onlinegeschäft weiter voranschreiten
wird und sich beim Fachhandel die ech-
kaufszahlen bekommen und diese in unse-
re Planung reinspielen“, erklärt Leodolter
einen Bereich der Digitalisierung, in dem
die Textilindustrie im Vergleich zu anderen
schon wesentlich weiter sei. Denn schließ-
lich gebe es pro Saison ein Sortiment von
rund 350 Artikeln, bei denen man mit
den unterschiedlichen Größen und Far-
ben auf rund 5.000 Artikel kommt, zu or-
ganisieren. Als zukünftige Projekte nennt
Leodolter 3D-Entwicklungen und eine
neue Lagerlogistik. Man wolle noch liefer-
spezifischer produzieren und schneller auf
Kundenbestellungen reagieren können –
aktuell verspricht man die Lieferung an
den Fachhändler innerhalb von 24 Stun-
den. Mit 3D-Entwicklungen wolle man in
ein bis drei Jahren die einzelnen Teile ei-
nes Kleidungsstückes auf dem Bildschirm
zusammensetzen und sich die Fertigung
von Prototypen sparen. In einem weiteren
Schritt könne man den Vertretern die 3D-
Darstellungen für die Präsentation beim
Fachhandel mitgeben und spare sich wie-
derum sämtliche physische Kollektionen.
Löffler produziert ausschließlich in Euro-
pa, während die Textilbranche immer wei-
terwandert und noch billiger produzieren
lässt. „Die Konkurrenz verkauft zu Preisen,
zu denen wir nicht einmal die Materiali-
en einkaufen können.“ Die Lohnkosten
seien in Ried 100 Mal so hoch wie etwa
in Bangladesch, im Vergleich zum Toch-
terwerk in Bulgarien etwa 30 Mal so hoch.
In den osteuropäischen Ländern würden
sie ein wenig steigen – zuletzt am stärks-
ten in Tschechien, wo die Kosten mittler-
weile halb so hoch wie in Österreich seien.
„Der Anstieg geht aber bei weitem nicht
so schnell wie erhofft“, wünscht sich Leo-
dolter eine raschere Angleichung. Was die
hohen Lohnkosten in Österreich betrifft,
gibt es vom Löffler-Chef im Unterschied
zu vielen anderen aber keinen Appell für
eine Senkung: „Das ist der falsche Ansatz,
wir leben in einem super Sozialstaat und
das hat seinen Preis. Wir sollten uns statt-
dessen darauf besinnen, wieder bewusster
einzukaufen, und damit die europäische
Produktion stärken.“ Leodolter plädiert
für ein Umdenken: In den vergangenen
Jahren hätte sich die Verteilung der Aus-
gaben völlig geändert, so sei es heutzuta-
ge etwa ganz normal, dass bereits Kinder
einen Handytarif um bis zu 20 Euro im
Monat haben. Jeder Haushalt gebe bis zu
100 Euro für Medien aus und versuche
gleichzeitig, seinen Wohlstand zu halten,
indem alles andere – von den Lebensmit-
teln bis zur Kleidung – möglichst günstig
eingekauft wird. Den Trend zur Nachhal-
tigkeit und zu Produkten aus Österreich
sieht Leodolter nur bedingt: „Viele Leute
sprechen zwar davon, aber am Schluss ent-
scheidet meist nur der Preis.“ Neben dem
Preisdruck bringt die Abwanderung der
Textilbranche für Löffler die Schwierig-
keit, dass nicht mehr alle Stoffe in Europa
verfügbar sind. Die Vorlieferanten ziehen
mit den Produktionsstätten mit. Konkret
gebe es Laminate, die speziell für den Re-
genschutz verwendet werden, nur mehr in
Asien.
Jüngere Zielgruppe
Doch wer greift zu Löffler-Produkten?
Vor drei Jahren definierte Löffler seine
Zielgruppe mit sportlichen Menschen
rund um die 40 Jahre neu und versucht
seither, deutlich jüngere Konsumenten
anzusprechen. „Das gelingt uns mittler-
weile auch recht gut. Diese Zielgruppe
hat gewisse finanzielle Möglichkeiten
und kauft wesentlich bewusster ein als
Die Konkurrenz verkauft
zu Preisen, zu denen wir nicht
einmal die Materialien
bekommen.
Otto Leodolter
Geschäftsführer, Löffler