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Wir brauchen faire Regeln für
die Emissionsbeurteilung von
Antriebstechnologien.
Harald Großauer
Landesdirektor, ÖAMTC
Oberösterreich
vor Wohnhäusern, haben wir da ein
Problem.
Welche Antriebstechnologie
wird sich durchsetzen?
Großauer
_Wir glauben, dass in Zukunft
ein Mix aus Antriebstechnologien vor-
handen sein wird, und sehen hier nicht
nur das E-Auto, sondern auch die Weiter-
entwicklung der Verbrennungsmotoren.
Mit synthetischen Kraftstoffen betrieben,
verursacht etwa ein Diesel, über die ge-
samte Lebensdauer hinweg gerechnet,
weniger Emissionen als ein Elektroauto.
In den kommenden zehn Jahren werden
Hybridautos den Markt dominieren, weil
sie den Autoherstellern dazu dienen, die
Flottenemissionsziele zu erreichen und
daher eine Brückentechnologie darstel-
len. Längerfristig wird die Zukunft der
Mobilität aber deutlich elektrischer, das
ist sicher.
Wie objektiv sind Emissionsbeurteilun-
gen heute und welche Rolle spielt das?
Großauer
_Es existiert eine Schieflage
in der Beurteilung. Elektrisch gefahrene
Strecken, auch bei Hybridautos, wer-
den mit null Emissionen gerechnet. Der
Strommix wird da nicht berücksichtigt.
Synthetische Treibstoffe hingegen wür-
den CO
2
-neutral beurteilt werden, wenn
man berücksichtigen würde, dass der bei
der Verbrennung entstehende CO
2
-Aus-
stoß bei deren Produktion kompensiert
wird. Wir brauchen faire Regeln für die
Beurteilung von Antriebstechnologien
und sollten dann den Wettbewerb ent-
scheiden lassen, welche Technologien
sich durchsetzen. Der Gesetzgeber soll-
te nicht in die Technologieentscheidung
eingreifen.
Wie schätzen Sie die
Brennstoffzellentechnologie ein?
Großauer
_Da stellt sich die Frage, ob
sie sich durchsetzen wird. Man muss sich
rein wegen des Wirkungsgrades fragen,
ob es Sinn macht, aus Strom Wasserstoff
zu erzeugen und dann wieder aus Wasser-
stoff Strom. Große Reichweite und kurze
Betankungszeit sind zwar große Vorteile,
Autos mit Brennstoffzellenantrieb sind
allerdings noch viel zu teuer.
Glauben Sie, dass E-Mobilität finanziell
mehr gefördert werden sollte?
Großauer
_Grundsätzlich ist es gut, dass
die E-Mobilität gefördert wird – manche
Technologien brauchen eine Anschubfi-
nanzierung. Eine Technologie muss sich
allerdings langfristig selbst tragen, damit
sie sich durchsetzen kann. Das momen-
tane Fördermodell ist für den Staat nur
tragbar, solange die Anzahl der E-Autos
relativ gering ist. Insgesamt müssen die
Autos einfach günstiger werden.
Wie könnte die Mobilität im Jahr 2050
in Oberösterreich aussehen?
Großauer
_Die Mobilitätswelt wird auf
jeden Fall bunter und intelligenter. Es
wird autonom fahrende Fahrzeuge ge-
ben. Autos sind in der Cloud und kom-
munizieren untereinander sowie mit der
Straße. Auch der Verkehr in der Luft
wird zunehmend ein Thema sein, wenn
man an Flugtaxis oder bemannte Droh-
nen denkt. Im öffentlichen Verkehr
wird sich ein Teil „on demand“ abspie-
len und den individuellen Bedürfnissen
der Menschen stärker Rechnung tra-
gen. Multimodale Mobilitätslösungen
werden Alltag sein, genauso wie Car-
Sharing und vor allem auch regionale
Microlösungen. Diese Lösungen werden
vor allem im ländlichen Raum zu finden
sein. Insgesamt gehen wir davon aus,
dass die Mobilität zunehmen, sich aber
deutlich besser an den Bedürfnissen der
Menschen orientieren wird. Nicht zu
unterschätzen ist auch die demografi-
sche Entwicklung. Das bedeutet, dass
künftig deutlich mehr ältere Personen
mobil sein werden._
Viele Unternehmen denken derzeit
darüber nach, ihre Firmenflotte auf
E-Autos umzustellen. Aber macht
dieser Umstieg überhaupt Sinn? In
erster Linie stellt sich dabei die Frage
des Nutzungsverhaltens – sprich,
welche Strecken werden hauptsäch-
lich gefahren? Der ÖAMTC bietet
hierzu eine umfangreiche technische
Beratung an und beantwortet alle re-
levanten Fragen – beginnend mit der
Auswahl des richtigen Fahrzeuges bis
hin zur Höhe der Betriebskosten oder
der Entwicklung des Restwertes. „Wir
haben da kein Eigeninteresse und
beraten neutral“, versichert ÖAMTC-
Landesdirektor Harald Großauer.
Umstieg sinnvoll?